Autor Thema: Hagen 1933-1945  (Gelesen 1311 mal)

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Hagen 1933-1945
« am: Sa, 14. Juli 2007, 11:49 »
Der erste große Luftangriff auf Hagen 24.September 1943!

Ein Augenzeuge erinnert sich


Am 1. Oktober 1983 jährt sich zum 40. mal der Tag des ersten Großangriffes auf unsere Vaterstadt, die im II. Weltkrieg insgesamt 60 Flugzeugbombardements erleiden mußte. Ich will versuchen, an Hand der Luftkriegsakten und des Kriegstagebuches der Luftschutzpolizei sowie der damaligen Presseverlautbarungen und nach meinen eigenen Erinnerungen das seinerzeitige Geschehen zu schildern.

Von Freitag, 24. September, bis Donnerstag, 30. September 1943, gab es jeden Abend zwischen 21 und 22 Uhr (Kriegszeit) für Hagen „ungefährlichen" Fliegeralarm. Ich befand mich als beurlaubter Luftwaffenhelfer z. Zt. bei meinem verwitweten Vater im Wohnhaus von „Motorrad-Schäfer", Fleyer Straße 34 heute Emilienplatz 11. Die an Hagen vorbei oder darüberhinwegfliegenden anglo- amerikanischen Bomber hatten in diesen Ta gen Duisburg, Berlin, den Rheinunterlauf Hildesheim, Braunschweig und Bochum mi ihrer todbringenden Fracht beworfen. Ar Freitag, 1. Oktober, entstand deshalb, als ur 21.22 Uhr die Sirenen aufheulten, zunächst: keine große Aufregung; mein Vater stieg er: gar nicht in den Keller hinab, sondern blie oben in seiner Wohnung.

In der planmäßig besetzten Befehlsstelle di Luftschutzleitung für Hagen, Herdecke ur Wetter im Kellerbunker des Polizeigebäude Zwischentraktes Prentzelstraße (ehem. Gerichtsgefängnis) befanden sich der Kommandeur der Schutzpolizei, der Luftschutzoffizier und die weiteren Mitarbeiter. Da über Dortmund Bombenabwürfe gemeldet waren ,rechnete man zunächst nicht mit einem Angriff auf Hagen. Als sich aber die ersten br schen Flugzeug-Wellen nördlich von Dortmund sammelten und Kurs auf Hohenlimburg nahmen, schlußfolgerte die hiesige LS- Leitung sofort, daß jetzt Hagen dran sei. Um 21.57 Uhr meldete der Turmbeobachter auf dem Polizeigebäude mehrere farbige Zielmarkierungsbomben, im Volksmund „Christbäume" genannt, die an Fallschirmen langsam niedersanken. Daraufhin erfolgte nach und nach durch etwa 400 britische Langstreckenbomber der Abwurf von ca. 100000 Stabbrand- und 35000 Phosphorbrandbomben, von 80 sofort explodierenden und 7 mit Langzeitzündern versehenen Luftminen sowie von rd. 400 schweren Sprengbomben. Der Angriff der mit dröhnenden Motoren fliegenden Festungen dauerte von 21.56 bis 22.45 Uhr, also genau 49 Minuten.

Da auch das Polizeigebäude an der Prentzelstraße durch mehrere Brandbomben getroffen war und in der Mittelstadt Sprengbombem detonierten, verließ der mit Telefon versehene Turmbeobachter weisungsgemäß seinen Posten, um mitzulöschen. Bereits 20 Minuten nach Angriffsbeginn waren fast alle tel. Fernverbindungen ausgefallen, so daß die LS-Leitung sich nur auf Umwegen über Ringverbindung mit dem Bd0 (Befehlshaber der westf. Ortspolizeibehörden[?]) in Münster verständigen konnte. Störungen im örtlichen Kabelnetz behinderten auch den Informations- und Anweisungsfluß von und zu den einzelnen Luftschutzrevieren. Die für die Befehlsübermittlung und Kräfteeinsatzanweisung kommandierten Melder und Lotsen leisteten Großartiges, aber es waren ihrer zu wenig.

Trotz totalem Stromausfall und starker Rauchentwicklung wurde die LS-Befehlsstelle an der Prentzelstraße nicht geräumt, obwohl dies erlaubt gewesen wäre.

