weniger bekannt (Die Schlacht um Bautzen)

Begonnen von Hantsch, Do, 01. März 2007, 08:39

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Hantsch

Als Schlacht um Bautzen werden im Zweiten Weltkrieg die umfangreichen Kampfhandlungen zwischen polnischen und sowjetischen Soldaten auf der einen und der deutschen Wehrmacht auf der anderen Seite in und um die Stadt Bautzen im April 1945 bezeichnet, insbesondere die letzte große deutsche Panzeroffensive des Zweiten Weltkrieges am 26. April 1945, sowie der tagelang geführte Häuserkampf innerhalb der Stadt.

Die Schlacht um Bautzen beschränkte sich nicht nur unmittelbar auf die Stadt Bautzen selbst, sondern auch auf die nordöstlich gelegenen ländlichen Gebiete vor allem auf der Linie Bautzen - Niesky. Die Kämpfe begannen am 21. April und dauerten bis zum 26. April an. Vereinzelte Zusammenstöße gab es noch bis zum 30. April. Insbesondere die 2. Polnische Armee hatte dabei hohe Verluste zu beklagen.

Die Kampfhandlungen

Wie viele deutsche Städte wurde auch die Stadt Bautzen in der letzten Phase des Zweiten Weltkrieges zur Festungsstadt erklärt und als ,,Bollwerk" gegen alliierte Truppen ausgebaut.

Iwan Stepanowitsch Konew, Kommandeur der ,,1. Ukrainischen Front", eröffnete am 16. April 1945 mit seinem Vorstoß nach Westen (Operation Lausitz) die Schlacht um Berlin. Die 2. Polnische Armee unter Karol Zwierczewski sollte dabei die linke, südliche Flanke des geplanten Vorstoßes etwa auf der Linie Dresden - Bautzen - Niesky sichern.

Die Deutschen verfügten über etwa 50.000 Mann u.a. die 1. Fallschirm-Panzer-Division ,,Fallschirm-Panzer-Division 1 Hermann Göring" und die 2. Fallschirm-Panzergrenadier-Division ,,Hermann Göring". Teilweise waren diese Einheiten kampferfahren, aber auch mit Rekruten aufgefüllt. Sie verfügten über bis zu 300 Panzer und 600 Geschütze. Die 2. Polnische Armee bestand aus etwa 90.000 Mann und eine große Anzahl an Panzern, gepanzerten Fahrzeugen und Geschützen, ein Großteil der Soldaten hatte nur wenig Kampferfahrung.

Zunächst lief die polnische Offensive gegen die deutschen Verteidigungsstellungen in und um Bautzen erfolgreich an. An einigen Stellen konnten die deutschen Verteidigungslinien durchbrochen werden und die deutschen Truppen voneinander abgeschnitten werden. Bautzen wurde völlig eingekesselt und teilweise besetzt. Besonders auf der Ortenburg verschanzten sich allerdings Angehörige der deutschen Wehrmacht und der Hitlerjugend. Zeitweise waren über 1.200 Soldaten in der Festung Bautzen eingeschlossen.

Die letzte größere und erfolgreiche deutsche Panzeroffensive des Zweiten Weltkrieges begann ab dem 21. April 1945 auf der Linie Bautzen - Weißenberg, zwischen Spree und Schwarzem Schöps und erreichte am 26. April ihren Höhepunkt. Das XIV. Panzerkorps unter Hermann von Oppeln-Bronikowski konnte infolgedessen die in Bautzen Eingeschlossenen befreien. Die deutsche Offensive spaltete die polnische Armee in zwei Gruppen auf und schnitt deren Versorgungswege teilweise ab. Bei Förstchen (sorbisch DoBha Borš) wurden die Reste der 16. Polnischen Panzerbrigade aufgerieben, sich ergebende Einheiten wurden umgebracht. Die Führung der 2. Polnischen Armee verlor den Überblick und erteilte mehrmals widersprüchliche Befehle. Ein Großteil der polnischen Panzer (über einhundert) wurde vernichtet. Den Deutschen gelang es nach mehrtägigen blutigen Häuserkämpfen ihre Gegner auch wieder aus Bautzen zu vertreiben. Nur der Tatsache, dass Konew sowjetische Einheiten von seinem Vorstoß nach Westen zurückzog und den polnischen Einheiten zur Unterstützung sandte, verhinderte deren völlige Vernichtung. Aber auch die sowjetischen Truppen erlitten bei den folgenden Kämpfen schwere Verluste.

