Midway

Begonnen von BlackWolf, Fr, 25. August 2006, 14:50

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BlackWolf

Die Schlacht um Midway

Auslösende Faktoren

Die amerikanische Marineluftwaffenbasis auf den Midwayinseln war eine beträchtliche Bedrohung für Japan, stellte sie doch einen weit vorgelagerten Versorgungsposten der gegnerischen Streitkräfte im mittleren Pazifik westlich von Hawaii dar. Admiral Isoroku Yamamoto war bereits vor dem Überfall auf Pearl Harbor überzeugt, die amerikanische Flugzeugträgerflotte ausschalten zu müssen. Doch die Träger lagen am 7. Dezember 1941 - am Tag des japanischen Angriffs - nicht im Hafen.

Nach dem Luftangriff auf Tokio (Doolittle Raid) am 18. April 1942 und der Schlacht im Korallenmeer vom 7. bis 8. Mai 1942 wurde die Suche nach den amerikanischen Trägern zum Schlüsselfaktor des Pazifikkrieges.

Yamamoto ging davon aus, dass die Amerikaner keine Invasion auf der für die Luftwaffe strategisch wichtigen Inselgruppe dulden würden. Dies wollte Yamamoto ausnutzen, um die immer stärker werdende US-Flotte zu schwächen. Außerdem könnte Midway als Luftwaffenstützpunkt genutzt werden, um weit entfernte Ziele zu bedrohen.

Die japanische Strategie

Der Plan sah vor, die beiden kleinen Atoll-Inseln (Sand Island und Eastern Island) einzunehmen und eine eigene Luftbasis dort aufzubauen. Dies sollte die Amerikaner veranlassen, ihre Trägerflotte nach Midway in Marsch zu setzen. Die kampferprobte japanische Übermacht wollte sie dort angreifen und möglichst alle feindlichen Träger vernichten. Als Ablenkungsmanöver war gleichzeitig ein Schlag gegen die Alëuten im nördlichen Pazifik vorgesehen, die ebenfalls einen strategisch wichtigen Punkt bildeten.

Danach wäre die Übermacht der Japaner im Pazifik so groß geworden, dass eventuell ein Friedensvertrag in den existierenden Grenzen hätte ausgehandelt werden können - wie es die japanische Endsieg-Strategie vorsah.

Ausgangslage

Nach der Schlacht im Korallenmeer am 7. und 8. Mai 1942, bei der ein Flugzeugträger der Amerikaner verloren ging und ein weiterer schwer beschädigt worden war, verhielten sich die Japaner abwartend. Die Führungsebene der amerikanischen Marine vermutete, dass der Gegner seine Kräfte sammelte, um eventuell die Invasion Australiens vorzubereiten. Als weiteres mögliches Ziel fasste man Port Moresby auf Neu Guinea ins Auge. Je länger die japanische Flotte verborgen blieb, desto stärker richtete sich der Verdacht auf einen bevorstehenden Angriff auf die Flottenbasis in Pearl Harbor. Als nächstes Ziel erschien das Midway-Atoll als Ausgangsbasis für weitere Angriffe der Japaner als plausibel.

Die US-Funkaufklärung OP-20-G empfing einige Tage nach der Korallenmeerschlacht eine Nachricht, die an alle großen japanischen Flugzeugträger gerichtet war und einem Einsatzbefehl glich. Kurz danach erging ein weiterer Funkspruch an die Goshu Maru, in dem von einem Zielkürzel AF die Rede war. Den Amerikanern war bekannt, dass solche Kürzel für diverse Ziele im Pazifikraum benutzt wurden. So stand beispielsweise RZP für Port Moresby, R für Rabaul, PS für Saipan und AH für Oahu. Da einige der A-Kürzel Hawaii und umliegende Inseln bezeichneten, vermuteten einige Funkaufklärer Midway als AF. Die amerikanischen Funker auf der Insel Corregidor in der Bucht von Manila hatten schon im März AF als Midway identifiziert, aber durch die japanische Besetzung der Philippinen bestand kein Kontakt mehr zu ihnen. Admiral Nimitz entschied sich recht schnell für Midway und ließ am 18. Mai Admiral King über den geplanten japanischen Großangriff unterrichten.