Schon längere Zeit vor der erst um 23.35 Uhr erfolgten „Entwarnung" befand ich mich mit meinem Vater, dem Hauswirt Willy Schäfer und anderen Mitbewohnern auf dem Dachboden unseres Hauses bei der Brandwache. Namentlich das neben Schäfers Verkaufspavillon (jetzt Hagenring-Galerie) gelegene Nachbarhaus von „Wein-Bettermann" bedeutete eine Gefahr, da das Dachgeschoß bereits stark brannte. Plötzlich explodierte dort im damaligen obersten Wohngeschoß mit blauen Stichflammen etwas, das ein mittelgroßer Vorrat Alkohol gewesen sein könnte. Aber trotz des zu uns herüberfliegenden dichten Funkenregens geschah dem Haus von „Motorrad-Schäfer" bei diesem Angriff so gut wie nichts.

Kurz nach Beginn des optischen und akustischen Infernos waren von der Hagener LS Befehlsstelle auswärtige Feuerbekämpfungs- sowie andere Einsatzgruppen angefordert und auch vom vorerwähnten BdO in Münster in ausreichender Anzahl zur Verfügung gestellt worden. Diese Männer und Burschen, u. a. auch solche von der Feuerwehr HJ, trafen z. T. noch während des Angriffe an allerdings oft örtlich ungünstigen Lotser stellen ein, weil der Bd0 „vergessen" hatte ihnen die „richtigen" mitzuteilen. Als durch Meldung des 6. LS-Reviers EiIpe/Delstern/Selbecke, das beim Einschleusen vorzügliches leistete, bekannt wurde, daß fast alle auswärtigen Hilfskräfte an der Lotser stelle 4  eintrafen, ließ der LS-Fachführer diese Männer sofort zum städt. Fuhrpark weiterschleusen, was an sich gut war. Nur hätte dann von dort aus der Einsatz erfolge müssen. Leider mußten aber die auswärtigen Einheitsführer erst zur Prentzelstraße fahren und sich dort ihre Einsatzbefehle holen, wodurch viel Zeit verloren ging.

Über Abschüsse britischer Flugzeuge durch unsere in und um Hagen herum stationiert Flak-Batterien konnte leider von mir nichts Erfahrung gebracht werden.

Die meisten Bombenschäden entstanden der Mittelstadt, in Oberhagen, Eilpe, AItenhagen und Wehringhausen. Insgesamt loderten 100 Groß-, 714 Mittel- und 2665 Kleinfeuer. 241 deutsche und 25 ausländische Menschenleben waren zu beklagen. Außerdem zählte man 2386 deutsche und 135 ausländische Verwundete sowie ca. 30000 Obdachlose. Total zerstört wurden 670 Wohnhäuser und 1 Behördengebäude, schwer getroffen Elisabeth- und Josefskirche, Stadthalle und 10 Schulen. Auch das Rathaus war lädiert, seine Turmspitze dahin. Die große Eisenbahnbrücke nahe dem „Schipkapaß" an der Eckeseyer Straße schmolz durch und brach zusammen, nachdem die unter ihr herführende Ferngasleitung durch Brandbomben entzündet und entflammt war. Die deshalb erforderlich gewordene Umleitung hätte in ihrer Notwendigkeit eher erkannt werden müssen. Sie verursachte daher so starke Verkehrsstauungen, daß viele aus Dortmunder Richtung kommende Einsatztruppen nicht rechtzeitig genug helfen konnten. 146 gewerbliche Betriebe wurden übrigens in dieser Nacht beschädigt. Die Fernsteuerung der Großalarmanlage war total zerstört. In vielen Teilen der Mittelstadt mußte Lösch- und Trinkwasser von weit her mittels 15 auswärtiger Wassertankwagen herantransportiert oder aus Brunnenanlagen geschöpft werden, da eine erst nach 3 Stunden detonierende Luftmine in der Wehringhauser Straße einen großen Teil des Wasserleitungsnetzes, des Entwässerungskanals, der Gasleitung und der Elektrizitäts- sowie Telefonkabel schwer beschädigt hatte.

