Der Kampf um die Festung Holland

Begonnen von md11, Do, 08. März 2007, 19:22

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md11

An der Ostgrenze-Brandenburger als Intialzündung
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Es war Mitte Februar 1940, als zwei Züge der 4. Baulehr-Batl. zbV 800 nach dem Westen verlegten. Der I. Zug, geführt von Lt. Witzel und Fw. Stöhr, in Stärke von 60 Mann, zog im Reichswald nahe dem Dorf Asperden in einem Waldlager unter. Der l. Zug, Führer Lt. Grabert. verlegte nach Arsbeck, westlich Rheydt. Er hatte eine Snirke von 40 Mann.
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Während der Zug Witzel dem XXV l. AK direkt unterstellt war, stand der Zug Grabert direkt unter dem Befehl des XI. AK.
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Der Auftrag für beide Züge lautete:
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»Im Falle des Einmarsches deutscher Truppen nach Holland noch vor Eintreffen der Spitzengruppen der deutschen Verbände handstreichartige Inbesitznahme der Brücken über die Maas und den MaasWaal-Kanal. Verhinderung der vorbereiteten Sprengungen durch die Niederländer. Es ist Tarneinsatz vorgesehen.«
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Das bedeutete, daß die Stoßtrupps der beiden Züge in niederländischen Uniformen und niederländischer Ausrüstung angreifen würden, um den Überraschungsfaktor sicherzustellen. Jedem Zug wurde eine Gruppe Niederländer als Kampfdolmetscher zugeteilt, die Ortskenntnisse besaßen.
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Die einzelnen Kommandos wurden im Laufe des April eingeteilt. Insgesamt waren acht Brücken auf diese Art in Besitz zu nehmen. Jeweils vier im Bereich der Züge Grabert und Witzel. Anhand von Luftbildaufnahmen wurden die einzelnen Objekte in Einsatzspielen angegangen, bis jeder Schritt und jeder Handgriff im Schlaf ausgeführt werden konnten.
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Mindestens drei Stunden vor dem Antreten der Spitzeneinheiten hatten die einzelnen Trupps, die zwischen sieben und neun Mann stark waren und zu denen noch die Dolmetscher kamen, vorher anzutreten. Diese Zeitspanne war notwendig, weil die für die Brücken eingesetzten deutschen Verbände etwa 10 bis 11 km von denselben entfernt untergezogen waren und nicht unbemerkt näher herangehen konnten. Die Brandenburger, dieser Verband verbarg sich hinter der Tarnbezeichnung Baulehr-Bataillon zbV 800, erhielten für diesen Einsatz zusätzlich zu ihrer Wehrmachtuniform niederländische Mäntel. die man bei Erreichen des Objektes abwerfen und in der eigenen Uniform kämpfen konnte. Unter den Mänteln verdeckt trugen sie in der Achselhöhle jeweils eine MPi. In den Taschen Eier- und Stielhandgranaten. Die Pistole steckte in der Hosentasche.
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In den ersten Maitagen kam Admiral Canaris in das Waldlager des Zuges Lt. Witzel und wohnte einer letzten Einsatzübung bei.
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Der Zug Grabert hei Arsheck bereitete sich ebenfalls intensiv vor. Die Brücken von Nijmegen und Westervoort, ostwärts Arnheini jedoch wurden dem Bataillon zbV 100 unter Hptm. Fleck vorhehalten. Ebenso die Maasbrücken bei und in Maastricht.
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Ein dritter Zug war bereits vorher zu einer ähnlichen Aufgabe 111 Marsch gesetzt worden. Es handelte sich um den Stoßtrupp unter Fw. Kürschner, der Ende März unter der Tarnbezeichnung »Baulehrzug zbV« nach Erkelenz verlegt und dort der 7. ID unterstellt wurde. Ihm wurden die vier Straßenbrücken über den Juliana-Kanal zugewiesen. Lind zwar die Brücken bei Stein. Urmond, Berg und Obbicht, am Juliana-Kanal in Süd-Limburg.
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An einem späten Abend Anfang Mai 1940, gegen 22.00 Uhr, ging Kürschner, inzwischen zum Leutnant befördert, mit Uffz. Klein auf dem Anmarschweg seines Zuges zur Erkundung vor. Die beiden erreichten die Unterführung der Bahnlinie Roermond-Maastricht, fanden hier eine unbeleuchtete Straßensperre, die sie untersuchten. Während sie noch hei der Arbeit waren erschien eine niederländische Streife. Es gelang ihnen, sich unbemerkt abzusetzen, und Lt. Kürschner machte am nächsten Morgen Meldung beim Divisionsstab.
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Quelle-Der Kampf um die Festung Holland (F.S.A.Beekman-F.Kurowski)
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Gruß
Josef