Zur Absicherung des Funkkürzels AF bediente sich die US-Marine einer List. Über das nach Midway gelegte Kabel wurde die dortige Station aufgefordert einen Funkspruch im Klartext an das Oberkommando zu senden, in dem angegeben wurde, dass die Destillationsanlage für die Trinkwassergewinnung defekt sei und man sehr bald unter Wassermangel leiden würde. Das Oberkommando funkte anschließend auch im Klartext zurück, dass mit Wasserlieferungen Abhilfe geschaffen werde. Nun lag es an den Japanern, ob sie die Funksprüche abgehört hatten und wie sie darauf reagieren würden. Kurz danach sendete Tokyo den täglichen Geheimdienstreport an alle Schiffe. Eine der Nachrichten lautete, dass auf AF das Wasser knapp werde. Damit war Midway eindeutig identifiziert und Nimitz beorderte sofort alle Träger zurück nach Pearl Harbor.

Die Japaner setzten die Trägerflotte Kido Butai von Vizeadmiral Chuichi Nagumo mit vier Flugzeugträgern, dem Flaggschiff Akagi, der Kaga, der Hiryu und der Soryu, in Richtung Midway in Fahrt. Etliche hundert Meilen hinter diesen kamen die Schlachtschiffe des Oberkommandierenden Admiral Isoroku Yamamoto. Aus südwestlicher Richtung näherte sich die dritte japanische Welle unter Vizeadmiral Nobutake Kondo. Mit seinen Zerstörern und Kreuzern bildete er die Invasionsflotte für Midway. Yamamoto hatte aber das Pech, dass zwei seiner Flugzeugträger, die er dringend vor Midway gebraucht hätte, für die Schlacht ausfielen. Der Träger Shokaku war in der Schlacht im Korallenmeer schwer beschädigt worden, während die Zuikaku einen Großteil ihres Bordgeschwaders verloren hatte. So konnte er nur mit vier großen Trägern den Angriff starten.

Gegen Ende Mai gelang es den Amerikanern anhand von Funksprüchen der Japaner auch den vorgesehenen Angriffstag zu identifizieren. Er war für den 4. Juni vorgesehen. Am 28. Mai änderten die Japaner die Kodierung ihres Funkverkehrs, so dass vorläufig keine weiteren Meldungen mehr entschlüsselt werden konnten.

Admiral Nimitz machte seine aus zwei großen Trägern bestehende Flugzeugträgerflotte - USS Enterprise (Captain Murray) und USS Hornet (Cpt. Mitscher) - klar und wartete auf die Japaner. Die USS Yorktown (Capt. Buckmaster) war im Korallenmeer schwer beschädigt worden und lief am 27. Mai zur Instandsetzung in ein Trockendock in Pearl Harbour ein. Eine erste Begutachtung der Schäden an der Yorktown ergab, dass ein Zeitraum von drei Monaten zur Reparatur der Schäden nötig sein würde. Da das Schiff dringend für die Verteidigung Midways benötigt wurde, wurden die Arbeiten an allen anderen in der Werft liegenden Schiffen vorübergehend eingestellt und das freigewordene Personal zur Yorktown geschickt; 2000 Werftarbeiter arbeiteten daraufhin ununterbrochen in Tag- und Nachtschichten. Zusätzlich wurden die Arbeitsprozesse drastisch vereinfacht. So wurden zerschossene Stahlplatten nicht durch neue ersetzt, sondern nur der verbogene Teil mit dem Schneidbrenner herausgetrennt und das Loch mit auf der Werft vorgefundenem Stahl "überplattet". Am 29. Mai um 9 Uhr, nur zwei Tage später und nicht nach den geschätzten drei Monaten, war die Yorktown wieder einsatzfähig. Sie lief, jetzt als Flaggschiff von Admiral Frank J. Fletcher, dem Befehlshaber der Task Force 17, hinter den zwei vorauslaufenden Trägern her. Zusätzlich wurde die Luft- und Landverteidigung von Midway erheblich aufgerüstet.

