SBZ- Das Speziallager Nr.7/Nr.1 Sachsenhausen

Begonnen von md11, Do, 21. Dezember 2006, 20:54

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md11

Hier eine Informative Seite über das Speziallager Sachsenhausen (ehemaliges KZ-Sachsenhausen)

http://speziallager.thomas-ney.com/

Gruß
Josef

md11

Das Sowjetische Speziallager (1945-1950) wurde auf dem gelände des ehemaligen nationalsozialistischen Konzentrationslagers (1936-1945)errichtet.Die sowjetischen Geheimdienste errichteten dort zunächst das "Überprüfungs- und Filtrationslager Nr.229",in dem sowjetische Bürger vor ihrer Rückkehr in die Heimat überprüft wurden.
Ein Zaun,mitten über den Appellplatz gezogen,trennte ehemalige KZ-Häftlinge,die noch bis August 1945 im Krankenrevier des Lagers gepflegt wurden,von den Insassen des sowjetischen Filtrationslagers.
Am 7.August 1945 erfolgte die offizielle Übergabe der Bauwerke und des Inventars des Lagers Nr.229 an das Speziallager Nr.7.Damit zog die sowjetische Lagerverwaltung in den Kernbereich des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen und nutzte etwa zehn Prozent von dessen Gesamtfläche für die Zwecke des Speziallagers weiter.

Auflösung des Lagers

Am 7.Oktober 1949 wurde auf dem Boden der sowjetischen Besatzungszone die DDR gegründet.
Die sowjetischen Machthaber nahmen dies zum Anlass,um die drei letzten noch bestehenden Speziallager aufzulösen-Sachsenhausen,Bautzen und Buchenwald.
Aber nur ein Teil der Häftlinge aus Sachsenhausen wurde in die Freiheit entlassen: 1.902 so genannte Internierte und 5.151 SMT-Verurteilte.
Dagegen überstellte der NKWD 4.836 SMT-Verurteilte an die deutschen Behörden zur weiteren Strafverbüßung in Gefängnissen der DDR. 721 bis dahin noch nicht verurteilte Internierte aus Sachsenhausen ließ die DDR-Justiz in das Gefängnis nach Waldheim verlegen, wo sie unter Aufsicht der SED-Führung eine Serie von Geheim- und Schauprozessen vorbereitete.
In Verlauf wurden die meisten Angeklagten wegen der ihnen zur Last gelegten Kriegsverbrechen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt,vereinzelt sogar zum Tod.
Gruß
Josef

md11

#2
Bild 1.Das Speziallager Sachsenhausen
Bild 2.Ein Übersichtsplan (Sommer 1945)
Bild 3.Totenbücher registrierten die im Speziallger Sachsenhausen 1945 und 1949 Verstorbenen
Die einzelnen Rubriken:Nr.,Todesdatum (3.02.47),Name,Geburtsjahr,Wohnort (keine Eintragung),Aktenzeichen,Bemerkungen.
Gruß
Josef