md11

Am späten Abend des 9.5.1940 rückten die Kommandos der Brandenburger in ihre Sturmausgangsstellungen bei Wehr ein.Hier machten sie sich einsatzfertig und zogen die niederländischen Uniformen und Mäntel an.

Eine halbe Stunde nach Mitternacht fuhren sie auf Lkw nach Millen und marschierten von dort aus zur Grenze. Der Grenzübertritt erfolgte um 01.30 Uhr. Der Krieg gegen die Niederlande hatte mit dem Überschreiten des ersten deutschen Soldaten begonnen.

Nachdem ein Steg den 2 m breiten Geleen-Bach passierbar gemacht hatte, fuhren die Kommandos auf Fahrrädern in Richtung der vorgegebenen Ziele. Als die erste Brücke bei Berg über den Juliana-Kanal auftauchte, sah Lt. Kürschner zwei hochkant stehende zementgefüllte Betonröhren als Hindernisse. Er berichtete über diesen Einsatz: »Wir gehen mit umgehängten Waffen durch den Spalt zwischen den Betonröhren hindurch auf die holländischen Soldaten zu, die auf der Brücke stehen. Plötzlich rennen die Holländer weg. Ich rufe hinterher: Halt - waar ist de kommandant van de Wacht?

Die Holländer bleiben stehen und als wir auf Reichweite an sie heran sind, sage ich: Jongens legt de wapens neer. Dann entwaffne ich den mir gegenüberstehenden Soldaten.

Plötzlich springt ein anderer holländischer Unteroffizier zur Zündstelle am Brückengeländer. Uffz. Bergner schießt ihm ins Bein, er schreit und stürzt hin. Die übrigen Holländer werden entwaffnet und auf die Brücke getrieben.

Unter ihren Schreckensrufen niet sneijen, niet sneijen! schneide ich die Knallzündschnur, die als Doppelleitung verlegt ist, durch. Ein herrliches Gefühl - es hat geklappt!«

(Siehe: Spaeter Helmuth: Die Brandenburger)

Vom Ostufer des Kanals peitschten nun die Abschüsse aus MGs und Gewehren aus den dortigen höhergelegenen Feldstellungen. Das MGNest im Widerlager der Brücke wurde ausgehoben. Danach baute Lt. Kürschner mit seinen Pionieren die Sprengladungen aus und warf sie in den Kanal. Bei diesem Einsatz erhielt er einen Schuß durch beide Oberschenkel und einen in den rechten Fuß. Der Gefreite Frey schleppte ihn aus dem Feuer und wurde dabei ebenfalls verwundet.

md11

Die Brücke bei Born durfte nicht gesprengt werden, weil eine Sprengung die dicht daneben liegende Schleuse beschädigt haben würde. Sie sollte aber um jeden Preis verteidigt werden. Diese Aufgabe wurde Oblt. Bekkering übertragen, der mit seinem Zug über 2 Pak 4,7 cm, 3 sMG und 3 IMG verfügte. Die 31MG lagen auf dem Ostufer der Brücke.

Durch T-Schienen war an der östlichen Brückenauffahrt eine Panzersperre errichtet worden. Davor lag eine Sperre aus Betonröhren, die mit Beton ausgegossen waren.

Als sich der deutsche Stoßtrupp gegen 04.00 Uhr dieser Brücke näherte, war die holländische Besatzung bereits alarmiert und eröffnete das Feuer. Der Stoßtrupp wich zurück.