Nahe Bautzen kam es noch bis zum Kriegsende zu einzelnen Scharmützeln. Im Zuge der Kampfhandlungen kam es zu einer Reihe von Kriegsverbrechen. So wurde am 22. April 1945 im heutigen Bautzener Ortsteil Niederkaina eine Scheune, in der sich etwa 200 Volkssturmleute befanden, von sowjetischen oder polnischen Soldaten niedergebrannt, am gleichen Tag brachten deutsche Truppen in Guttau nördlich von Bautzen das gesamte Personal sowie alle Verwundeten und Kranken eines polnischen Feldlazaretts um. Bautzen selbst blieb allerdings bis Kriegsende in deutscher Hand und wurde erst nach der Gesamtkapitulation an sowjetische und polnische Soldaten übergeben.
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Hantsch

Bilanz

Besonders die 2. Polnische Armee erlitt während den Kämpfen bei der Operation Lausitz um Bautzen sehr schwere Verluste. Insgesamt verzeichnete sie 4.902 Tote, 2.798 Vermisste und 10.532 Verwundete. In einer relativ kurzen Zeit verlor die Armee damit über 22% ihrer Soldaten und 57% ihrer Panzer und gepanzerten Fahrzeuge. 27% der gesamten polnischen Militärverluste in den 20 Monaten vom Oktober 1943 bis zum Mai 1945 sind auf die Schlacht um Bautzen zurückzuführen. Außer dem Warschauer Aufstand soll es nach polnischen Angaben keine einzelne Militäroperation gegeben haben, bei der mehr Polen ums Leben kamen. Die Verluste der sowjetischen und der deutschen Armee waren ebenfalls beträchtlich. Direkt in und um die Stadt Bautzen selbst sind auf beiden Seiten ca. 6.500 Soldaten gefallen und - nach teilweise widersprüchlichen Angaben - etwa 350 Zivilpersonen getötet worden. Bei den Kampfhandlungen wurden etwa 10% der Wohnhäuser mit ca. 33% des Wohnungsbestandes der Stadt zerstört. 18 Brücken, 46 Kleinbetriebe, 23 größere Betriebe und 35 öffentliche Gebäude wurden völlig zerstört. Trotz der starken Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg zeichnet sich Bautzen auch heute noch durch eine besonders reichhaltige historische Bausubstanz aus.

Trotz des militärischen Disasters wurde Karol Zwierczewski (auch ,,General Walter" genannt) nach der Schlacht um Bautzen befördert. Die polnische Propaganda verschwieg auch die unrühmliche Rolle des polnischen Stabes während der Schlacht. Die Kämpfe wurden zwar als äußerst blutig beschrieben, aber niemals als Niederlage für die polnische Armee bezeichnet. Um Zwierczewski wurde der Mythos des unbesiegten Feldherrn aufgebaut. Heute sieht man ihn in Polen deutlich kritischer.

Quellen

wikipedia, Stadt Bautzen, Pfarramt Gaußig

Bücher

* Eberhard Berndt: Die Kämpfe um Bautzen 18. bis 27. April 1945, in: Kriegsschauplatz Sachsen 1945. Daten, Fakten, Hintergründe, Altenburg/Leipzig 1995, S. 53–67.
* Eberhard Berndt: Die Kämpfe um Weißenberg und Bautzen im April 1945, Wölfersheim-Berstadt 1999.
* Arno Lehnert: Bautzen 1945. 110 Dokumentarbilder von den Zerstörungen in der Stadt Bautzen am Ende des 2. Weltkrieges, Bautzen 1995.
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Ulla

Zu den Kampfhandlungen und deren Folgen im ostsächsischen Raum ist auch das Buch von Theodor Seidel "Kriegsverbrechen in Ostsachsen"
interessant.
Der Vater des Autors ist wohl selbst betroffen von dem Ereignis in Niederkaina.