md11

Mit etwa 60.000 Menschen,die der sowjetische Geheimdienst in Sachsenhausen gefangen hielt,war Sachsenhausen das größte der insgesamt zehn Speziallager in der SBZ/DDR.
Die Häftlingsgesellschaft setzte sich aus vier großen Gruppen zusammen.Die größte Gruppe bildeten etwa 30.000 Zivilisten.Das Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten des UdSSR (NKWD) hatte sie auf der Grundlage des Befehls Nr.00315 vom 18.April 1945 ohne gerichtliche Prüfung individueller Schuld verhaftet.Etwa die Hälfte aller Speziallagerhäftlinge in Sachsenhausen gehörte dieser Gruppe an,die in der Sprache der Lagerbürokratie als "Spezkontigent",in Anlehnung an interalliierte Beschlüsse auch als Internierte bezeichnet wurden.Der Befehl Nr.00315 sah vor,unter anderem Mitarbeiter von nationalsozialistischen Verfolgungsbehörden,Leiter von Gebiets-,Stadt- undKreisverwaltungen sowie "aktive Mitglieder" der NSDAP zu internieren.Tatsächlich verhaftete der NKWD überwiegend untere und mittlere NS- Funktionsträger-vor allem Block- und Zellenleiter.Jedoch sind nur wenige Angehörige von Schutzstaffel (SS),Sicherheitsdienst (SD),Geheimer Staatspolizei (Gestapo) oder KZ-Wachmannschaften und Mitarbeiter von MInisterien und Behörden in den Verwaltungsunterlagen des Lagers registriert.
Sie saßen bereits in den sowjetischen Kriegsgefangenenlagern oder hatten sich in den Westen abgesetzt.Zur Gruppe der Inernierten zählten schließlich auch einfache Mitglieder der NS-Jugendorganisationen,politische Gegner und willkürlich Verhaftete.
Die mit 16.000 Personen zweitgrößte Gruppe waren die von sowjwtischen Militärtribunalen (SMT) Verurteilten:mehr als 12.000 Deutsche und etwa 4.000 sowjetische Bürger und Ausländer.Seit 1946 übergab der NKWD verhaftete Personen zunehmend Gerichten der Roten Armee zur Aburteilung.Diese sowjeischen Militärtribunale arbeiteten vor allem nach den in der UdSSR geltenden Rechtsgrundsätzen und verurteilten größtenteils nach den Bestimmungen des seit 1927 geltendenb sowjetischen Strafgesetzbuchs.Die Prozesse waren bis auf seltene Ausnahmen nicht öffentlich und dauerten oft nur wenige Minuten,da die Urteile in der Regel vorher feststanden.Die Angeklagten erhielten kaum Möglichkeiten,sich zu verteidigen.Manche Verurteilungen wurden durch ein Ferngericht in Abwesenheit der Angeklagten ausgesprochen.Gründe für Verurteilungen reichten von "Waffenbesitz" über "antisowjetische Propaganda","Bildung einer terroristischen Gruppe" bis zur "Spionage".Im Vergleich zu den Inhaftierten des "Spezkontingents" waren die SMT-Verurteilten deutlich jünger und der Anteil von NS-Funktionären wesentlich geringer.
Die drittgrößte Gruppe bestand aus etwa 6.500 Wehrmachtsoffizieren,die in Sachsenhausen von Januar bis September 1946 inhaftiert waren,bevor sie zum Arbeitseinsatz in die Sowjetunion deportiert wurden.Sie befanden sich-aus westalliierter Kriegsgefangenschaft entlassen-auf dem Weg in ihre Heimatorte in der sowjetischen Besatzungszone.Der NKWD schickte die Offiziersdienstgrade nach Sachenhausen.Von dort wurden sie in langen Eisenbahntransporten über Franktfurt/Oder in die Sowjetunion verbracht.
Neben einer kleinen Gruppe ausländischer Staatsbürger hielt der NKWD im Speziallager Sachsenhausen als vierte Gruppe auch etwa 7.300 russische Emigranten und Bürger der Sowjetunion gefangen,darunter sowjetische Kriegsgefangene,ehemalige Zwangsarbeiter und sogar Soldaten der Roten Armee.Das waren ungefähr zwölf Prozent aller Häftlinge.Die Mehrzahl dieser Häftlinge blieb nur wenige Monate in Sachsenhausen,anschließend deportierte der NKWD sie in die Straflager des GULag.
In der Vielzahl dieser unterschiedlichen Häftlingsgruppen unterschied sich Sachsenhausen von allen anderen Speziallagern.

