Obergefreiter Fritz Drusche

Begonnen von Kluste, Do, 24. Juli 2014, 20:17

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Kluste

Liebe Mitlesende,

auch ich erlaube mir, der ich anonym hin und wieder hier mitgelesen und die Erinnerungsarbeit verfolgt und bewundert habe, euch einen Fall vorzulegen. Mir ist bewusst, dass ich selbst suchen muss (was ich auch an den üblichen Stellen getan habe), erhoffe mir aber vielleicht Anstöße, wo man noch fragen/suchen kann und auch, ob man das "Abstrakte" hinter den Fakten vielleicht durch geeignete Lektüren von Biographien (so euch denn welche aus entsprechenden Truppenteilen bekannt sind) etwas lebhafter gestalten kann.
Ich suche, da mein Opa nun bald 85 wird, noch ein letztes Mal seinen Vater (also meinen Urgroßvater). Die Daten sind wie folgt:

Name: Fritz Drusche
Geburtstag: 03.03.1905
Geburtsort: Greifswald
Wohnort: Velgast
Beruf: Melker
Einberufung: September 1939
Erkennungsmarke: - 534 - San.Ers.Abt. 2
Feldpostnummer: unbekannt
Einheit: Sanitätskompanie 1/160, unterstellt 60. ID
Rang: Obergefreiter

Fritz Drusche wird seit dem 26.12.1942 vermisst, als er im Stalingrader Kessel verschollen ist. Laut Auszug aus dem KTB der 60. ID (mot.) (fand ich im Internet) gab es an diesem Tag starke Gefechte. Bei der WAST ist außer diesen Informationen (und Angaben zu drei Lazarett-Aufenthalten (11/41 in Taganrog, 04/42 in Gridno, 12/42 Mariupol)) nichts bekannt. DRK und Volksbund ebenfalls keine Informationen. Nach Russland ans Archiv schrieb ich, warte noch auf eine Antwort.

Einige Zeit nach Kriegsende erhielt Fritz Ehefrau einen Brief eines Stabsarztes Dr. Gemeinhard(t), der mit Fritz wohl zusammen am Hauptverbandsplatz der Division diente. Dieser berichtete, sie seien zusammen in Gefangenschaft geraten, dann aber (Trennung Offiziere - Mannschaft) getrennt worden. Er gab noch an, Fritz sei in einen Zug nach Perm (Ural) gekommen. Dort gab es wohl mehrere Lager, wie meine Recherche ergab (v.a. wohl Nr. 207). In welches er gekommen sein könnte, ist unklar. Leider ist der Brief nicht mehr vorhanden, aber die Informationen sind gesichert. Unter dem Namen Gemeinhard(t) bin ich leider aber auch nicht weiter gekommen.

Was kann man noch versuchen? Und wie lässt sich das Leben von Fritz vielleicht mittels vergleichbarer Erlebnisschilderungen etwas plastischer werden lassen? Bin für jeden Hinweise dankbar!

In jedem Fall danke ich euch sehr!
Kluste

Ulla

Hallo Kluste,

es wird nicht leicht sein noch etwas herauszufinden.

Zum Namen Gemeinhardt habe ich folgendes gefunden, vermutlich es dieser Stabsarzt.

Dr. Hans Gemeinhardt  geb.: 30.07.1906 vermisst seit 19.01.1943 in Stalingrad.
Dienstgrad:  Oberstabsarzt

Dieser Mann ist beim Volksbund verzeichnet aber Dein Urgroßvater nicht - komisch. Die Gefallenen u.Vermissten aus/um Stalingrad
werden in Rossoschka auf den Würfeln benannt.
Ist Fritz Drusche in den Vermisstenbildlisten des DRK erfasst?
Gruß Ulla

"Das Wertvollste, was der Mensch besitzt, ist das Leben. Es wird ihm nur ein einziges mal gegeben......" (N.Ostrowski)

Kluste

Liebe Ulla,

danke für die schnelle Antwort. Allerdings ist es sicher, dass der Brief von Dr. Gemeinhard(t) erst NACH dem Krieg kam. Der Genannte Oberstabsarzt scheint aber wohl noch immer vermisst zu sein, oder? Käme dann als Absender wohl eher nicht in Frage...

Ich habe natürlich beim DRK gefragt, sehen die dabei nicht auch automatisch in die VBL? Oder muss man das extra fordern? Ich selbst habe noch keinen Band in den Händen gehalten. Da aber die Verwandten von Fritz allesamt in der SBZ wohnten, ist es wahrscheinlich so, dass er dort nicht aufgenommen wurde, oder? Aber ich werde ggf. noch einmal versuchen, an die VBL per Ausleihe zu kommen. Kurze Frage dazu: Wie sind die Einträge geordnet?

Besten Dank und beste Grüße
Kluste

Ulla

Hallo,

die VbL's sind nach Einheiten aufgestellt. Dazu gibt es hier im Forum auch eine Aufstellung, bitte die Suchfunktion nutzen.
Ein Tip, was man nicht konkret abfragt/abfordert bei den Behörden bekommt man auch nicht automatisch beantwortet.
Die VbL's sind auf Grundlage von Heimkehreraussagen entwickelt worden.
Noch eine Frage, von wann sind Deine Anfragen an die Behörden? Du kannst die Schreiben gern auch hier einstellen, Adresse o.a.
kannst Du unkenntlich machen.