Gruß Ulla
Gruß Ulla

"Das Wertvollste, was der Mensch besitzt, ist das Leben. Es wird ihm nur ein einziges mal gegeben......" (N.Ostrowski)

Hantsch

Danke Ulla ... wieder ein Buch was ich brauche  :D

Gruß Micha
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md11

Hallo Michael,
hab hier einen Augenzeugenbericht gefunden über das Thema hier!

Rettung aus dem Lazarett von Bautzen

Am 16. April 1945 begann der letzte sowjetische Großangriff auf das Herz Deutschlands. Auf dem Südflügel der Angriffsfront stürmte die 1. Ukrainische Armee auf die deutschen Verteidigungsstellungen an der Neiße vor. Marschall Konjew ließ seine 13. Armee unter General Puchow von der Kette. Flugzeuge vernebelten den Angriffsstreifen, und nach einem 55 Minuten dauernden Artilleriehagel überquerten die Rotarmisten die 130 Meter breite Neiße. Sie bildeten einen ersten Brückenkopf, durch den die 4. Garde-Panzerarmee unter Generaloberst Leljuschenko weiter vorstieß und Triebel erreichte.

Gleichzeitig damit trat auch die 5. Garde-Panzerarmee der Sowjets, geführt von Generaloberst Schadow, weiter südlich an. Für Generaloberst Rybalko, den Oberbefehlshaber der 3. Garde-Panzerarmee, hatte Marschall Konjew ein besonderes Ziel ausersehen: Berlin.

Diesem Ansturm von vier russischen Armeen sah sich die 4. deutsche Panzerarmee am frühen Morgen des 16. April 1945 gegenüber. Ich, Leutnant Heinz Kellermann, Zugführer in der zweiten Kompanie des Panzerregiments »Hermann Göring«, stand am frühen Morgen des 19. April mit meinen drei Panthern an einem Bachlauf bei Kodersdorf. Ich gehörte zur Kampfgruppe Roßmann. Oberstleutnant Karl Roßmann führte die hier stehenden 17 Panzer V (Panther). Nördlich von uns waren die Russen bereits mit starken Panzerkeilen durchgebrochen, hatten uns überflügelt, Niesky und Weißenberg genommen und standen vor Bautzen.

»Achtung! Chef an alle: Erst schießen, wenn Feuerbefehl gegeben ist!«

Noch stand ich im offenen Turmluk meines Panthers und spähte durch das Fernglas auf die Feindpanzer, die sich langsam, im Breitkeil vorrollend, näherten.
»Gefechtsbereitschaft!« kam der nächste Befehl.
Ich kletterte zurück. Das Luk fiel zu. Der Ladekanonier meldete seine Waffen klar.
»Wie viele, Herr Leutnant?« fragte Unteroffizier Hölzel, unser »Kutscher«.
»Vielleicht hundert Stück. Darunter schwere und überschwere Josef-Stalin-Panzer.«
»Wir können überhaupt nicht danebenschießen!« meinte Richtschütze Feldwebel Becker sarkastisch. Er richtete bereits die Kanone auf die ersten auftauchenden Ziele.
Jetzt hörten wir alle die Panzergeräusche: das dumpfe Grummeln der Motoren, das hellere Rasseln der Ketten und ab und zu knallende Fehlzündungen.
Dann kam der Feuerbefehl:

»Entfernung hundert! Zwölf Uhr - Feuer!« befahl auch ich. Becker drückte den Abfeuerknopf. Der Panther zuckte im Rückstoß seiner Langrohrkanone. Abschußblitz und Einschlagflamme folgten so dicht, daß es wie ein Feuerschein durch den Kinon-Ausblick zu sehen war.
»Treffer!«
Aus siebzehn Kampfwagenkanonen peitschten die Abschüsse fast gleichzeitig. Die feindliche Panzerarmada kam ins Stocken. Die Spitze war binnen einer Minute aus dem stählernen Stoßkeil herausgebrochen.
»Halblinks, zehn Uhr!«
Becker drehte den Turm. Ladekanonier Dahl hatte bereits die nächste Granate eingerammt. Sie traf den T 34 zwischen Turm und Unterwagen und wuchtete den Turm zur Seite.
Jetzt eröffneten die nachfolgenden Feindpanzer das Feuer. Um uns herum krachten die Einschläge, Flammen lohten in den Kampfraum hinein. Dann dicker, beizender Qualm. Ein mächtig hallender Schlag erschütterte unseren »Adler«.
»Geier« und »Sperber« meldeten ebenfalls Treffer.
»Links einschlagen! Vollgas!« brüllte ich, als ich den Stalin-Panzer halbrechts erblickte, dessen 12,2-cm-Kanone auf uns eindrehte.