md11

Wer in die Fänge des NKWD geriet, blieb für die Angehörigen ,,spurlos verschwunden". Die Häftlinge durften weder schreiben noch Post erhalten - mit Ausnahme der SMT-Verurteilten. Nur wenigen gelang es, Nachrichten aus dem Lager zu schmuggeln. Die Speziallager sind deshalb auch als ,,Schweigelager" bezeichnet worden. Neben der Isolation und Ungewissheit über das eigene Schicksal quälte die Häftlinge die erzwungene Untätigkeit. Im Gegensatz zu den Lagern des GULag waren die Speziallager keine Arbeitslager. Nur wenige Häftlinge durften Arbeiten zur Aufrechterhaltung des Lagerbetriebs ausführen. Sie suchten deshalb wo immer möglich nach Beschäftigung, um nicht an Isolation, Untätigkeit und Hunger zu verzweifeln. Handarbeiten jeglicher Art waren sehr willkommen, bei Frauen wie bei Männern. Sie mussten diese jedoch heimlich ausüben, weil der Besitz von spitzen Gegenständen, wie Nadeln oder Messern, verboten war. Die Häftlinge fertigten unter diesen Bedingungen Alltagsgegenstände, aber auch künstlerische Arbeiten und vor allem Kleidungsstücke an. Sie waren dazu gezwungen, denn sie besaßen nur das Wenige, was sie bei der Verhaftung getragen hatten. Wer im Sommer inhaftiert wurde, musste sich dringend Winterbekleidung beschaffen. Die notwendigen Materialien mussten im Lager gegen aufgespartes Brot und Tabak eingetauscht werden. Lebensnotwendiges ,,erkauften" die Häftlinge so teuer mit Hunger. Wie groß das Bedürfnis nach Beschäftigung und die geistige Auflehnung gegen verordnete Passivität und Unterwerfung waren, zeigen erhaltene Erinnerungsstücke, die trotz des großen Hungers aus Brot herstellt worden waren.

Unterernährung, katastrophale hygienische Verhältnisse, Mangel an Medikamenten und medizinischen Geräten, fehlende Kleidung und die seelische Belastung führten dazu, dass jeder dritte Häftling starb. Die häufigsten Todesursachen waren Tuberkulose, Herz- beziehungsweise Lungenkrankheiten und Magen-Darm-Infektionen in Folge extremer Abmagerung und Eiweißmangels. Schon kurz nach der Verlegung des Speziallagers Nr. 7 nach Sachsenhausen starben im September 1945 mehr als 500 Häftlinge an der Folge einer Ruhrepidemie. Extreme Ausmaße nahm das Massensterben auch nach der Senkung der Lebensmittelrationen im November 1946 an. In den darauf folgenden Monaten starben Tausende. Allein für den Februar 1947 verzeichnen die sowjetischen Statistiken 1.157 Tote bei einer Gesamtzahl von etwa 14.500 Häftlingen. Die Angehörigen der Toten erhielten keine Benachrichtigung.Sie erfahren vielfach erst heute-50 Jahre später-vom Schicksal der Vermissten.

adrian

Hallo Josef,

weißt Du, ob es für die in Sachsenhausen nach dem Ende des 2. Wk umgekommenen Häftlinge der sowjetischen Besatzungsmacht irgendwo eine namentliche Aufstellung gibt?
Ich hatte diesbezüglich eine Anfrage aus einem anderen Forum.

Gruß Werner
Suche alles zur 60. Inf.Div. (mot.) (Danziger Division) bis Stalingrad

zirkulon

Vielleicht hilt Dir das etwas weiter:

