Bayrischer Lazarettzug Nr.2 1915

Begonnen von Dieco, Mo, 19. Januar 2009, 23:08

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Dieco

Augsburger Abendzeitung Freitag, 22. Januar 1915 Nr. 13:

Der Bayerische Lazarettzug Nr. 2 .
Der vom Deutschen Museum für Verwundete zur Verfügung gestellte Betrag ist von Sr. Majestät für die Ausrüstung eines Lazarettzuges bestimmt worden. Dieser Zug ist fertiggesellt. Für heute vormittag war die Presse zur Besichtigung geladen. Exellenz Oskar v. Miller hatte die Führung. Im nördlichen Ladehof, unmittelbar hinter der Hackerbrücke, war der aus 29 Wagen bestehende Zug aufgestellt. Alle Hilfsmittel der Technik, Wissenschaft und Hygiene sind zur Verwendung gelangt. Beim Durchschreiten der einzelnen Wagen hat man den Eindruck, durch die Säle eine mit allen Erfordernissen ausgerüsteten Lazaretts zu schreiten. Jeder der 14 Mannschaftswagen hat je 14 Betten. In den Wagen elektrische Lampen, bei jedem Bett Lesepulte und alles was ein Kranker zur Bequemlichkeit und Behaglichkeit braucht. Sogar Telephon ist in jedem Wagen. Der Offizierskrankenwagen mit 7 Betten, die Wagen für die Ärzte und Schwestern und Geistliche , jede Person bekommt ein eigenes Abteil, sind aufs Beste und Vorteilhafteste eingerichtet. Dieser Lazarettzug ist der erste, der eine Röntgenabteilung mit sich führt, die bei Besichtigung durch die Presse von Dr. Rosenthal in Betrieb gezeigt wurde. Wir kommen weiter durch den Desinfektionswagen, den Beleuchtungswagen (mit eigenem Motor), den Verwaltungswagen, den Küchenwagen. Ein Meisterwerk der modernen Küchentechnik, auf dem bequem für 250 Personen gekocht werden kann, den Vorratswagen für die Küche, mit seinen schon aufgestapelten Vorräten an Wein, Bier, Konserven und anderen Naturalien, den Magazinwagen für Wäsche und durchschreiten endlich nach halbstündiger Wanderung den Gepäck- und Materialwagen. Es ist unmöglich, im gedrängten Raume eines Zeitungsartikels alle die hochinteressanten Einrichtungen dieses in seiner Ausstattung bis jetzt einzig dastehenden Lazarettzuges eingehend zu würdigen.
Einige statistische Angaben aus dem über diesen Zug erschienenen und für 20 Pf. käuflichen Heftchen seien kurz angeführt: Jedes Bett ist 2,10 Meter lang und 80 Zentimeter breit.
Operationsraum und Röntgenabteil bilden einen Wagen für sich. Der Röntgenapparat arbeitet mit einer Spannung von 100,000 Volt, der Desinfektionsapparat mit auf 110 Grad erhitztem Wasserdampf, 330 Glühlampen erhellen den Zug, für Krankenausrüstung waren erforderlich 650 Decken, 450 Hemden und 900 Betttücher und Deckenüberzüge. 24 Firmen haben sich um die Ausrüstung des Zuges verdient gemacht, dessen Einrichtung auf insgesamt 130.000 M. zu stehen kommt.
Natürlich fehlt auch eine Biblothek nicht, zu der die deutschen Kaiserin einen eigenen mit Unterhaltungslektüre angefüllten Bücherschrank beigesteuert hat. Der König hat bestimmt, daß dieser Zug dem deutschen Kaiser zur Verfügung gestellt wird. Kaiser Wilhelm hat den Zug der 6. Armee zugewiesen, die vom Kronprinz Rupprecht von Bayern befehligt wird.
Die Herstellung des Zuges erfolgte durch das K. bayerische Verkehrsministerium und das Traindepot des K. bayerischen 1. Armeekorps unter Mitwirkung des Deutschen Museums. Anfang Februar wird dieser Lazarettzug seine erste Fahrt antreten.

Gruss Conny

md11