Unteroffizier Hölzel drehte wie irre, und mit jähem Ruck zog unser »Adler« vor. Die uns zugedachte Granate zischte keine zwei Meter hinter dem Heck des Panzers vorbei.
Im Feuerhagel wechselten die Panther rasch ihre Positionen, sie schossen schnell und sicher. Einer fiel aus. Dann meldete der »Sperber« wieder einen Treffer.
Auf einmal krachte es auch in unseren »Adler« hinein. Ich spürte einen harten Schlag. Ein fürchterlicher Schmerz, der wie glühendes Feuer durch meinen Körper raste, eine Detonation, Benzingestank.
»Ausbooten!« rief ich, glaubte ich zu rufen. Dann wußte ich von nichts mehr.
Als ich erwachte, lag ich in einem Lazarettbett. Daneben stand Feldwebel Becker, mein Richtschütze. Er trug den Arm in der Binde.
»Was ist? Wo bin ich, Becker?«
»Wir sind in Bautzen, Herr Leutnant. Wir haben Sie 'rausgeholt, bevor unser Panzer verbrannte. Auf einem Sturmgeschütz sind wir hierhergekarrt worden.«
»Was ist das?« fragte ich; denn jetzt erst wurde mir bewußt, daß ununterbrochen Panzerabschüsse und Artilleriefeuer hämmerten.
»Die Russen sind in Bautzen eingedrungen, Herr Leutnant!« »Dann verschwinden Sie hier, Becker!«
»Ich bleibe bei Ihnen, Herr Leutnant!« erwiderte mein braver Richtschütze. Wir hatten zusammen auf Sizilien gekämpft und bei Warschau. Er war immer bei mir gewesen, und er wollte auch jetzt bei mir bleiben.
»Schwester Hildegard«, rief Rolf Becker die Schwester an, die ein paar Betten vor uns hantierte.
Die Schwester richtete sich auf und kam zu uns herüber. Sie war groß und schlank. Ihre blauen Augen blickten mich an. Ich starrte in ihr Gesicht. Die gerade Nase, das Kinn mit dem Grübchen und dazwischen ein Mund, weichgeschnitten.
Sie nickte mir zu und errötete, weil ich sie so anstarren mußte. »Na also, dann haben wir es doch geschafft, Herr Leutnant!« sagte sie.
»Was fehlt mir denn?« fragte ich.
»Fleischwunde am Bein und an der Hüfte links. Schußbruch rechter Unterarm«, erwiderte sie sachlich.
»Was meinen Sie ... ?« Ich kam nicht weiter, denn auf einmal wurde das Getöse von Panzermotoren brüllend laut. Sekunden später kamen Russen hereingestürmt. Sie hielten ihre MPi schußbereit. Einige ballerten gegen die Decke.
Schwester Hildegard wich zurück. Feldwebel Becker stellte sich vor sie. Aber die Russen hatten das Mädchen schon erspäht.
Einer von ihnen wollte Becker zur Seite stoßen. Der schlug blindlings zu. Eine MPi-Garbe wirbelte meinen Kameraden drei, vier Meter zurück. Er flog gegen die Wand und stürzte zu Boden.
»Mörder! Mörder!« brüllten die Verwundeten in ihren Betten, brüllte auch ich in ohnmächtiger Wut.
Der Russe, der am nächsten stand, griff nach Hildegard, die sich an mein Bett klammerte und schrie, schrie, schrie.
Die Tür wurde aufgerissen. Ein russischer Offizier erschien. Er brüllte etwas. Die Soldaten erstarrten und machten dann kehrt. Der Offizier kam näher.
»Hören Sie«, sagte er in hartem Deutsch zu Schwester Hildegard, »es wird Ihnen nichts geschehen. Ihnen nicht, den anderen Schwestern und Ärzten und den Verwundeten ebenfalls nicht.«

Zwei Sanitäter trugen meinen toten Kameraden hinaus. Zum letztenmal sah ich Rolfs Gesicht. Es war spitz geworden und trug einen ungläubigen Ausdruck.



md11

Die Russen nahmen von dem Lazarett Besitz. Sie durchkämmten die Säle und schleppten unverwundete Kameraden weg, die sich hier sicher gewähnt hatten.

