SBZ- Das Speziallager Nr.5 Ketschendorf

Begonnen von md11, So, 31. Dezember 2006, 08:48

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md11

Errichtung des Lagers.

Der Befehl des Volkskommissars für Inneres der UdSSR Nr. 00461 "Zur Organisation Voll Lagern (Gefängnissen) bei den Frontbevollbemächtigten des NKVD der UdSSR" vom 10. Mai 1945 bestimmte auch die Errichtung eines Speziallagers in der Stadt Fürstenwalde.' Es erhielt die administrative Nr. 5 und unterstand anfangs dem Frontbevollmächtigten des NKVD der 1. Belorussischen Front und ab Juli 1945 der neugeschaffenen "Abteilung Speziallager des NKVD der UdSSR auf dem Territorium Deutschlands" (nachfolgend "Abteilung Speziallager" genannt) mit erstem Dienstsitz in Fürstenwalde.

Das Lager selbst befand sich jedoch nicht unmittelbar in der Stadt, sondern ca. 2 km außerhalb am Rande des Ortes Ketschendorf. Der Ort lag unmittelbar in der Nähe einer Eisenbahn- und Autobahnverbindung zwischen Frankfurt/Oder und Berlin.

In Ketschendorf wurden ab Ende April 1945 die Wohnhäuser der DEKA-Siedlung von den sowjetischen Besatzungstruppen beschlagnahmt und den NKVD-Organen als Gelände für das zu errichtende Speziallager Nr. 5 überlassen. Die 1940 gebaute Siedlung wurde mit Stacheldrahtzäunen, drei Meter hohen Bretterwänden, Scheinwerfern und Beobachtungstürmen zu einem Gefangenenlager umgebaut. Die Inneneinrichtungen der früheren Wohnräume wurden, soweit noch vorhanden, aus den Häusern entfernt bzw. zerstört.

Der Lagerkomplex wurde durch Barackenbauten für die Lagerküche und die Kranken ergänzt. Dazu kam noch der sogenannte Karzer sowie ein in die Erde gegrabener Leichenbunker, wo die Verstorbenen vor Abtransport in die Massengräber gesammelt wurden.

Nach sowjetischer Einschätzung vom 27. Oktober 1945 entsprach das Lager mit seinen Einrichtungen somit den Anforderungen der Lagerverwaltung:

Das Lager sollte nach sowjetischen Vorgaben eine Kapazität für die Aufnahme von 10.000 Gefangenen gewährleisten. Direkt von einem Bahngleis führte ein Weg zur 'Schleusche" dem eigentlichen Eingang zum Lager. Hier wurden ankommende Transporte bzw. Arbeitskommandos vor Betreten des Lagers durch die Wachmannschaften "gefilzt".

Das Lager unterstand dem Major des NKVD Konstantin Pavlovic Andreev Das gesamte sowjetische Lagerpersonal umfaßte später etatmäßig 107 Personen, davon 26 Offizier¢.. Wie in jedem Speziallager gab es folgende sowjetische Verwaltungseinrichtungen: Registratur-, Operativ-, Finanz-, Wirtschafts-, Sanitäts-, Wach- und Kadergruppe.Den militärischen schon äußeren Lageschutz sicherten Soldaten des 221. Wachregiments der NKVI} Truppen.' Die Besetzung, der Dienstposten in der sowjetischen Lagerverwaltung wechseln im Laufe der Zeit. Der Lagerleiter Andreev blieb bis rum Ende der Existenz des Lagers seiner Funktion. In den russischen Akten sind keine lückenlosen Nachweise für die dienstlichen Verantwortungsbereiche der sowjetischen NKVD-Offiziere in der Lagerstruktur enthalten. Als Chef der Operativgruppe wird z. B. ein Leutnant Dubuvinov ausgewiesen.Für die Registraturgruppe werden u. a. ein Unterleutnant Konstantinov. ein Leutnant Jankin (Inspekteur der Registraturgruppe) sowie ein Hauptmann Demenev genannt.

Der Sanitätsgruppe gehörten u. a. Hauptmann Rudenko und Oberleutnant Govenko an, Als Lagerkommandant wurde ein Leutnant Lomov genannt. In den Erinnerungen von Zeitzeugen sind nur wenig Namen der sowjetischen Lageroffiziere oder Wachmannschaften gegenwärtig geblieben, so z. B. der Name der "Ärztin Kapowa" und des ''Arztes Roseljewisch.

Bereits Ende April 1945 rnüssen sich die ersten Häftlinge im Lager befunden haben. Eine Registrierakte des Speziallagers Nr. 5 wies mit Stand vom l. Mai 1945 27 deutsche Häftlinge aus. Sie waren in den Lagerakten als "aktive Mitglieder der NSDAP" registriert)` Der Chef der Aufklärung "SMERS" der 8. Gardearmee, Generalmajor Vitkov, unterschrieb den ersten Maitagen wiederholt Einweisungslisten von in Berlin gefangenen Deutschen Aber auch andere Smers-Einheiten und Operativgruppen des NKVD aus Berlin und dem Land Brandenburg verfügten Einweisungen nach Ketschendorf.Überstellungen von Häftlingen erfolgten ebenfalls zwischen verschiedenen Speziallagern und den Untersuchungsgefängnissen der Operativsektoren in Berlin und im Land Brandenburg.