Die Bergung der Verschütteten gelang oft erst nach Tagen, da hierfür nur 2 Bagger zur Verfügung standen. Die meisten Eingeschlossenen wurden leider tot geborgen. Mir sind noch einige solcher erschütternder Szenen in Erinnerung, wie auch der ständig über der Stadt lagernde süßliche Brand- und Verwesungsgeruch. Am Sonnabend, dem 2. 10., trafen morgens zur Verstärkung 7 auswärtige Instandsetzungseinheiten und Trupps dei Organisation Todt (OT) ein. Der Sanitäts dienst arbeitete zufriedenstellend. Auf Be treiben der LS-Leitung wurden die Leichen angelegenheiten der Kriminalpolizei übertragen, weil die Stadtverwaltung es hierbei angeblich an der nötigen Initiative fehlen ließ.

« Letzte Änderung: Mi, 18. Juli 2012, 00:00 von md11 »

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Re: Der erste große Luftangriff auf Hagen 24.September 1943
« Antwort #1 am: Sa, 14. Juli 2007, 12:02 »
Die betroffene Bevölkerung kämpfte oft m dem Mut der Verzweiflung gegen die immer wieder aufflammenden Brände an. Viel  Mühe   machte auch die Wegräumung der Tierkadaver. Der verantwortliche Veterinärrat  musste häufig durch Melder herangeholt werden, weil er zu wenig Verbindung mit der LS-Leitung hielt, die bei der Zusammenarbeit mit den Versorgungsbetrieben ebenfalls große Schwierigkeiten hatte, da jene keine Verbindungsmänner stellten; die hilfesuchenden Menschen nahmen deshalb in diesen Spezialnöten zu oft die LS-Befehlsstelle selbst in Anspruch.

Noch während des Angriffes hatten Gauleiter Albert Hoffmann und Oberbürgermeister Heinrich Vetter, der auch stellvertr. Leiter des Gaues Westfalen-Süd war, ihren „Befehlsbunker" auf dem Harkortberg bei Wetter verlassen, um sich der Hagener Bevölkerung zu „zeigen".

Für die Unterbringung der Ausgebombten mußten am 2. 10. zunächst auch die großen Luftschutzbunker herangezogen werden. Die Stadtverwaltung war nämlich nach Meinung der LS-Polizei nicht auf deren Vorschläge eingegangen, leerstehende Schulen an der Peripherie der nicht im eigentlichen Ruhrgebiet liegenden und daher bisher verschonten Stadt als ortsfeste Obdachlosensammelstellen einzurichten. Auch an Schlafdecken mangelte es in jenen Tagen sehr. Aus diesen Fehlern wurde aber gelernt, so daß man beim 2. Großangriff am 2. 12. 1944 besser vorbereitet war.

Im geheimen Erfahrungsbericht des OB als Ortspolizeibehörde vom 30. 10. 1944 ist u. a. zu lesen, „daß der Feind geplant habe, die ganze Großstadt Hagen zu vernichten, was nicht gelungen sei". Außerdem teilte H. Vetter nach „oben" mit, „die Tapferen hätten die Entstehungsbrände gleich bekämpft, während die in den Kellern gebliebenen ,Feiglinge' oft ihr Hab und Gut verloren".

Im übrigen hatte man den Gegner durch die Scheinanlage des Klöcknerwerkes an der Zurstraße getäuscht und zum Abwurf zahlreicher Bomben über diese relativ häuserarme Gegend angeregt, was wiederum die Stadt entlastete.

Es waren u. a. auch 3 Friedhöfe beschädigt. Ich ging am Sonntag, dem 3. 10. zum Gottesdienst in die Marienkirche, der „es" „nur"Fenster herausgeworfen hatte. Pfarrer Alfred Hüffer, Weltkrieg 1-Kamerad meines Großvaters mütterlicherseits, beklagte den Bombentod von 19 Pfarrkindern, darunter den von 3 Altersheim-Insassen, die in dem nun völlig vernichteten Anbau zum früheren Gesellenhaus gegenüber dem Marienhospital gewohnt hatten.