Schwester Hildegard berichtete davon, daß die hilfswilligen russischen und polnischen Mädchen, die im Lazarett geholfen hatten, von den Russen als Kriegsbeute kassiert worden waren. Sie mußten im Tagesraum der Lust der Soldaten dienen.

In der nächsten Nacht kamen zwei Russen in unseren Saal. Sie erreichten mein Bett.
»Leutnant Kellermann! - Gutt, serr gutt! Mitkommen!«

Aus ihrem Verschlag huschte Hildegard hinaus und verschwand. Sie kam drei Minuten später, als die Russen mich schon auf eine Bahre gelegt hatten, mit dem Major zurück. So wurde ich in letzter Sekunde gerettet.
Als Schwester Hildegard eine Stunde später wieder erschien, spürte ich, daß sie etwas erlebt hatte, das sie schmerzte. Und bald darauf wußte ich es, als der Bursche des Majors sie zum zweitenmal holte. Sie hatte sich für uns geopfert. Sie gab sich dem Major hin, um uns hier im Saal zu retten.

Am späten Abend des 21. April 1945 kam ein Mann schwerverwundet ins Lazarett. Er wurde in dem Bett neben mir untergebracht. Es war Unteroffizier Hölzel, mein Fahrer. In der Nacht huschte er an mein Bett. Er war gar nicht verwundet. Die Verbände trug er nur zur Tarnung.

»Herr Leutnant, wir brechen in einer Stunde auf und fahren zur Burg, dort verteidigt der Kampfkommandant noch mit 1200 Mann. Die 20. Panzerdivision stellt sich bereit, um uns herauszuhauen!«

Ich versuchte aufzustehen; es ging, wenn auch nur mit Mühe und Not.

In dieser Nacht war es wieder Schwester Hildegard, die die Posten weglockte. Wir verließen den Saal. Einer der Russen am Hinterausgang stellte sich uns in den Weg. Unteroffizier Hölzel erstach ihn kurzerhand. Wir erreichten den Kübelwagen. Schwester Hildegard, eine andere Schwester, die ich nicht kannte, und ein verwundeter Sturmbannführer der Waffen-SS stiegen ein, nachdem sie mich vorher hineingehoben hatten. Hölzel setzte sich hinter das Steuer des Wagens, der einen sowjetischen Stander trug.

Wir fuhren mitten durch die Stadt, vorbei an Russenpanzern, die auf die Verteidiger der Burg feuerten, und dann rollten wir in die Burg hinein und waren vorerst in Sicherheit.

Generalmajor Hermann von Oppeln-Bronikowski, Kommandeur der 20. Panzerdivision und Olympiasieger von 1936 im Dressurreiten, rollte im Spitzenpanzer der Angriffstruppen auf Bautzen zu.

Er hatte Befehl, die Stadt zu durchstoßen, die Burgbesatzung zu entsetzen und die Brücke über die Spree wieder in deutsche Hand zu bringen.

Mitten durch die Stadt rollten unsere Panzer. Sie schossen nach rechts und links durch die Straßenzüge. Brennende Feindpanzer blieben zurück. Feindinfanterie wurde durch die nachrollenden Panzergrenadiere der Division vernichtet. Um 3.15 Uhr waren sie angetreten. Im Morgengrauen hatten sie Bautzen durchstoßen und schossen sich den Weg zur Burg frei.

Als das Panzerfeuer näher kam, trat Hildegard in das provisorische Lazarett und kam zu mir.
»Gleich ist es soweit, Heinz!« sagte sie, und ihre Lippen zuckten. Ich haschte nach ihrer Hand. Und tief innen in mir spürte ich die Liebe, die Verehrung und - daß ich sie zur Frau haben wollte; trotz allem, was geschehen war.