ZitatExakt 43 035 Namen. So viele Schicksale finden sich auf den Listen, die Rudolf Seiters, Ex-Innenminister und Präsident des Roten Kreuzes, heute dem Museum "Haus am Checkpoint Charlie" in Berlin übergibt. Es sind die Namen all jener, die von 1945 bis 1950 in sowjetischen Lagern in Ostdeutschland gestorben sind. Die Namen werden fortan öffentlich zugänglich sein - das Schweigen soll endgültig ein Ende haben.
Die Totenlisten werden im Haus am Checkpoint Charlie der Öffentlichkeit zugänglich, weil schon Ende der fünfziger Jahre Rainer Hildebrandt, Gründer des privaten Museums, dem Roten Kreuz eine fast 900 000 Papiere umfassende Suchkartei übergeben hatte. Erarbeitet von der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit, umfasste sie sogar die Namen von rund 96 000 Menschen, die in den Speziallagern verhungert oder an Krankheiten gestorben sein sollen.
Eine Zahl, die in der seit 1990 möglichen wissenschaftlichen Forschung nicht bestätigt werden konnte. Deshalb reagiert auch die Gedenkstätte Sachsenhausen vorsichtig auf die Freigabe der Listen: Ihr Sprecher begrüßt zwar, "dass der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes die elektronisch erfassten Daten von Verstorbenen der sowjetischen Speziallager in der SBZ/DDR einer großen Öffentlichkeit zugänglich" mache.
Zugleich sorgt man sich, dass die Fehler in der Liste, bei der Schreibweise von Namen oder Angabe unterschiedlicher Todesdaten, "zu Irritationen bei Angehörigen führen könnten". Wichtig ist in jedem Fall, dass nun Angehörige nach vermissten Verwandten suchen können. Wissenschaftler der Gedenkstätte Sachsenhausen bereiten derzeit ein wissenschaftlich verlässliches Totenbuch des Speziallagers bei Berlin vor, für das alle verfügbaren Quellen herangezogen werden, auch die Suchdienstkarteien und die sowjetischen Listen. Für die Speziallager Buchenwald, Bautzen und Fünfeichen liegen bereits Totenbücher vor.

Gefunden im Internet bei der Morgenpost.
über Google Suche mit den Begriffen "Totenbücher Sachsenhausen"

Es sollte also Totenbücher geben, ist nur die Frage ob man da herankommt.
Über Sachsenhausen soll es sechs der benannten Bücher geben, aus der Zeit des Speziallagers, die wohl im Original im russischen Staatsarchiv liegen.

Gruß
Michael
Bei allen von mir erstellten Beiträgen berufe ich mich auf :
Artikel 5, GG der BRD.
Artikel 11, Charta der Grundrechte der EU.
Artikel 19, Menschenrechtscharta der UN.

Was Du nicht willst dass man Dir tu,
das füg´ auch keinem Andern zu

md11

Hallo Werner,
hab hier eine Seite,vielleicht kann man dort mal Anfragen über die Namensliste.
http://www.stiftung-bg.de/index.html

Gruß
Josef

md11

Ost-Justizminister Max Fechner braucht nicht  48 .000 inhaftierte Deutsche zu übernehmen, wenn nun 1950 die Ueberlebenden der Sowjetzonen-KZ's seiner Verwaltung unterstellt werden. Nur etwa 4000 Häftlinge wird die NKWD übergeben.

Die übrigen 44 000 läßt NKWD-Oberstleutnant Aldanow seit drei Wochen ostwärts über die Oden rollen. Das sind alle zu rnekir als drei Jahren Haft Verurteiltem. Sie werden ihre Strafe in der Sowjetunion oder einem Satellitenstaat abarbeiten.

Die Bewachung für den Rest darf Max Fedmer, der als vorsichtiger Ost-Minister immer noch sein gutgehendes Lebensmittelgeschäft in Neukölln (US-Sektor) betreiben läßt, bei Volkspolizeichef Kurt Fischer vom neu gegründeten ostzonalen StSD (Staatssicherheitsdienst) anfordern. An der Verwaltung von Max Fechners Konzentrationslagern (er war bis 1933 Chef der Kommunalpolitischen Abteilung beim SPD-Parteivorstand in Berlins Lindenstraße 3) werden NKWD - Offiziere lediglich beratend beteiligt sein. ,,Bei gewissen Anordnungen für die Gefangenenbehandlung" (Aldanow).

Fest steht für Fechners Konzentrationäre; daß sie unter seiner Regie werden arbeiten müssen. Das war seit 1945 in Sachsenhausen, Buchenwald und Bautzen anders: unter NKWD-Regie durften die Häftlinge nur die Barackenwände anstarren Sie sollten sich totwarten.