Aufklärungsflüge und erster Kontakt

Um dem Angriff erfolgreich begegnen zu können, sandte Nimitz die Kampfgruppen TF-16 (KAdm. Spruance, USS Enterprise und USS Hornet) und TF-17 (KAdm. Fletcher, USS Yorktown) in eine Position 300 Meilen nordwestlich von Midway. Dazu kamen als Fernaufklärer Flugboote vom Typ Consolidated PBY Catalina, die in einem Radius von 600 Seemeilen von Midway aus aufklärten.

Auch am Morgen des 3. Juni waren die amerikanischen Fernaufklärer wieder in der Luft. Die erste Sichtung geschah gegen 9:00 Uhr, als ca. 470 Meilen westsüdwestlich vor Midway zwei japanische Minensuchboote entdeckt wurden. Eine halbe Stunde später machte eine weitere PBY in einer Entfernung von rund 700 Meilen die japanische Transportflotte aus, die Richtung Osten lief. Später am Tag bombardierten amerikanische B-17 den Konvoi, richteten aber keinen Schaden an. Am Nachmittag hoben von Midway vier PBY ab, um in der Nacht die japanische Transportflotte anzugreifen. In den ersten Stunden des 4. Juni konnte der Tanker Akebono Maru mit einem Torpedo getroffen werden. Er wurde aber nur leicht beschädigt und fuhr mit der Flotte weiter.

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Der Angriff

Kurz nach 5:30 Uhr meldete eine Aufklärungsmaschine die Sichtung der japanischen Trägerflotte nordwestlich von Midway in einer Entfernung von knapp 200 Meilen. Ein paar Minuten später konnte eine andere Maschine diese Nachricht bestätigen und zusätzlich melden, dass die Japaner mehr als 100 Kampfflugzeuge und Bomber von ihren Flugzeugträgern in Richtung Midway gestartet hatten. Sofort wurden auf dem Atoll alle Vorbereitungen zur Verteidigung der Insel getroffen. Die amerikanischen Flugzeuge auf Midway wurden gestartet. Die Flottenverbände TF-16 und TF-17 hatten die Meldungen ebenfalls vernommen. Diese sprachen jedoch nur von zwei - statt den erwarteten vier - Flugzeugträgern.

Folgende Verbände flogen von Midway gegen die japanische Flotte:

    * VMSB-241 (Major Lofton R. Henderson) mit 16 SBD-2 "Dauntless" (Sturzkampfbomber)
    * VMSB-241 (Major Benjamin W. Norris) mit 11 SB2U-3 "Vindicator" (Sturzkampfbomber)
    * VT-8 Det. (Lt. Langdon K. Fiberling) mit 6 TBF-1 "Avenger" (Torpedobomber)
    * 69th Bombardment Squadron/3rd BG(M) (Capt. William F. Collins) mit 4 B-26B "Marauder" - mittlere Bomber der USAAF, an die man einen Torpedo gehängt hatte
    * 431st Bombardment Squadron (LtCol. Walter C. Sweeney mit 14 B-17E "Flying Fortress" - schwere Bomber der USAAF, die zum Angriff gegen die Invasionsflotte gestartet waren und umdirigiert wurden

Die Jagdstaffel VMF-221 (Maj. Floyd B. Parks) mit 20 F2A-3 "Buffalo" und 5 F4F-3 "Wildcat" wurde nicht zum Schutz der Bomber sondern zum Schutz Midways eingesetzt und fing die japanische Formation um 6:15 Uhr ab. Die japanischen Mitsubishi A6M Zero-Jäger, die die Bomber begleiteten, fügten den amerikanischen Jagdverbänden erhebliche Verluste zu. 17 Jäger der US Navy wurden abgeschossen, nur zwei Maschinen waren nach der Landung noch flugtauglich. Ein Navy-Pilot bemerkte bitter in Bezug auf die ungünstige Ausgangslage des überstandenen Luftkampfes: "Jeder Kommandeur muss sich bewusst sein, dass, wenn er seine Piloten in einer F2A-3 aufsteigen lässt, diese verloren sind, bevor sie den Boden verlassen haben."