Anschließend begab ich mich zum Grab meiner Mutter auf den Rembergfriedhof- Etwa 30 Meter von unserer Familiengruft enfernt klaffte ein großer Bombentrichter, in dem und um den herum Sargteile, menschliche Gebeine und Totenschädel wild durcheinander lagen, dicht dabei das braunrote Leitwerk der wahrscheinlich hier eingeschlagenen Sprengbombe. Nach diesem makabren Erlebnis besuchte ich den mir bekannten kath. Pfarrer von Ernst, Liborius Valpertz, der sich seine ersten Gedanken über eine Auslagerung des Kirchengutes machte. Im Dezember 1944 traf ich ihn dann nach dem 2. Großangriff zusammen mit dem ehemaligen Ministranten und damaligen Luftwaffenhelfer Helmut Hömberg bei der Inspizierung des nun Ausgelagerten in einigen Bauernhöfen. Helmut wurde nach dem Kriege mein Berufskollege und verstarb leider vor einigen Jahren viel zu früh als sehr beliebter hauptamtlicher Verwaltungsschullehrer.

Der große Umquartierungsprozeß der Kinderlandverschickung in die sogenannten KLV-Lager hatte sich jetzt ausgezahlt, da ohne diese Maßnahme bestimmt noch viel mehr Kinder, Schüler und Mütter umgekommen wären. Meine Frau war in jener Zeit Schülerin der Mittelschule Oberhagen und lebte ab Juli 1943 mit der Mutter und 2 jüngeren Brüdern in Kolberg, während der Vater an der Ostfront war; die gemeinsame Wohnung in der Heidenstraße 39, heute Rathausstraße, wurde in dieser Nacht leicht beschädigt.

Sofort nach dem Großangriff hatte das städt. Ernährungsamt (Abt. B) 9 Kriegshilfsstellen für Schwerbombengeschädigte eingerichtet, die u. a. neben Bezugsscheinen und Lebensmittelkarten auch Vorschüsse auf erlittene Kriegssachschäden erhielten. Von der Staatspartei, der damaligen NSDAP, waren, zumeist in Schulen, 18 Obdachlosen- und Verpflegungsstellen eröffnet worden. Jeder Hagener erhielt zudem eine Lebensmittelsonderkarte für den Kauf von 950 g Brot, 150 g Fleisch und 90 g „gute" Butter. Die Leichtbombengeschädigten konnten, wie die Schwergeschädigten auch, an einer Gemeinschaftsverpflegung teilnehmen. Im übrigen drohten bei händlerischen oder anderen Übervorteilungen schwere Strafen, bei Plünderungen sogar die Todesstrafe. Gauleiter Hoffmann schrieb einen Wettbewerb aus mit Geldpreisen für die besten Luftschutz-Stollen. Der Hilfszug „Ruhr" der Außenstelle Westen des RdL und ObdL (Luftwaffe) traf aus seinem Standort Bochum ein; das Personal errichtete eine Zeltstadt, in der Hunderte von Bombengeschädigten neu eingekleidet wurden. Am Küchenwagen des Zuges herrschte den ganzen Tag über Hochbetrieb. Für die dringendsten Reparaturarbeiten holte die Kreishandwerkerschaft eine große Anzahl auswärtiger Kräfte heran. Straßenbahnen und Verkehrsomnibusse fuhren in den ersten Tagen „danach" eingeschränkt, vorzugsweise für die Berufstätigen. Die klingelnden Schaffnerinnen waren damals oft sogenannte KHD (Kriegshilfsdienst)-Maiden.

Und dies stand am 7. 10. 43 in den gleichgeschalteten Hagener Tageszeitungen: ,.Die HJ-Führung des Bannes Mark (135) befindet sich jetzt in der Tuchmacherstr. 2 (alte Jugendherberge). - Es kosten je 500 Gramm: Weißkohl 5 Pf. (Reichspfennig), Zwiebeln 12 Pf., Möhren 7 Pf., Tomaten 19 Pf., Weintrauben 65 Pf., Margarine 98 Pf., Rindfleisch 90 Pf. und ein Ei Handelsklasse A 12,5 Pf. - Der Hagener Herbert Reinecker hat ein neues, sehr gutes Manuskript geschrieben für den Ufa-Fliegerfilm Junge Adler', der u. a. mit den Schauspielern Willy Fritsch. Paul Henckels, Albert Florath und Gunnar Möller gedreht wird" (Der Film ist tatsächlich noch während des Krieges in den Lichtspieltheatern vorgeführt worden).