Als später hier die Hauptgruppe auftauchte, wurde der vorn fahrende Pkw von der 4,7 cm-Pak abgeschossen. Es entwickelte sich ein heftiges Gefecht und während des Duells kroch Uffz. Engelaar mit dem Gefr. van de Bogaard über die Brückenrampe und erreichte die Schienen Sperranlage, die er mit dem Durchschneiden eines Drahtesverriegelte. Die auf der Ostseite liegende Besatzung zog sich unter Befehl eines Leutnants nach Verlust eines der drei 1MG über die Brücke auf das Westufer zurück.

Währenddessen gab ihnen Uffz. Reumkes aus_ der Kasematte am Westufer Feuerschutz. Er wies den deutschen Versuch, die Brücke kriechend zu überwinden, mit einigen Salven ab. Ein deutscher Kradfahrer, der von rechts angefahren kam, wurde angeschossen.

Aus den vorgezogenen deutschen Geschützen erhielt die Kasematte den ersten Volltreffer. Knapp 30 Minuten darauf einen zweiten. Drei Soldaten wurden schwer, einer leicht verletzt. Das MG fiel wegen einer Hemmung aus. Acht deutsche Geschütze richteten ihr Feuer auf diese Kasematte, die genau vor der Westauffahrt der Brücke lag, während die beiden anderen rechts und links davon liegenden ebenfalls beschossen wurden.

Da Oblt. Bekkering keine Munition mehr hatte, um die deutsche Artillerie zum Schweigen zu bringen, ließ er seinen Verband zum Rückzug bereitmachen. Er selbst blieb mit acht Soldaten als Nachhut zur Rückendeckung auf der Brücke zurück. Nachdem zwei seiner Soldaten getötet und schwer verwundet waren, ergab er sich schließlich. Die Brücke von Born war in deutsche Hand gefallen.

Die 7. ID unter Führung von GenMaj. von Gablenz konnte unter Ausnutzung dieser fünf im Handstreich gewonnenen Brücken 30 km weit über den Kanal auf niederländisches Gebiet vordringen. Das Kommando Lt. Kürschner wurde nach Erkelenz zurückgefahren.

Gruß
Josef

md11

Am 27. 10. 1939 wurde Generahnajor Kurt Student zu Hitler in die Reichskanzlei befohlen. Hier erfuhr er, warum dieser die Fallschirmtruppe nicht bereits im Polenfeldzug eingesetzt hatte. Hitler sagte: »Die Fallschirmtruppe, Student, ist mir zu wertvoll. Ich werde sie nur dann einsetzen, wenn es sich lohnt. In Polen ist das Heer allein fertig geworden. Ich wollte deshalb das Geheimnis der neuen Waffe nicht vorzeitig lüften.«

Während der Unterredung mit Hitler erfuhr GenMaj. Student, daß die Fallschirmtruppe im Westfeldzug bestimmt zum Einsatz gelangen werde. Hitler erklärte:

»Die 7. Flieger-Division und die 22. Luftlande-Division unter Ihnen, Student, sollen das Reduit National aus der Luft nehmen und diese wichtige Befestigungslinie bis zum Eintreffen des Heeres halten.«

Eine weitere Fallschirmabteilung auf Lastenseglern sollte im Handstreich das Sperrfort Eben Emael bei Lüttich und die nördlich davon liegenden Brücken über den Albert-Kanal sowie die Maasbrücken bei Maastricht nehmen, um so den schnellen Übergang der 6. Armee (von Reichenau) über Maas und Albert-Kanal zu ermöglichen.