Gruß Ulla

"Das Wertvollste, was der Mensch besitzt, ist das Leben. Es wird ihm nur ein einziges mal gegeben......" (N.Ostrowski)

adrian

#4
Hallo Kluste,
ich habe Deine Anfrage gelesen und werde heute Abend in die Vbl der 60 Inf.Div. (mot.) schauen,
die mir vorliegt, da ich den Weg der 60. bis Stalingrad intensiv verfolgt hatte, aber leider in letzter
Zeit nicht oft dazu kam, Daten miteinander zu vergleichen und in die Geschichte der Division einzuarbeiten.
Es ist schwer, heute noch etwas herauszufinden, dennoch darf man die Suche niemals aufgeben. Ich suche nach einem
Onkel, der ebenfalls nach Auskunft der WASt im Dezember als vermisst gemeldet wurde. In der Regel muss man davon
ausgehen, dass die Vermissten, die bis heute nicht gefunden wurden, sehr wahrscheinlich nicht mehr am Leben sind.
Wenn Dein Urgroßvater in ein Gefangenenlager kam, kannst Du in jedem Fall beim Memorial-Archiv in Moskau nachfragen,
auch per E-Mail. Nach der Adresse schaue ich auch heute Abend noch einmal. Irgendwo ist sie hier im Forum vielleicht auch aufgeführt.

Gruß
Werner
Suche alles zur 60. Inf.Div. (mot.) (Danziger Division) bis Stalingrad

adrian

Hallo Kluste,

leider habe ich Ihren Urgroßvater in der Vbl. nicht gefunden.
Es kann schon sein, dass er durch den Wohnsitz in der SBZ nicht gelistet wurde. Bei meinem
Onkel war es das Gleiche, obwohl mein Großvater immer nach ihm Ausschau hielt.
Tut mir leid, asber ich habe ihn in die namentliche Aufstellung der 60. ID mit hineingenommen.
Hast Du die Adresse des Gefangenenarchivs Mosjkau herausgefunden, oder soll ich danach suchen?

Gruß
Werner
Suche alles zur 60. Inf.Div. (mot.) (Danziger Division) bis Stalingrad

Kluste

Hallo Werner,

entschuldige die verspätete Antwort, ich hatte über das Wochenende kein Internet. Vielen Dank für deine Mühen mit der VBL!!! Ich hatte vermutet, dass er dort nicht geführt wird. Schade! Die Email-Adresse würde ich gerne haben...ein Versuch ist es allemal wert! Muss man dorthin auf Russisch schreiben oder ginge Englisch oder gar Deutsch?

Beste Grüße und nochmals vielen Dank für deine Hilfe
Kluste

adrian

Hallo Kluste,
ich such Dir die Adresse raus. Kannst auf Deutsch oder Russisch schreiben.
Man wird Dir dort weiterhelfen, da bin ich gewiss. Wir werden sehen, wie schnell die Russen sind.
Dort hat sich bezüglich der Gefangenenarchive einiges geändert.

Gruß
Werner
Suche alles zur 60. Inf.Div. (mot.) (Danziger Division) bis Stalingrad

adrian

Hallo Kluste,

Eine Anfrage ist an folgende Adresse zu schicken:

Rossijski Gosudartstwenny Wojenny Archiw (RGVA)
Russland
125212 Moskau
ul. Admirala Makarowa, 29

Was muss die Suchanfrage an Daten enthalten?

Wichtig ist, dass man bei einer Anfrage so viel Angaben zur gesuchten Person macht, wie möglich. Besonders wichtig sind hierbei der Vorname des Vaters der gesuchten Person. Ebenso das Verwandtschaftsverhältnis. Eventuell auch der Vornahme des Vaters des Gesuchten, weil die Gefangenen meist mit Vor- und Vatersnamen registriert wurden.

Für eine Anfrage unbedingt erforderlich sind folgende Daten:

Name
Vorname
Geburtsdatum und Geburtsort
Vorname des Vaters (!!!)
Zivilberuf
Vermisstendatum und Vermisstenort
Verwandtschaftsverhältnis (!!!)

auch
Vojennyje Memorialy (Gegenstück zum VdK), kann die E-Mail-Adresse im Moment nicht finden. Vielleicht weiß Ulla sie. Ich schaue aber noch mal in meinen Ordner.

Gruß
Werner
Suche alles zur 60. Inf.Div. (mot.) (Danziger Division) bis Stalingrad

adrian

Hallo Kluste,

hier die Adresse:

rgvarchive@mtu-net.ru

Direktor:W.I.Korotajew
Natschalnik: A.P.Efimenko

Versuche es.
Kostenpflichtig sind Kopien evtl, vorh. Akten

auch: suchreferat.moskau@telsycom.ru

Gruß
Werner
Suche alles zur 60. Inf.Div. (mot.) (Danziger Division) bis Stalingrad