Die Totenfeier für die Gefallenen des britischen Bombardements begann Donnerstag den 7. 10., um 11 Uhr, im Stadttheater. Zu nächst spielte das städt. Orchester Beethovens Trauermusik aus der Eroica, dann sang ein Männerchor das Sanctus aus der Deutschen Messe von Schubert. Anschließen hielt Oberbürgermeister Vetter eine Rede, die wie folgt schloß: „Wir bitten den Himmel daß er uns den Führer' erhalte und daß der Feind eines Tages den Lohn bekommt fi das, was er uns angetan hat!" Zuletzt beendeten die Weise vom guten Kameraden und der gemeinsame Gesang der „beiden" Nationalhymnen die Feier.

Die Beisetzung der meisten Bombenopfer fand anschließend auf dem Rembergfriedhof statt. Nach Heinrich Vetter sprachen am großen Gemeinschaftsgrab evangelische und katholische Geistliche herzliche Abschiedsworte.

Am 8. 10. meldeten die Hagener Zeitungen: „Die Volksbildungsstätte Hagen (eine Art
Volkshochschule des damaligen Regimes) hat mit Rücksicht auf die augenblickliche Lage den Beginnn ihrer Herbstlehrgänge um einige Wochen verschoben. - Die Hagener Badeanstalt ist ab sofort wieder mit sämtlichen Bädern, außer Schwimmbädern, geöffnet, und zwar werktäglich durchgehend von 9 bis 17 Uhr, sonntags von 8 bis 12 Uhr; montags bleibt die Anstalt wie bisher geschlossen. - Die neue Anschrift des bisherigen KLV-Lagers der städt. Oberschule für Mädchen in Trencin-Teplitz ändert sich in 35 Zipsersheim, Talralimmic (Slovakei). - Wir verdunkeln heute von 18.45 bis 7.47 Uhr. - Das Reichsprogramm des Rundfunks (meist über Drahtfunk zu empfangen, damit u. a. keine Feindsender abgehört werden konnten) überträgt von 20.15 bis 22.00 Uhr als Gastspiel des Berliner Admiralspalastes die Operette ,Der goldene Käfig' von Heinz Hentschke mit Musik von Theo Mackeben."

Dank Urlaubsschein war mein Verbleib bis Mitte Oktober in Hagen gesichert, wo ich
meist im Soldatenheim Bahnhofstr. 45 (ehemal. Hotel Lünenschloß) zu Mittag aß. Dann im ging es mit Reichsbahn und anderen Verkehrsmitteln zurück in die Flak-Stellung tli- Berlin-Karolinenhöhe, nahe beim Flugplatz  Gatow. Schon einige Wochen später sah mich die Vaterstadt wieder als Patient des im Allgemeinen Krankenhaus untergebrachten Reservelazaretts; in unserer Flak-Batterie hatten wir durch Bomben englischer  Tiefflieger neben zahlreichen Verwundeten als Gefallene 12 Luftwaffenhelfer und 24    Flak-Soldaten zu beklagen.

Nach der Genesung mußte ich wieder zur 1. Flak-Division Berlin. Im Mai 44 erfolgte dann meine Einberufung zur Panzer-Ersatzabteilung Neuruppin.
Und am 2. 12. 44 erlitt Hagen seinen 2. großen Luftangriff, diesmal mit viel mehr Spreng- und weniger Brandbomben als beim Bombardement vom 1. 10. 43 .

Quelle-Heimatbuch Hagen + Mark (Bericht von F.Diekmann) 1983

Bild 1.Das Bild zeigt die zerstörte Mittelstraße.Der Fotograf stand in der Mittelstraße vor dem "Ufa-Theater -Weidenhof" und blickte nach Norden in Richtung Abzweigung Dahlenkampstraße.Im Hintergrund ist die Abzweigung Elberfelder/Körnerstraße erkennbar.

Bild 2.Trümmer und Ruinen der Mittelstraße.Trümmer der Ruine etwa Marienstraße 5.

Bild 3.Trümmer und Ruinen in der Mittelstraße in der Umgebung der Fa.Sinn und Optiker Grothe.Links im Hintergrund die Abzweigung Körner/Elberfelder Straße.Der Fotograf stand ungefähr in der Ruine Mittelstraße 17.

