Spremberg, Kausche, Ressen Starkes Stück, oder ganz normal??

Begonnen von zirkulon, Mi, 26. September 2007, 17:55

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zirkulon

Starkes Stück oder ganz normal?

Brandenburg,
das Gebiet zwischen Spremberg; Kausche und Ressen.

In diesem Gebiet haben zum Ende des letzten Weltkrieges schwerste Rückzugskämpfe deutscher Truppen stattgefunden. Es spielte sich in dem Zeitraum vom 16. bis 22.4.1945 ab und es sind verschiedene deutsche Einheiten darin verwickelt gewesen, als da sind die 344. Infanteriedivision, die 10. SS Panzerdivision sowie die Führerbegleitdivision
Es soll in dem Raum zwei Kessel gegeben haben, der erste Kessel war im Stadtgebiet und der näheren Umgebung von Spremberg, die Eingeschlossenen konnten aber in Richtung Senftenberg ausbrechen. Der zweite Kessel befand sich bei Kausche-Gosda, der Nordrand dieses Kessels war Steinitz. Die dort Eingekesselten brachen in Richtung Neupetershain aus. Es sollen um Kausche herum rund 5000 Soldaten gefallen sein.

Es werden sich ähnlich dramatische Szenen abgespielt haben wie im Bereich Halbe. Nur dass die Kämpfe in diesem Gebiet der Allgemeinheit kaum bekannt geworden sind. Das führe ich auf zwei Tatsachen zurück erstens war es fast zum Ende des Krieges (einbuddeln und vergessen) und zweitens kämpften dort Truppen die nach der Beendigung des Krieges als die "bösen Truppeneinheiten"galten und auch heute nochgelten. Weiterhin bleibt dieses Gebiet nach der Kapitulation in der sowjetischen Besatzungszone (DDR) und wurde somit durch die politische Einflussnahme der Siegermacht UDSSR, das Auffinden der Grablagen und/oder die Umbettung der Soldaten verhindert.

Nun muss man wissen das dieser gesamte Bereich schon seit langer Zeit ein Braunkohle-Tagebaugebiet ist. Mit riesigen Baggern wird dort der Braunkohle zu Leibe gerückt. Das ist, abgesehen von den Landschaftsschädigungen, <<ich füge mal eine Karte bei>>, und der Schädigung der Umwelt durch sehr hohe CO² Immissionen, bei unserem hohen Energiehunger offensichtlich auch nichts Schlechtes.
Die Grenze bei mir ist allerdings überschritten, wenn mir zu Ohren kommt, dass nach Rodung und dem Umpflügen neu abzubauender Flächen, Knochen, Skelettteile, Unterkiefer und Bekleidung sowie Ausrüstungsgegenstände auf der Oberfläche herum liegen und sich kein Mensch daran stört oder darum kümmert. Auch Munition und deren Reste lassen sich oberirdischen einsammeln.
Nun kann man natürlich sagen das man dort gar nicht sein darf, es stehen Hinweisschilder, der Wachdienst ist mit Hunden unterwegs und versucht das riesige Gelände zu überwachen. Das ist wohl rein rechtlich gesehen auch korrekt.

Nur, was ist mit der menschlichen, der humanen Seite?
Was ist mit den dort liegenden gefallenen Soldaten?
Warum wird dort nicht intensiver gesucht?
Oder ist es dem schwedischen Staatskonzern Vattenenfall zu teuer und zu umständlich sich mit den entsprechenden Institutionen an einen Tisch zu setzen um das Gebiet vor Abbau der Braunkohle gründlich absuchen zu lassen?
Sollte die Ignoranz vielleicht daher rühren dass in diesen Orten überwiegend Elite-Truppen der Deutschen gekämpft haben und gefallen sind?
Ist den Betreibern solcher Anlagen eigentlich nicht klar das es in Deutschland nach wie vor Hunderttausende Menschen gibt, die selbst nach über 60 Jahren, noch ihre vermissten Angehörigen suchen??

Ich finde, alle Menschen sollten gleich behandelt werden, erst recht nachdem sie tot sind. Ich kann keinen Unterschied daran erkennen ob jemand 1941 oder 1945 gefallen ist, ob jemand Wehrmachtssoldat oder SS-Mann war.
Makaber die Vorstellung dass ihre Überreste erst zerpflügt werden und danach im Kraftwerk verglühen....

Ich füge hier eine Karte bei, damit man sich einen Überblick über das Gebiet verschaffen kann:
Karte

Gruß
Michael
Bei allen von mir erstellten Beiträgen berufe ich mich auf :
Artikel 5, GG der BRD.
Artikel 11, Charta der Grundrechte der EU.
Artikel 19, Menschenrechtscharta der UN.

Was Du nicht willst dass man Dir tu,
das füg´ auch keinem Andern zu

Arturo


Lieber Michael,

Ich danke Dir fuer  Deine Worte. Das was Du hier heute berichtest,
ist ja kein Einzelfall, denn ueberall liegen noch tausende Soldaten
verschart.
Das traurige dabei ist, dass es auch noch viele auf
deutschen Boden sind und dem Staat  stoert das nicht.  Zum Kauf von
neuen Todesmaschienen, Tornados und Anderen,ist Geld da.Nur nicht
fuer die Bestattung der Soldaten.