GenMaj. Student erklärte, daß der erste Teil des Planes erfüllbar sei. Bezüglich des zweiten Teiles äußerte er jedoch Bedenken. Die Eroberung des starken Sperrforts Eben Emael mit einer Handvoll Fallschirmjägern aus der Luft erschien selbst ihm zu phantastisch. Doch 24 Stunden später erklärte er Hitler, daß auch dies möglich sei. Der Beginn des Westfeldzuges verzögerte sich infolge des schlechten Wetters von Woche zu Woche. Als er endgültig auf den 17. 1. 1940 festgelegt wurde, fiel am 10. 1. der gesamte Operationsplan für diese Offensive dem Gegner in die Hände. Und zwar war Major Reinberger von Student, der seit dem 1.1l . 1940 Generalleutnant war, als Verbindungsoffizier zur Luftflotte 2 nach Münster kommandiert worden. Er flog mit einer Me 108 »Taifun« dorthin. Bei sich trug er in einer Aktentasche sämtliche Abdrucke der Einsatzbefehle für den Westfeldzug. Als der Motor der Me 108 aussetzte, mußte der Pilot, ein Major der Luftwaffe, der diese Maschine das erstemal flog, bei der belgischen Stadt Mechelen-sur-Meuse notlanden. Major Reinberger versuchte, die Pläne zu verbrennen, doch dies gelang nicht vollständig.

Da man deutscherseits nicht wußte, ob der Gesamtplan dem Gegner in die Hände gefallen war, wurde der Beginn des Westfeldzuges auf das Frühjahr verschoben. Der Auftrag für die Fallschirmtruppe sah, neben anderen Einsätzen, für die Niederlande folgendes vor:

»1. Inbesitznahme der Brücken bei Moerdijk, Dordrecht und Rotterdam für die 18. Armee, die mit Schwerpunkt südlich des Stromgebietes vorgeht.

2. Gleichzeitige Besetzung der Hauptstadt der Niederlande, Den Haag, und damit Ausschaltung der gegnerischen Führung.«
Die einheitliche Vorbereitung und Lenkung der Luftlandeunternehmungen lag in den Händen von GenLt. Student.

Während des Feldzuges in Norwegen war es gelungen, die für den geplanten Großeinsatz der Fallschirm- und Luftlandetruppen benötigten Flugzeuge im Verband des Fliegerführers 220, Oberst Bassenge, zusammenzufassen und ihre Leitung und Lenkung im Einsatz zu koordinieren.

GenLt. Student war es in der erzwungenen Wartezeit gelungen, Hitler davon zu überzeugen, daß der Plan von Generaloberst von Küchler, die Grebbelinie bei Soesterberg zu durchbrechen, nicht genüge. Sein Vorschlag lautete:

»Sprung mitten hinein in die >Festung Holland<. Schnellster Vorstoß auf Den Haag und Freischlagen des Flugplatzes Waalhaven für die Nachlandungen der 222. Luftlande-Division.«

Es gelang, dem deutschen Generalstab diese Operationen als Unterstützungsoperationen für die 18. Armee anzudienen.

Durch die daraus resultierende Gefangennahme der königlichen Familie in Den Haag, der Regierung und des Oberkommandos der niederländischen Streitkräfte würde sich die Chance bieten, den Krieg gegen Holland gewissermaßen im Handstreich zu führen und zu beenden, noch ehe er richtig angefangen hatte.

Hitler, vor allem aber Reichsmarschall Göring, waren von diesem Plan mehr als angetan. GenLt. Student setzte nun die beiden Divisionen seines Luftlande-Korps folgendermaßen an:

Die 22. LL-Div., Genlt. Graf Sponeck, sollte mit den IR 47 und 65. und einem unterstellten FJ-Batl. die Flugplätze um Den Haag, Ockenburg, Ypenburg und Valkenburg in Besitz nehmen, auf denen dann die Masse der 22. LL-Div. niedergehen und sofort auf Den Haag marschieren würde.


Gruß
Josef

md11

#4
Hier eine Karte dazu!
Der Angriff auf Holland 10.Mai 1940

Quelle-Deutsche Fallschirmjäger 1936-1945 (R.Edwards)

Gruß
Josef

md11

#5
1.-Organisation des Luftlandekorps für den Angriff auf Holland 10.Mai 1940

2.-Karte:Der Angriff auf Holland 10.Mai 1940

Quelle-Deutsche Fallschirmjäger u.Luftlandetruppen 1936-1945

Gruß
Josef