Gruß
Josef
« Letzte Änderung: Mo, 21. Juni 2010, 21:17 von six.darkness »

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Re: Der erste große Luftangriff auf Hagen 24.September 1943
« Antwort #2 am: Di, 12. Januar 2010, 20:29 »
Hallo,
hier paar Interessante Berichte über die Flak damals in Hagen.

-Flakhelfer als Zeitzeugen gesucht-

Sie selbst nannten sich auch, teils scherzhaft, teils sarkastisch, Deutschlands "Letzte Hoffnung". Dabei verwiesen sie auf die beiden Buchstaben "LH" ihres Emblems. In der Bevölkerung hießen sie Flakhelfer. Ihre offizielle Bezeichnung lautete "Luftwaffenhelfer" (abgekürzt "LwH"). Es waren Schüler der Ober- und Mittelschulen ab dem 15. Lebensjahr, die auf Grund der "Anordnung über den Kriegshilfseinsatz der Jugend in der Luftwaffe" vom 26. Januar 1943 während des Zweiten Weltkriegs in den Flak-Batterien die Geschütze und das sonstige Gerät bedienten.

Bereits Ende 1942 hatte die nationalsozialistische Führung trotz aller gegenteiligen Propaganda einsehen müssen, dass das Deutsche Reich mit seinen personalen militärischen Reserven am Ende war. Da man aber (noch) keine Schüler direkt an die Front schicken wollte, verfiel man auf den Gedanken des "indirekten Einsatzes" von Jugendlichen in der Flugabwehr. Dadurch sollten dringend an der Front benötigte Soldaten frei werden. Nach ihrem Rechtsstatus waren die Luftwaffenhelfer keine Soldaten.

Ihre Tätigkeit galt offiziell als Erfüllung der "Jugenddienstpflicht" (HJ-Dienst) und die Jungen blieben weiter Angehörige der Hitler Jugend. Deshalb hatten sie vorschriftsmäßig zu ihrer Luftwaffenhelfer-Uniform die HJ-Armbinde zu tragen. Auch gehörten sie weiterhin ihrer Schule an und sollten daher an ihrem Einsatzort bzw. in den Flak-Stellungen einen - allerdings eingeschränkten - Schulunterricht erhalten. Doch dieser Schulunterricht, sofern und so lange er überhaupt stattfand, erwies sich nach Aussagen von Zeitzeugen als wenig nutzbringend.

Auch verblendete Jugendliche dabei

Zum einen hatte der militärische Dienst in den Flak-Stellungen stets Vorrang und zum anderen waren die Jungen in Folge der häufigen und stundenlangen nächtlichen Einsätze am Tag einfach zu müde, um dem Unterricht aufmerksam folgen zu können. Doch die durch die nationalsozialistische Erziehung und die NS-(Kriegs-)Propaganda vielfach hoch motivierten bzw. verblendeten und nach Anerkennung als vollwertige Soldaten strebenden jugendlichen Geschützbedienungen haben sich häufig mit Aufbietung aller ihrer geistigen und körperlichen Kräfte der ihnen zugewiesenen Aufgabe angenommen.

Aber ihr Einsatz, der gegen Kriegsende 1945 zum Teil sogar zu einem direkten (Erd-)Kampf gegen die alliierten Armeen führte und einer Reihe von ihnen das Leben kostete, konnte weder die Zerstörung der deutschen Städte durch die alliierten Bombenangriffe, noch die militärische Niederlage der Wehrmacht verhindern.

"Heranziehung"

im Jahr 1943

Als am 15. Februar 1943 im gesamten Deutschen Reich mit der "Heranziehung" von Schülern (den für den Dienst in der Wehrmacht gültige Begriff "Einberufung" vermied man bewusst) als Luftwaffenhelfer begonnen wurde, erhielten in Hagen und Hohenlimburg auch rd. 180 Jungen des Jahrgangs 1926 ihren "Heranziehungsbescheid".

Betroffen waren in der damaligen Stadt Hagen die Jahn- und die Fichte-Oberschule für Jungen, das Albrecht-Dürer-Gymnasium, die Oberschule für Jungen in Haspe, das Landschulheim in Garenfeld sowie die Mittelschulen in Eilpe und Altenhagen und in der damaligen Stadt Hohenlimburg die dortige Oberschule für Jungen. Sechs Tage später erfolgte ihre feierliche Verpflichtung auf dem Sportplatz Kuhlerkamp.