Um 6:30 Uhr erreichte die japanische Kampfgruppe Midway und bombardierte 20 Minuten lang beide Inseln. Auf Eastern Island wurden Ziele getroffen, aber die Landebahnen blieben fast unbeschädigt. Auf Sand Island wurden Öltanks, der Wasserflugzeughangar und andere Gebäude zerstört. Der kommandierende japanische Pilot Lt. Joichi Tomonaga meldete wegen der geringen Schäden, dass eine zweite Welle nötig sei, um die amerikanische Verteidigung entscheidend zu schwächen. Admiral Nagumo hatte die Hälfte seiner Flugzeuge für einen Angriff gegen die US-Trägerflotte an Deck, falls diese wider Erwarten auftauchen sollte. Da sie bisher nicht entdeckt worden war, ordnete er die Umrüstung der Bomber von See- auf Landzielbomben und von Torpedos auf Bomben an.

Während sich die japanischen Maschinen auf dem Rückweg zu ihren Trägern befanden, griffen die amerikanischen Bomber aus Midway die feindlichen Schiffe an. Ohne Jagdschutz und mit vielen unerfahrenen Piloten waren die Verluste der Amerikaner hoch, ohne dass sie auch nur einen Treffer erzielen konnten.

Zur selben Zeit sichtete ein japanisches Aufklärungsflugzeug die amerikanische Flotte, ohne zunächst die Träger zu entdecken. Vizeadmiral Nagumo ließ sofort die Umrüstung der Bombenflugzeuge stoppen.

Die Wende

Die USS Yorktown kurz nach der ersten Bomber-Attacke
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Die USS Yorktown kurz nach der ersten Bomber-Attacke
Eine zurückkehrende Maschine der USS Yorktown schlägt neben der USS Astoria im Meer auf
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Eine zurückkehrende Maschine der USS Yorktown schlägt neben der USS Astoria im Meer auf

Um 7:00 Uhr starteten die Träger USS Hornet und USS Enterprise ihre Trägergeschwader. Von der Enterprise startete die Staffel VT-6 mit 14 Torpedobombern (TBD-1 "Devastator"), VB-6 und VS-6 mit 34 Sturzkampfbombern (SBD "Dauntless") und VF-6 mit 10 Jägern (F4F-4 "Wildcat"), um die japanischen Träger anzugreifen. Von der USS Hornet startete VT-8 mit 15 TBD-1, VB-8 und VS-8 mit 34 SBD-3 und VF-8 mit 10 F4F-4. Bald darauf, beginnend um 8:38 Uhr, wurden auch die Flugzeuge der USS Yorktown gestartet, die zuerst zurückgehalten wurden, falls die beiden anderen japanischen Träger noch auftauchten. Von dort startete VT-3 mit 12 TBD-1, VB-3 mit 17 SBD-3 und VF-3 mit 6 F4F-4. Insgesamt wurde der Angriff von 84 SBD-3, 41 TBD-1 und 26 F4F-4 geflogen.

Wegen einer Kursänderung der Japaner verfehlten die Staffeln VB-8, VS-8 und VF-8 die Japaner. Die 41 Torpedobomber fanden den Feind und griffen nacheinander an. Die zuerst angreifende Staffel VT-8 wurde ganz vernichtet, VT-6 verlor 10 TBD-1 und VT-3 ebenfalls 10. Diese verlustreichen Angriffe hatte aber zur Folge, dass der japanische Jägerschirm auf niedrige Höhe gezogen wurde und die kurz darauf eintreffenden Sturzkampfbomber freie Bahn hatten.

