Sensoren und Überwachung

Begonnen von md11, Sa, 06. Januar 2007, 13:07

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md11

Elektronik im Krieg


In Laos gab es vom CIA unterstützte Privatarmeen. Entlaubungsmittel regneten vom Himmel. Regierungsmitglieder handelten mit Drogen. Und geheime Bombardierungsaufträge legten ein Land in Schutt und Asche, das offiziell nicht in den Krieg verwickelt war. Kurzgeschorene Green Berets kämpften neben opiumrauchenden Kriegsherren. Mittelalterliche Prinzen arbeiteten mit modernen Marxisten zusammen. Stammesangehörige aus dem Steinzeitalter waren mit den neuesten Waffen des 20. Jahrhunderts ausgerüstet. Und fremdartige Sonden des Raumzeitalters fielen vom Himmel. Laos hatte seinen Platz in der realen Welt aufgegeben.


Der Ho-Chi-Minh-Pfad war der Grund. Den Amerikanern war von Anfang an klar, daß sie diese kommunistische Versorgungslinie schließen mußten. Das neutrale Laos verweigerte dabei die Mitarbeit. Laos war in drei Fraktionen gespalten: Die Rechten, die von den Amerikanern unterstützt wurden, die kommunistischen Pathet Lao und eine neutralistische Fraktion. Jede offenkundige Bodenoperation auf ihrem Territorium mußte so den Krieg in das Land hereintragen.


Also begannen US-Luftwaffe und US-Navy mit einem heimlichen Bombardement; sie nannten es Luft-Sperre. Dies entsprach natürlich weder dem Völkerrecht noch der amerikanischen Verfassung. Aber damals galten in Laos nur die Regeln der Science-Fiction.


Aber leider war der Ho-Chi-Minh-Pfad mehr ein Netz aus Trampelpfaden als eine zweispurige Straße. Den Flugzeugen der Amerikaner fiel es daher schwer, ihre Bomben gezielt abzuwerfen. Sie versuchten es mit Aufklärungsflugzeugen, aber die sahen durch das dichte Dschungeldach nicht hindurch. Deshalb erhielten jetzt die Ranch Hands den Auftrag zur Entlaubung der Bäume. Aber die Pfade wechselten schnell und das Unterholz wuchs bald nach. Und außerdem war es für   3 von 3 die Nordvietnamesen leicht, sich bei Nacht zu bewegen.


Es wurde dann eine verdeckte Bodenaufklärung eingesetzt: Straßenbeobachtungsteams begannen ihre Aufklärungseinsätze in Laos von Südvietnam aus. Sie wurden aus der, vom CIA unterstützten, Privatarmee von Generalmajor Vang Pao mit seinen Meo-Stämmen und den US-Special  Forces gebildet. Allerdings waren die Informationen der primitiven Meo-Stämme unzuverlässig.


Die US-Verteidigungsexperten hatten darauf I eine weitere Antwort aus der Ecke der ScienceFiction: Den Einsatz elektronischer Sensoren. Sie wurden von der obskuren ,,Defense Communications Planning Group" hergestellt, die offiziell als Institut für ,,Verteidigungsanalysen" (Institute   of Defense Analysis) bekannt wurde.


Die Sensoren waren zum Abwurf aus Flugzeugen oder Hubschraubern konstruiert und nannten sich ,,Spikebuoy, Acoubuoy, Adsid und Acousid". Die Sonartechnik in Spikebuoy und Acoubuoy wurde für den Landeinsatz modifiziert. Beim Abwurf einer Spikebuoy aus dem Flugzeug sollte L sich das gesamte Gerät so tief in den Boden bohren, daß nur noch die Antenne zu sehen war.  Acoubuoy wurde an einem Fallschirm abgeworfen und verfing sich mit geringen Fallgeschwindigkeit im Dschungeldach. Beide Geräte waren ( batteriebetrieben. Sie reagierten nur auf Tonfrequenzen, die durch Menschen oder Lastwagen F hervorgerufen wurden und sendeten dann die Signale an ein über ihnen kreisendes Flugzeug.


 Die Adsid-Sonde reagierte sowohl auf Geräusche wie auch auf seismische Erschütterungen; später wurde noch ein Gerät eingebaut, das auf die Zündungen von Lastwagenmotoren reagierte. Mitte des Jahres 1967 wurde der Ho-Chi-MinhPfad mit diesen Detektoren übersät. Die Luftwaffe warf mit ihren Hubschraubern des Typs CH-3C-Sikorsky die ,,Helosids" (Helicopter Delivered Seismic detectors) ab. Die ganze Aktion war kein übermäßiger Erfolg, denn die Sonden zerbrachen bei ihrem Aufprall oft in tausend Stücke.


Am 15. November 1967 landete die US Navy in Nakhon Phanom, Thailand, mit speziell für den Sondenabwurf umgebauten OP-2E-NeptunFlugzeugen. Als die Staffel am 25. November eingesetzt wurde, war sie kaum erfolgreicher als die CH-Ws. Denn die Neptunes waren für die Jagd auf U-Boote und den Abwurf von Sonden über See entwickelt worden; sie flogen niedrig und langsam, boten so ein gutes Ziel für die FlugabwehrSchützen der NVA entlang des Pfades.