Nach Absolvierung der vierwöchigen Grundausbildung wurden die Luftwaffenhelfer in den verschiedenen Flak-Stellungen in und um Hagen eingesetzt: in den Flak-Batterien auf dem Sportplatz Kuhlerkamp, am Bismarckturm auf dem Goldberg, auf dem Höing, am Ischeland, auf dem Tücking, auf dem Flugfeld in Emst und am Hensteysee. In der Folgezeit ist auch der Schülerjahrgang 1927 und schließlich auch noch der von 1928 als Luftwaffenhelfer verpflichtet worden. Ein Teil der Hagener Luftwaffenhelfer wurde aber auch in auswärtigen Flak-Stellungen eingesetzt, vor allem im Bereich der Flak-Gruppe Bochum, und auch am Sorpesee.
Quelle:Aus einer Hagener Zeitung

hier noch was dazu:
Mit Kanonen gegen Bomber:

Bericht


« Letzte Änderung: Di, 12. Januar 2010, 20:55 von md11 »

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Re: Der erste große Luftangriff auf Hagen 24.September 1943
« Antwort #3 am: Di, 12. Januar 2010, 20:33 »
Hier ein Zeitungsfoto von der Flak am Goldberg und von heute.Im Hintergrund der Bismarck-Turm.

« Letzte Änderung: So, 18. März 2012, 08:28 von md11 »

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Re: Der erste große Luftangriff auf Hagen 24.September 1943
« Antwort #4 am: Di, 12. Januar 2010, 20:40 »
Die Flak-Abteilungen in Hagen

Flakgruppe Hagen
   auch Regiment 183, 31.12.43 in der 22. Flak-Division  Dortmund   
   31.12.43, 1.12.44   
Flak-Abteilung I./3
   Falkscheinwerfer-Regiment 74 unterstellt   
Flak-Abteilung I./13
   Falkscheinwerfer-Regiment 74 unterstellt   
Flak-Abteilung 1./24
   Falkscheinwerfer-Regiment 74 unterstellt   
Flak-Abteilung I./44
   Falkscheinwerfer-Regiment 74 unterstellt   
Flak-Abteilung 107
   Falkscheinwerfer-Regiment 74 unterstellt   
Flak-Abteilung 141
   Falkscheinwerfer-Regiment 74 unterstellt   
Flak-Abteilung 181
   Falkscheinwerfer-Regiment 74 unterstellt   
Flak-Abteilung 241
   Falkscheinwerfer-Regiment 74 unterstellt   
Flak-Abteilung 234
   Falkscheinwerfer-Regiment 74 unterstellt   
Flak-Abteilung 264
   Falkscheinwerfer-Regiment 74 unterstellt   
Flak-Abteilung 366

Flak-Abteilung 407
   Falkscheinwerfer-Regiment 74 unterstellt   
Falkscheinwerfer-Abteilung 450
   September 41   
Falkscheinwerfer-Abteilung 479, 1.Batterie
   1943   
III./Falkscheinwerfer-Regiment 611
   1940-42   
Flak-Abteilung 642
   Falkscheinwerfer-Regiment 74 unterstellt   