So konnten die SBD der USS Enterprise und der USS Yorktown gegen 10:20 Uhr, als sie zufällig gleichzeitig eintrafen, drei der japanischen Flugzeugträger aus großer Höhe angreifen. Die Flugdecks der japanischen Träger Soryu, Akagi und Kaga standen voller betankter und bewaffneter Flugzeuge, die sich auf den Start vorbereiteten. Nach nur wenigen Minuten brannten alle drei Träger und konnten sich nicht mehr an der weiteren Schlacht beteiligen. Die Soryu und die Kaga sanken in den Folgestunden. Die Akagi war schwer beschädigt, die Feuer waren nicht mehr zu kontrollieren und das Schiff musste verlassen werden. Die Akagi brannte völlig aus und japanische Zerstörer versenkten sie im Morgengrauen des folgenden Tages mit Torpedos, damit das ehemalige Flaggschiff nicht in Feindeshand fiel.

Der einzig übrig gebliebene japanische Flugzeugträger war die Hiryu. Im Bestreben, den Torpedoflugzeugen auszuweichen, war sie weit vom Kurs abgekommen und wurde daher von den SBDs nicht entdeckt. Von ihr aus startete gegen 11:00 Uhr eine Kampfgruppe von 18 Sturzkampfbombern mit sechs Begleitmaschinen und etwa eineinhalb Stunden darauf eine zweite Gruppe, bestehend aus zehn Torpedobombern und sechs Kampfflugzeugen. Ziel war der Träger USS Yorktown. Gegen Mittag trafen die Bomber die USS Yorktown und die Beschädigung der Kesselanlagen zwang das Schiff vorübergehend zum Anhalten. Um 14:45 Uhr gelang den anderen Maschinen ein Torpedotreffer mittschiffs, der die Yorktown manövrierunfähig machte. Sie musste später aufgegeben werden. Viele japanische Maschinen gingen im Luftkampf mit der amerikanischen Verteidigung verloren. Es kehrten aber genug zur Hiryu zurück, um eine dritte Angriffswelle vorzubereiten. Die USS Yorktown konnte aber ihre eigenen Maschinen in die Luft bringen und nach der Hiryu suchen lassen. Sie fanden sie am Nachmittag.

Gegen 17:00 Uhr starteten die Bomberangriffswellen von der USS Enterprise, die von zehn Bombern der USS Yorktown unterstützt wurden. Gerade als die Hiryu ihre Maschinen starten wollte, trafen vier Bomben das vordere Flugdeck und setzten den Flugzeugträger in Brand. Bis Mitternacht arbeitete der Antrieb der Hiryu noch, dann stoppte das Feuer die Maschinen. Die Besatzung verließ das Schiff und japanische Zerstörer erhielten den Befehl das ausgebrannte Wrack mit Torpedos zu versenken, damit es nicht den Amerikanern in die Hände fiel. Früh am Morgen des 5. Juni fand ein Suchflugzeug des kleinen Trägers Hosho das verlassene Schiff und stellte fest, dass noch Überlebende an Bord waren. Der Zerstörer Tanikaze fuhr zur Position der Hiryu, fand aber niemanden. Er wurde später am Tag von mehr als 50 amerikanischen Flugzeugen attackiert, konnte aber dank erfolgreicher Ausweichmanöver entkommen.

Um 02:55 Uhr am 5. Juni befahl Yamamoto schließlich den Abbruch der Schlacht und den Rückzug der ganzen Flotte nach Westen.

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Nachspiel

Die USS Yorktown wurde am 6. Juni vom japanischen U-Boot I-168 torpediert und schwer getroffen. Die Amerikaner lagen zu diesem Zeitpunkt mit dem Zerstörer USS Hammann längsseits, um Reparaturarbeiten auszuführen. Auch er bekam einen Treffer ab und sank innerhalb von Minuten. Die USS Yorktown sank am nächsten Morgen.