  Arturo der Veteran. 


zirkulon

#2
Ich werde hier Ergebnisse meiner Suche bereitstellen.
Anhand dessen kann sich jeder selber einen Überblick über die Geschehnisse dort machen.

Als erstes ein Buch, dessen "Sprache" (Ausdrucksweise) allerdings in die rechte Ecke geschoben wird (nicht von mir!).
Ich habe es bisher nicht gelesen, da ich es nicht besitze, kann also nicht darüber urteilen.
Wichtiger ist aber auch ob der Inhalt stimmt und damit den Tatsachen entspricht.

Von Kausche bis Ressen - Wege eines Ausbruchs im April 1945
Herausgeber: Christian Lucia

Herr Lucia hat ehrenamtlich für den VDK im Spree-Neiße-Kreis Umbettungen vorgenommen und wurde dafür auch ausgezeichnet.
Ich will Euch aber den ganzen Text nicht vorenthalten,

Link Link Link

Gruß
Michael
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zirkulon

#3
Ein weiteres Buch,
habe es auch noch nicht gelesen, es wird vom Demokratischen Jugendforum Brandenburg zerrissen.....
Kann das nicht nachvollziehen.

Titel: Spremberg ist Frontstadt
Herausgeber: Andreas Kottwitz

auch hier ein Verweis auf eine Internetseite:

Link Link Link

Ich möchte auch hier noch einmal darauf hinweisen, mir geht es um die Inhalte und nicht um den Stil in dem das Buch geschrieben ist....
Wichtig erscheint mir nachvollziehbare Fakten in Erfahrung zu bringen um die dortigen Kämpfe einschätzen zu können.

Gruß
Michael
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zirkulon

Ein Film über Kausche gibt es auch:

ZitatKausche – Ein Dorf zieht um; Kausche – Eine Wiederbegegnung, Filme der Vattenfall Europe Mining & Generation, Cottbus, Produktion: FilmArt Potsdam GmbH, D 2006, 48 Min. / 43 Min.

Aus der Sicht des Braunkohlekonzerns Vattenfall (vormals Lausitzer Braunkohle AG, LAUBAG) werden im ersten Film die Grundsätze einer Umsiedlung am Beispiel des Ortes Kausche im Lausitzer Revier verdeutlicht. So wird die Mitgestaltung und Mitentscheidung der Betroffenen vor, während und nach der Umsiedlung herausgestellt sowie die Dorfentwicklung und –erhaltung bis zur Umsiedlung gezeigt. Der Erhalt und die Unterstützung des Vereinslebens wird ebenso gewürdigt. Auch kommen kritische Einwohner zu Wort. Schließlich erfolgt dann in mehreren Schüben der Umzug an den neuen Standort.

Im zweiten Film werden die Bewohner und das neue Kausche vorgestellt.

Die neu erstellten Häuser werden mit den alten Wohnungen vergleichend betrachtet.
Dass die Einwohnerschaft im neuen Kausche erst eine Gewöhnungsphase braucht, um sich – gerade im Alter – an die neue Umgebung anzupassen, zeigen verschiedene Einstellungen. Schließlich finden sich die Menschen mit der nicht mehr umkehrbaren Situation ab, verweisen aber auch auf den nicht mehr so vorhandenen Zusammenhalt in der Nachbarschaft wie an dem früheren Standort, der mittlerweile ganz verschwunden ist.
Quelle: www.heimatmuseum-wiefelstede.de     Direktlink

Gruß
Michael
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adrian

#5
Hallo Michael,

ich habe diesen Beitrag aufmerksam gelesen. Die Meinung der Einheimischen zu den Schriften,
die sich mit den letzten Kämpfen gegen die vorrückende Rote Armee beschäftigen und aus der
Sicht der damaligen Divisionsangehörigen überliefert wurden, werden sofort von den aktiven "Antifaschisten"
in die braune Ecke gestellt. Nicht alle SS-Angehörige waren Freiwillige und es waren Eliteeinheiten, in denen
mancher gern einrückte, wenn er gezogen wurde. Wer hat sich mit dieser Situation auseinandergesetzt und
mit den Empfindungen von jungen Menschen im damaligen Deutschland. Heute mit dem Wissen von z.T. einseitigen
60 Jahren deutscher Geschichte ist es leicht zu verurteilen, das haben wir schon immer gekonnt. Wenn man könnte,
würde man auch das Wort DEUTSCH am liebsten verbieten, wie man einfach alles reglementieren will. Das ist keine
demokratische Freiheit mehr. Wer sofort Menschen als Neonazis bezeichnet, die sich mit der deutschen Geschichte
des Zweiten Weltkrieges beschäftgen, hat nichts dazu gelernt. Ich kann die heutigen Roten (PDS und SPD) manchmal
nicht verstehen. Nur Argumente können überzeugen, aber nicht die sofortige Braunfärbung. Das hatten wir schon mal,
und wohin hat es geführt. Ich kann z.B. Romans Diskussionen zu diesen Themen "Deutschland wohin gehst Du" nach
diesem Studium sehr gut verstehen und mich im eigenen Land manchmal als Fremder fühlen. Auch hierdurch gehen
junge Menschen aus Deutschland weg, wo man für ein Wort verurteilt wird, aber nichts hinterfragt. Alles hat auch seine
Ursachen. Man muss nur anfangen, nachzudenken.

Gruß Werner
Suche alles zur 60. Inf.Div. (mot.) (Danziger Division) bis Stalingrad