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Erfolgreicher waren da schon die F-4D-Phantoms der 25. Taktischen Jagd-Staffel der US-Luftwaffe, die Ende Juni 1968 eingesetzt wurde. Die Flugzeuge waren mit hoch entwickelten Loran-DNavigationssystemen ausgerüstet und konnten die Sonden sowohl sehr zielgenau plazieren als auch der nordvietnamesischen Verteidigung weitgehend    ausweichen.Der Abwurfplatz  wurde nach Auswertung von Aufklärungsfotos, Beobachtungsflügen, Verhören von Gefangenen und Bodenaufklärung bestimmt. Dort wurden die Sensoren in diagonal über frequentierten Wegen verlaufende Linien plaziert. Um Kfz-Sammelplätze oder Ruheräume herum wurden sie an den vier Eckpunkten plaziert. Die Daten wurden vom Sensor an eine über ihm kreisende Lockheed EC-121 R Warning Star des 553. Aufklärungsgeschwaders der US-Luftwaffe übermittelt. Diese gab die Daten an das streng geheime Infiltrations-Überwachungszentrum in Nakhon Phanom weiter.

Diese Warning Stars hatten zwar die geeignete Elektronik und konnten über längere Zeit auf Station bleiben, sie waren aber vom feindlichen Feuer genauso verwundbar wie die Neptunes der Marine. Unter dem ,,Pave Eagle"-Programm führte die US-Luftwaffe daher die QU 22 ein, einen Ableger des leichten Beech Bonanza-Flugzeugs. Es war unbemannt und wirkte als Zwischenstation, die die Daten an die außerhalb der Reichweite der NVA-Flugabwehrgeschütze operierenden Warning Star weiterleitete.

Das Herz der Operation war das Infiltrations- Überwachungszentrum in Nakhon Phanom, Thailand. Das ISC (Infiltration Surveillance Center) wurde nach seiner windmühlenförmigen Hauptantenne auch die ,,Holländische Mühle" genannt. Dort standen zwei Computer IBM 360-65, die die eingehenden Daten verarbeiteten. Dann befahl das Zentrum Luftschläge gegen die identifizierten Ziele. Einsätze konnten schon geplant werden, wenn man aus Geschwindigkeit und Fahrtrichtung eines aufgeklärten Konvois den Standort in der kommenden Nacht berechnete.

Die Pfad-Überwachungs-Operation Igloo White kostete von 1967 bis 1971 insgesamt 725 Millionen Dollar. Ein US-Luftwaffenoffizier formulierte das Ergebnis: ,,In jedem vierten Busch am Ho-ChiMinh-Pfad steckte eine Antenne." Aber die Operation war ein Fehlschlag.

Man weiß nicht, welche Gegenmaßnahmen die NVA ergriffen hat. Die Amerikaner konnten jedenfalls den Fluß von Menschen und Ausrüstung in den Süden trotz aller Elektronik nicht aufhalten. Vielleicht waren die Geräte noch nicht ausgereift. Es mag sein, daß diese Technologie nur unter den sterilen Bedingungen auf dem Mond funktionierte, den Bedingungen dieser Welt nicht gewachsen war. Man kann leider in einem Krieg nicht alle Menschen durch Maschinen ersetzen. Und es mag schließlich sein, daß die Technologie eben nicht immer automatisch siegt. Dies ist wohl auch nicht mit Erfindungen aus der Welt der Science-Fiction zu ändern.

md11

#2
Die akustischen und seismischen Überwachungsgeräte von 1967 funktionierten nicht gut, doch die Wissenschaftler versuchten es weiter. Clifton Berry war Einsatzoffizier bei der 196. (Leichten Infanterie-) Brigade und hatte den Auftrag, die neuen Geräte zu testen.

,,Anfang 1968 kam der Brigade ABC-Abwehr Offizier mit großen Neuigkeiten aus Chu Lai wieder. Ein neues elektrochemisches Gerät war aus den Laboratorien in den Staaten angekommen und wir sollten es erproben. Es hieß XM2 (modifiziertes E63) Luftlande-Personendetektor und war der Traum eines Infanteristen. Das Gerät sollte feindliche Truppen aufspüren können, die im Dschungel verborgen waren. Es besaß bereits den Spitznamen ,Menschenschnüffler' und war in den Staaten schon erprobt worden. Das Konzept war einfach: Menschlicher Schweiß und Exkremente geben winzigste Partikel in die Atmosphäre ab.

Das Gerät wurde auf einen Huey-Hubschrauber montiert, und die ,Menschenschnüffler'-Patrouille erkundete große Gebiete. Wenn es menschliche Ausdünstungen, wie beispielsweise den Ammoniak im Urin, aufspürte, schlug die Nadel wild aus. Dann mußte der Pilot nur noch in die Richtung der Quelle fliegen, den Feind finden und seinen Standort melden.

Es war eine geniale Idee und wir waren zur Erprobung bereit. Der ABC-Abwehroffizier stieg mit einem vorbereiteten Helikopter auf und flog ein geplantes Suchmuster ab. Bald stellte er die ersten Reaktionen des Schnüfflers fest. Leider registrierte er zu viele Menschen und Tiere. Die Exkremente von Frauen, Kindern und alten Männern ergaben dabei dieselben Daten wie die der Truppen.

Aus dem Urin Tausender Wasserbüffel war die Anzeige von Aufständischen schlecht herauszufiltern. Im dichten Dschungel lösten auch die Exkremente wilder Tiere die Sonden aus.

Der ,Menschenschnüffler' schnüffelte einfach zu gut. Wir konnten mit den vielen Fehlalarmen nicht fertigwerden. Daher schickten wir diese Geräte zurück - es schien ideal zu sein, aber in der Praxis funktionierte es nicht."