Der Aufstand der "Freiheitsaktion Bayern"

Begonnen von md11, Di, 15. Mai 2007, 21:45

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

md11

Die wichtigste Widerstandsbewegung in den letzten Kriegstagen ist die "Freiheitsaktion Bayern". Ihr Kopf: Rupprecht Gerngroß, Chef einer Dolmetscher-Kompanie. Er und seine Mitstreiter aus einigen Wehrmachts-Gliederungen im Raum München und Freising wollen die sinnlose Verteidigung Südbayerns verhindern und gleichzeitig ein Signal an die Alliierten senden: Nicht alle Deutschen stehen hinter dem Hitler-Regime.

Widerstand auf Mittelwelle

Groß ist der Rückhalt für die Gruppe um Gerngroß beim Militär nicht – deswegen will die "Freiheitsaktion Bayern" zuschlagen, sobald die amerikanischen Linien möglichst nahe sind. Von sich aus sind die Verschwörer nicht genügend stark, die linientreuen Verbände von SS und Wehrmacht in Schach zu halten. Sie setzen auf das schnelle Vorrücken der US-Armee. Damit der Einmarsch ohne Blutvergießen über die Bühne gehen kann, will die Freiheitsaktion zwei Radiosender in Erding und München-Freimann besetzen und die Bevölkerung zu freiwilliger Aufgabe und Widerstand gegen die NS-Einheiten aufrufen.

Tatsächlich gelingt es Gerngroß und seinen Leuten am 28. April 1945, die Wachmannschaften zu überrumpeln und mehrere Stunden lang zu senden. Um fünf Uhr morgens setzt sich Rupprecht Gerngroß selber in Erding ans Mikrofon:

"Achtung, Achtung! Sie hören den Sender der Freiheitsaktion Bayern! (...) Das Stichwort 'Fasanenjagd' ist durchgegeben. Arbeiter schützt Eure Betriebe gegen Sabotage durch die Nazis! Sichert Arbeit und Brot für die Zukunft!  (...) verwehrt den Funktionären den Zugang zu Eueren Anlagen!"

In einem Zehnpunkte-Programm skizziert die FAB ihre Ziele, darunter ein Ende von Nationalsozialismus und Militarismus sowie  den Aufbau eines Sozialstaats und die "allmähliche Wiedereinführung der Presse- und Versammlungsfreiheit".

Das Regime schlägt zurück

Wenige Stunden später ist die Freiheitsaktion Bayern schon in der Defensive, erst muss der Sender Freimann, dann Erding geräumt werden. SS-Verbände besetzen die Radiostationen, Gerngroß und seine Helfer treten die Flucht an. Während Gerngroß auf einer Berghütte untertauchen kann, werden im Raum München mehrere FAB-Aktivisten, aber auch unbeteiligte Zivilisten, bei der grausamen Hetzjagd getötet.

Obwohl die Freiheitsaktion Bayern nur für wenige Stunden aktiv bleibt, ist ihr Wirken keineswegs umsonst. Beispiel Augsburg: Der Stadt bleiben ein blutiger "Endkampf" und ein drohendes Bombardement in letzter Minute erspart, da die FAB von sich aus Kontakt zur heranrückenden US-Armee herstellt – die letzten verteidigungsbereiten NS-Truppen werden entwaffnet.

Doch in vielen Orten Bayerns spielen sich Tragödien ab: Durch das Vorrücken der US-Armee und die Aufrufe der FAB ermutigt, die nach eigener, unzutreffender Darstellung schon "die Regierungsgewalt erstritten" hatte, schreiten beherzte Bürger zur Tat. Weiße Fahnen werden auf Kirchtürmen gehisst, Kampftrupps und Volkssturm zur Aufgabe gedrängt, vereinzelt sogar entwaffnet und festgesetzt.

Willkür und Terror bis zum Ende

Aber immer noch sind SS-Kommandos und Standgerichte in Bayern unterwegs, die bei vermeintlicher "Wehrkraftzersetzung" oder "Drückebergerei" gegen Beschuldigte mit größter Brutalität vorgehen. Ihnen fallen noch Dutzende Menschen zum Opfer - oft nur wenige Stunden vor der Befreiung durch die Amerikaner.

Quelle-http://www.br-online.de/bayern-heute/thema/kriegsende/widerstand-freiheitsaktion.xml

Mit freundlicher Genehmigung von BR3

Gruß
Josef