Zurückdrängende Russenpanzer wurden dicht vor dem Hauptgraben der Burg vernichtet. Dann rollte der General und Olympiasieger in die Burg hinein.
Im humpelte, auf Hildegard gestützt, zum Fenster, sah die Kameraden, sah die Balkenkreuze auf den Panzern.

Eine Stunde später begann der Abtransport der Verwundeten. Alle Schwestern und Ärzte wurden verladen. Schwester Hildegard blieb bei mir. Wir fuhren unter Panzerbedeckung aus der Stadt bis nach Dresden.

Zwei weitere Tage und Nächte hielten die 20. Panzerdivision, meine alte Division »Hermann Göring« und die Division »Brandenburg« den Feind auf. Sie schossen 355 Feindpanzer ab, sie kämpften für uns, die Verwundeten von Bautzen, die alle befreit werden konnten.

Heute noch denken meine Frau Hildegard und ich voller Dankbarkeit an jene Soldaten, die uns gerettet haben.

Quelle:Kriegsschicksale in Dokumenten

mfg
Josef

Hantsch

Wieder ein bewegender Bericht ... ich hab nochmal geschaut wegen den Fotos aber ich finde die leider nicht mehr. es gibt aber in bautzen einen Bilderband zu kaufen mit Orginalen Fotos zu der Zeit. Bin leider noch net flüssig sonst hätte ich Ihn mir schon zugelegt

MkG Michael
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md11

#7
Die Panzerbrigade schoß beim Vorgehen auf der Löbauer Straße auf kürzeste Entfernung über zwanzig T 34 ab, die rechts herangefahren waren. Die Besatzungen hatten sich in den Häusern vergnügt. Nicht nur die Rotarmisten, auch die Polen hatten unter der Bevölkerung furchtbar gewütet. Fast alle Häuser um die Bautzener Burg herum brannten. Der Ort mußte im Kampf Mann gegen Mann gegen betrunkene Polen freigekämpft werden. Die Polen trieben dabei deutsche Frauen als Kugelfang vor sich her.

Die deutschen Einsatztruppen drangen zunächst nicht bis zur Burg vor, deren deutsche Besatzung sich hielt. Der Nordteil Bautzens lag zu dieser Zeit noch in Feindeshand. Am 24. April um 9.00 Uhr sollte der Angriff auf die Burg beginnen. Die Bereitstellung litt jedoch unter einem starken Fliegerangriff, weshalb der Angriff unterbleiben mußte. Es folgte ein sowjetischer Bomberangriff. Um 14.00 Uhr stießen die Kradschützen der 20. PzD von Norden her angreifend bis zur Burg vor und stellten die Verbindung zu deren Verteidigern her, befreiten über 10.000 Soldaten und Zivilisten.

Ein weiterer Kampfschwerpunkt ergab sich nordostwärts von Hochkirch südostwärts Bautzen. Hier gerieten eine ganze Reihe T 34 einsatzfähig in deutsche Hände, ebenfalls zahlreiche LKW. Eine ganze Panzerkompanie hätte damit ausgestattet werden können. Es fehlte aber an Treibstoff, um alle mitzuführen. Aus gleichem Grunde stoppte die Führung ostwärts Elstra zwischen Bautzen und Kamenz die Fortsetzung eines erfolgreichen Angriffs und Verfolgung der geschlagenen Sowjets. Es fehlte an Treibstoff. Ohnehin wunderte man sich, woher der Treibstoff für die bisherigen Bewegungen der motorisierten Kräfte nachgekommen war. Findungstrupps hatten sich aufgemacht, um an zerstörten Tankstellen Treibstoffreste aus den Tanks abzupumpen.
Quelle:Letztes Aufgebot (R.Hinze)

mfg
Josef

Dieco


Stahlgewitter

Hallo

@ Dieco

also wiki ist nicht zu empfehlen, gerade in Themen wie Geschichte oder Medizin, da doch die Ansichten der Moderatoren das Prinzip der Wissensbündelung des öfteren politisieren oder polarisieren. Auch der Strang: Schlacht um Bautzen hat riesige Lücken und Fehler über Fehler.

@ md11

In dem Buch von Kurowski: "Ich kam durch! Kriegsschicksale in Dokumenten", weißt du ob dort noch mehr Berichte aus Ostsachsen (April/Mai '45) enthalten sind?

MfG
SG