Die Flak-Abteilungen waren der 22. Flak-Division  Dortmund   unterstellt

--------------------------------------------------------------------

22. Flakdivision (Luftgau VI)

Im April 1943 in Dortmund für den östlichen Teil des Luftgaus VI errichtet, bestand die Division am
1.11.1943 aus: (Scheinwerfer-)Regiment 54 = Flakgruppe Münster mit den Abteilungen:
schwere 324, 443, 625 (Untergruppe Bielefeld); leichte 737, 747 (Untergruppe Rheine), 943, 989
(Untergruppe
Münster); Scheinwerfer- 329, 358.
Regiment 67 = Flakgruppe Bochum mit den Abteilungen:
schwere 133 (Untergruppe Herne), 301, 463, 524; leichte 839, 887 Regiment 103 = Flakgruppe
Kurhessen in Kassel mit den Abteilungen:
schwere 112, 351, 392 (Kassel), 393 (Kassel), 635 (Kassel); leichte 933, 941, 986;
Scheinwerfer 328, 367; schwere Ersatzabteilungen 64 (Kassel) Regiment 124 = Flakgruppe Dortmund
mit den Abteilungen:
schwere 146 (nur Stab), 221, 333, 466, 477 (Hamm); leichte 745, 840; Luftsperr-Abteilung 209
Regiment 183 = Flakgruppe Hagen mit den Abteilungen:
schwere 226, 313,335, 476, 703; leichte 849, 892, 924 Scheinwerfer-Regiment 146 =
Flakscheinwerfergruppe Dortmund mit den Scheinwerfer-Abteilungen: 158, 170, 229, 230, 479
(Untergruppe Hohenlimburg) Luftnachrichten-Abteilungen 142.
Im Winter 1943/44 wurde das Flakscheinwerfer-Regiment 54 in Münster seiner Funktion entsprechend
in Flakregiment 54 umbenannt. - Gliederung der 22. Division am 1.3.1944:
Regiment 54 mit den Abteilungen schwere 324, 443, 625, 703 (neu); leichte 737, 747, 943, 989
Regiment 67: unverändert.
Regiment 103 mit den Abteilungen 5. 112, 146 (neu), 351, 392, 393, 635; leichte 933, 986;
Scheinwerfer- 328,367
Regiment 124: unverändert (jedoch ohne Stab schwere 146).
Regiment 183: unverändert (jedoch ohne schwere Abteilungen 703).
Scheinwerfer-Regiment 146 mit den Abteilungen 158,170, 230,329 (neu), 479.
Der Stab des im Juli 1944 nach Schlesien verlegten Flakregiments 54 (Münster) wurde durch den Stab
47 (bisher Leverkusen) von der 7. Division ersetzt. Das Regiment 103 wird nicht mehr bei der 22.
Division geführt. Es steht am 1.12.1944 gesondert auf dem Blatt der 4. Flakdivision (Duisburg), ist aber
bei der geographischen Lage kaum dieser Division, sondern wohl dem Luftgau direkt unterstellt. Stand
1.12.1944:
Regiment 47 (Münster) mit den Abteilungen schwere 232 (aus Lübeck), 324 (ohne Stab), 443; leichte
747, 839 (bmot.), 989; Luftsperr-Abteilung 209 und zur Zeit schwere/E 473.
Regiment 67 (Bochum) mit den Abteilungen schwere 273 (aus Osnabrück), 301, 402 (Stab, aus Frank-
reich), 463, 524; leichte 887 und zur Zeit leichte/E 277.
Regiment 124 (Dortmund) mit den Abteilungen schwere 221, 333, 466 (ohne Stab), 477; leichte 740,
840; schwere Ersatzabteilungen 96 und zur Zeit schwere/E 125 (neu).
Regiment 183 (Hagen) mit den Abteilungen schwere 313; leichte 737, 892, 943 und zur Zeit schwere/E
263 Scheinwerfer-Regiment 146 (Dortmund) mit den Scheinwerfer-Abteilungen 158,170, 230, 329, 479;
nicht mehr der Division, sondern dem Luftgau unterstehend: Regiment 103 (Kassel).


mfg
Josef

             
« Letzte Änderung: Fr, 06. Mai 2016, 21:46 von md11 »

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Re: Der erste große Luftangriff auf Hagen 24.September 1943
« Antwort #5 am: So, 31. Januar 2010, 11:50 »
Bombentreffer vor dem Kunstmuseum in Hagen, 16.5.1940

Bombenangriff 1940
« Letzte Änderung: So, 18. März 2012, 08:28 von md11 »

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Re: Der erste große Luftangriff auf Hagen 24.September 1943!
« Antwort #6 am: So, 18. März 2012, 08:23 »
aus dem Wochenkurier 17.03.2012
Ein Artikel über die Luftwaffenhelfer

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Re: Hagen 1933-1945
« Antwort #7 am: Mi, 18. Juli 2012, 00:07 »
Zeitungsartikel vom 12.07.2012 (Ruhr-Nachrichten)

Triumph der Antifaschisten:Heute vor 80 Jahren jagten tausende Arbeiter Joseph Goebbels aus Hagen

Offline md11

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Re: Hagen 1933-1945
« Antwort #8 am: So, 20. Januar 2013, 08:52 »
Zeitzeugen berichten von Bomberangriffen auf Hagen
(Zeitungsausschnitt vom 18.01.2013)

 


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