Die Toten wurden anfangs im Vorhof des Sachsenhäuser Lagers begraben, in Kalkgruben zu je 400 Leichen. Seit aber innerhalb der Umzäunung der Platz für die Massengräber nicht mehr ausreicht, werden zweimal wöchentlich im Schmachtenhagener Forst neue Gräber ausgehoben. (Das
KZ  Schsenhausen zählt seit 1945 6911 Tote). Von den Häftlingen selber. Diese Totengräberarbeit ist eine Vergünstigung für gute Führung. Jeder Totengräber wird allerdings von zwei MP-bewaffneten Wachtposten begleitet.

Ueberhaupt ist Sachsenhausen nicht im NS-Zustand geblieben. Es gibt heute den Vorhof, die Zone I (das war das Nazi-KZ) und die Zone II. Durch den Ausbau können 100 000 Häftlinge untergebracht werden. In den Schlußwochen war Sachsenhausen aber nur mit 11 400 Häftlingen belegt, von denen 4100 als ,,Politische" galten. In der Frauen-Abteilung liegen 1400 Frauen. Zum Teil mit Kindern, 28 unter fünf Jahren.

Die Frauen sind durchweg besser zu paß als die Männer. Sie bekommen beim Gemüseputzen und Kartoffelschälen öfter zusiazliche Bissen.

Hübsche Frauen müssen an den Vergnügungen der sowjetischen Herren teilnehmen. Häßliche bekommen vom NKWD-Lagerarzt Iwanoff neue Medikamente zur Erprobung injeziert. Nach der zweiten Spritze sind die meisten gelähmt.

Die Frauen leben in Zone I. In der Zone II vegetieren Trotzkisten, Titoisten, Saboteure, Spione und allerlei andere ,,Agenten des Monopolkapitals". 2100 mit  offener Tbc 300 liegen mit Muskelschwund in einer Sonderbaracke. Sieben deutsche Aerzte, selber Häftlinge, können nur mit dem Absud von Gräsern oder Kräutern behandeln.

Der Ablauf der Haftzeit bedeutet noch lange nicht Freilassung. Lagerkommandant Oberstleutnant Kostjuchin oder die beiden Zonenführer Kapitän Djedloff und Oberleutnant Rudenkow können Alle Strafen wegen Unzuverlässigkeit-beliebig verlängern.

Bei den seltenen Entlassungen werden immer fünf Mann in einem Abstand von einer halben Stunde freigelassen, Das ist für Oranienburg eine Sensation. Im Nu sammeln sich Menschen um die Abgemagerten. Viele büßten ihre Fragen schwer. Sie sitzen jetzt selber zur genauen Orientierung jenseits der Mauer. Auch Entlassene, die Frauen von Mithäftlingen Nachricht von ihren Männern brachten, sind in Sachsenhausen zurück.

Mit der Ueberstellung der NKWD-Lager an Max Fechner geht auch Kurt Fischers ,.Musterarbeitslager" in den Rüdersdorfer Kalkbergen in die Regie des einstigen preußischen SPD-Abgeordneten für den Wahlkreis Potsdam II über.

In Rüdersdorf werden Gefangene festgehalten, die von Ostzonen-Gerichten in ,,ordentlichen" Verfahren abgeurteilt wurden, 350 davon als politische Häftlinge, die in die Gruppen Boykotthetzer und Neofaschisten unterteilt sind. Sie müssen in drei Schichten zu je 8 Stunden in den Kalkbrüchen arbeiten. Ihr Soll beträgt je Mann und Schicht neun Loren Kalksteine, gebrochen und verladen. Wer sein Soll nicht erfüllt, bekommt weniger zu essen. Als Lohn werden den Häftlingen täglich 20 Ostpfennige gutgeschrieben.

Lagerkommandant in Rüdersdorf ist der ehemalige Schmiedegeselle Lupens, der vorher Amtsrichter in Forst (Lausitz) war, von wo er wegen mangelnder Beherrschung der deutschen Sprache nach Rüdersdorf versetzt wurde. Er wagt sich nur in Begleitung seines Wolfshundes durch das Lager.

Quelle-Der Spiegel (5.1.1950)

Gruß
Josef