Bis zum 7. Juni bombardierten amerikanische Flugzeuge immer wieder einzelne Schiffe der japanischen Flotte.

Die USS Trout, ein amerikanisches U-Boot, entdeckte am 9. Juni zwei Überlebende des schweren japanischen Kreuzers Mikuma, der drei Tage vorher von amerikanischen Trägerflugzeugen versenkt worden war.

Am 14. Juni sichtete ein Aufklärer ein kleines Boot hunderte von Meilen westlich von Midway. Diese Sichtung wurde am 19. Juni wiederholt, und die USS Ballard fuhr in das Gebiet. Dort fand sie die 35 Überlebenden der Hiryu, die schon am Morgen des 5. Juni von den Japanern noch an Bord gesehen wurden. Kurz bevor das Schiff gesunken war, hatten sie ein Boot gefunden und trieben seitdem im Meer.

Folgen der Schlacht

Die Japaner verloren vier von ihren insgesamt sechs großen Flugzeugträgern. Vor der Niederlage bei Midway hatten die Japaner die strategische Initiative im Pazifikkrieg und konnten sich aussuchen, wo und wann sie die Amerikaner angreifen wollten. Danach waren die Kräfte etwa ausgeglichen, und die USA begannen, die Initiative zu übernehmen. Die Verluste der Japaner an verlorenen Flugzeugbesatzungen wogen gegenüber denen der Amerikaner schwerer, weil sich darunter viel Ausbildungspersonal befand, das für die Fronteinsätze aus den Fliegerschulen abberufen worden war. Die Japaner hatten in der Folge größere Schwierigkeiten bei der Pilotenausbildung als die Amerikaner.

Durch die Verluste der Japaner wurde der Pazifikkrieg, der bislang durch weitausgreifende und schnelle militärische Operationen geprägt war, zu einer maritimen Form des Stellungskrieges. Weitere Eroberungen konnten durch die Japaner künftig erst dann erfolgen, wenn die Luftsicherung durch das Anlegen von Flugplätzen auf bereits besetzten Inseln abgesichert war.

Nach dem Wiederaufbau der Midway-Basis und deren weiterem Ausbau wurde sie eine bedeutende Versorgungsstation, beispielsweise für die amerikanischen U-Boote, die im Pazifik in den japanischen Hoheitsgewässern operierten.

Nachbetrachtung

Rückblickend wird die Schlacht um Midway meist als der Wendepunkt im Pazifikkrieg angesehen. Doch wie bedeutend war die Niederlage der Japaner und ihr Verlust von vier Flugzeugträgern nach dieser Schlacht tatsächlich? Dies soll anhand der Annahme einer Niederlage der USA verdeutlicht werden, bei der sie bis auf die USS Saratoga alle Träger verloren hätte und die Japaner verlustfrei geblieben wären.

In den USA war zu dieser Zeit schon das weltweit größte militärische Schiffsbauprogramm aller Zeiten angelaufen. Die Produktion von Kriegsschiffen lief auf Hochtouren. Wie die beigefügten Daten in den Tabellen und Diagrammen verdeutlichen, wäre der Vorteil der Japaner durch die Versenkung der amerikanischen Flugzeugträger nur ein kurzfristiger, temporärer Erfolg gewesen. Schon Mitte 1943 überstieg die Anzahl der bis dahin vom Stapel gelaufenen und einsatzfähigen neuen Flugzeugträgern inklusive deren Kampfflugzeugen die Produktion der Träger der Japaner. Bis zum Ende des Krieges war das Übergewicht der USA erdrückend, selbst wenn die Japaner bis dahin keinen weiteren Träger verloren hätten.

Dies soll die Bedeutung der Schlacht im historischen Kontext nicht schmälern, sondern nur aufzeigen, wie bedeutungsvoll die wirtschaftliche Übermacht der USA in Hinsicht eines möglichen Sieges im Pazifikkrieg war.