Autor Thema: SBZ-Das Speziallager Nr.6 Jamlitz bei Lieberose  (Gelesen 508 mal)

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SBZ-Das Speziallager Nr.6 Jamlitz bei Lieberose
« am: Sa, 04. November 2006, 19:23 »
Das Speziallager Nr.6 in Jamlitz bei Lieberose,eines von 10 speziallager der sowjetischen Besatzungsmacht in der SBZ und wurde vom sowjetischen Geheimdienst NKWD im September 1945 auf dem Gelände und in den Baracken eines ehemaligen Außenlagers des nationalsozialistischen KZ Sachsenhausen eingerichtet.Das Lager bestand bis April 1947.
Festgehalten wurde im Lager Jamlitz deitsche Zivilbevölkerung,neben ehemaligen Mitgliedern der NSDAP in erster Linie viele willkürlich Verhaftete,auch Jugendliche,und vor allem politisch Missliebige,die der Errichtung des stalinistischen Systems in der sowjetischen Besatzungszone hätten im Wege stehen können.In den Propagandaverlautbarungen der DDR wurden die Zustände im Lager beschönigt und die Inhaftierten durchweg als "Nazi-Verbrecher" diffamiert,was nicht den Tatsachen entsprach,sondern eine Zweckbehauptung zur Verdeckung der wahren Gegebenheiten war,nämlich unter dem Vorwand der "Entnazifizierung" politisch Unbequeme aus dem Verkehr zu ziehen.Während der DDR-Zeit wurde die Nutzung des Lagers Jamlitz durch die sowjetische Besatzungsmacht verschwiegen.Die Baracken wurden abgerissen und kleinere Wohnhäuser auf dem Gelände errichtet.
Das Lager Jamlitz gilt als eines der Speziallager,deren Haftbedingungen verheerend waren.Infolge der bewusst zugeteilten Hungerrationen kam es bei den Inhaftierten neben den Qualen,die der ständige Hunger verursachte,zu Krankheiten wie Dystrophie,Ruhr und Tuberkolose,Furunkulose,Gürtelrose und Wasseransammlungen im Körper,die von den Füssen aufwärts bis in die Lungen stiegen.In diesem letzten Stadium ertranken die Menschen und starben.Ungeziefer,Schmutz,Kälte und Isolation von der Außenwelt waren weitere Faktoren,die dazu beitrugen,dass zeitweilig 60-70 Menschen pro Tag starben.Hinzu kam stundenlanges Stehen bei jeder Witterung während der täglichen Zählappelle.
Rundfunk,Zeitungen,Papier,Schreibmaterialien oder Kontakte zu Angehörigen gab es nicht,sodass die Ungewissheit über das Schicksal ihrer Familien die Häftlinge zusätzlich zermürbten.Geschlafen wurde ohne Strohsäcke auf den Brettern dreistöckiger Holzpritschen.Sämtliches Inventar,das sich zur Zeit des Lagers unter NS-Herrschaft in den Baracken befunden hatte,war entfernt worden.In der nähe des Lagereinganges befand sich der Strafbunker.1-10 tätige Haft in Kälte,Dunkelheit mit noch weniger nahrung musste bei Vergehen dort verbracht werden.
Bei der Auflösung von Jamlitz wurden 4.400 Überlebende in die Lager Mühlberg und in das von der sowjetischen Besatzungsmacht ebenfalls weiterbenutzte ehemaliges KZ Buchenwald verbracht.Bei der Räumung des Lagers wurden die Häftlinge unter Bewachung zur Bahnstation Lieberose geführt und dabei von Passanten wahrgenommen,die bei ihrem Anblick weinten oder auch sich eiligst entfernten.Etwa 1.000 Häftlinge wurden in die UdSSR deportiert.

Von 12.000-14.000 Häftlingen in Jamlitz,zu Anfang aus den Lagern Ketschendorf,Bautzen,Frankfurt/Oder,Posen und den Sammelpunkten in den umliegenden Verhörkellern der Besatzungsmacht herangebracht,starben etwa 5.000 (Schätzungen auch von 4.000-6.000) durch Verhungern und an Krankheiten und wurden nackt in Massengräbern verscharrt.
Im April 1990 wurden die Gräber aufgrund von Hinweisen im Wald gefunden und eine Gedenkstätte errichtet.
Gruß
Josef
« Letzte Änderung: Do, 24. Juni 2010, 23:16 von Ulla »

 


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