Hans Günther von Kluge 1882-1944

Begonnen von md11, So, 29. Oktober 2006, 18:05

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md11

Der kluge Hans" hieß Hans Günther von Kluge bei den Bewunderern seiner militärischen Siege.
Der 1882 in Posen geborene Spross einer preußischen Militärfamilie hatte Hitlers 4.Armee erfolgreich nach Polen geführt.Im Westfeldzug brachte er seine Truppen bis an den Ärmelkanal.Danach ernannte Hitler ihn zum Generalfeldmarschall und zum Befehlshaber einer Heeresgruppe an der Ostfront.Ein steiler Aufstieg für den Preußen,der ihn zugleich in einen tiefen inneren Konflikt stürzte.Denn von Kluge war zwar ein treuer Offizier,aber kein glühender Nazi.Er verachtete Hitlers Umgang mit den Juden und sprach sich gegen die Verfolgungen aus.Er bewunderte Hitlers militärischer Erfolge,befürchtete aber,dessen Größenwahn würde Deutschland ins Verderben führen.Die Verschwörer des 20.Juli,von denen einige zu von Kluges engstem Freundeskreis gehörten,hofften,ihn für ihre Sache zu gewinnen.Doch von Kluge blieb zögerlich:Er kannte ihren Plan,Hitler zu ermorden,wollte aber erst handeln,wenn der Führer tot sei.Am 2.Juli 1944-als die Wehrmacht in der Normandie schon auf verlorenem Posten stand,schickte Hitler ihn als Oberbefehlshaber an die Westfront.Anfang August widersetzte er sich ihm und ordnete eigenmächtig den Rückzug aus dem Kessel von Falaise an.Auf dem Rückzug nach Deutschland,wo ihm wahrscheinlich der prozess gemacht worden wäre,vergiftete er sich am 19.August 1944 mit Zyankali.
Gruß
Josef

md11

Aus dem Abschiedsbrief des Generalfeldmarschalls v.Kluge an Hitler 18.August 1944

Oberbefehlshaber West          H.Qu., den 18.VIII.44
Mein Führer!
Ihre gestern mir durch Feldm. Model übergebene Willensäußerung enthebt mich vom Kommando des Ob. West u. der H.Gr.B. Der ersichtliche Grund ist der Mißerfolg der zum Stoß auf Avranches angesetzten Panzerverbände und die dadurch entstandene Unmöglichkeit, die Lücke zum Meer zu schließen. Meine ,,Schuld" als verantwortlicher Führer ist damit festgestellt.

Gestatten Sie, mein Führer, in aller Ehrerbietung hierzu Stellung zu nehmen. Wenn Sie diese Zeilen, die ich über Oberstgr. Sepp Dietrich, den ich als unbestechlichen, tapferen Mann in diesen schweren Wochen kennen und schätzen gelernt habe, Ihnen zukommen lasse, erhalten, bin ich nicht mehr. Ich kann diesen Vorwurf, das Schicksal des Westens durch falsche Maßnahmen besiegelt zu haben, nicht tragen, habe auch keine Mittel, mich zu verteidigen. Ich ziehe mithin die Konsequenzen und begebe mich dahin, wo schon Tausende meiner Kameraden sind. Den Tod habe ich nie gefürchtet. Das Leben hat für mich, der ich auch als Kriegsverbrecher auf der Auslieferungsliste stehe, keine Bedeutung mehr ...

Mein Führer, ich glaube für mich in Anspruch nehmen zu dürfen, daß ich das letzte meiner Kraft hergab, um der Lage gerecht zu werden. In meinem Zusatzschreiben zu der Denkschrift Feldmarschall Rommels, die ich Ihnen s. Zt. übersandte, wies ich bereits auf die mögliche Entwicklung der Lage hin. Wir beide, Rommel und ich, und wohl alle Führer hier im Westen,die den Kampf mit den das Material beherrschenden Engl. Amerik. kannten, sahen die jetzt eingetretene Entwicklung voraus. Wir sind nicht gehört worden. Unsere Auffassungen waren nicht vom Pessimismus diktiert, sondern von der nüchternen Erkenntnis der Dinge. Ich weiß 'es nicht, ob der überall bewährte Feldmarschall Model die Lage noch meistern wird. lch wünsche es ihm von Herzen. Sollte es aber nicht der Fall sein und Ihre neuen heißersehnten Kampfmittel, insbes. die der Luftwaffe, nicht durchschlagen, dann, mein Führer, entschließen Sie sich, den Krieg zu beenden. Das dt. Volk hat so namenlos gelitten, daß es Zeit ist, dem Greuel ein Ende zu machen.

Es muß Wege geben, dieses zu erreichen und vor allem zu erreichen, daß das Reich nicht dem Bolschewismus verfällt. Die Haltung eines Teils der im Osten gefangenen Offiziere ist mir stets ein Rätsel geblieben. Mein Führer, ich habe stets Ihre Größe, Ihre Haltung in diesem gigantischen Kampf und Ihren eisernen Willen, sich und den Nationalsozialismus zu erhalten, bewundert. Wenn das Schicksal stärker ist als Ihr Wille und Ihr Genie, so ist das Fügung. Sie haben einen ehrlichen, ganz großen Kampf gekämpft. Die Geschichte wird Ihnen das bescheinigen. Zeigen Sie nun auch die Größe, die notwendig sein wird, wenn es gilt, einen aussichtslos gewordenen Kampf zu beenden.

Ich scheide von Ihnen, mein Führer, der ich Ihnen innerlich näher stand, als Sie vielleicht geahnt, in dem Bewußtsein, meine Pflicht bis zum äußersten getan zu haben.

(gez.) v. Kluge Generalfeldmarschall

Quelle-Illustrierte Geschichte des Zweiten Weltkrieges (K.Zentner)

Gruß
Josef

adrian

Hallo Josef,

dieser Brief von Kluge ist auch im Paul Carrelband "Stalingrad" enthalten. Das waren gestandene Männer,
die sich eher das Leben nahmen als dem A.H. mal in die Parade zu fahren. Unglaublich.

Gruß Werner
Suche alles zur 60. Inf.Div. (mot.) (Danziger Division) bis Stalingrad