Schlacht um Caen

Begonnen von BlackWolf, Fr, 26. Oktober 2007, 20:53

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Die Schlacht um Caen war eine Abfolge von militärischen Angriffsoperationen im Zweiten Weltkrieg, die sich im Zeitraum zwischen Juni und August 1944 in Nordfrankreich ereigneten.

Die Eroberung der verkehrsstrategisch wichtigen französischen Stadt Caen war ursprünglich bereits für die ersten Tage nach Beginn der Landung in der Normandie am 6. Juni 1944, also im Rahmen der Operation Neptune, geplant. Trotz einer weitestgehenden erfolgreichen Landung der ersten alliierten Angriffsverbände misslang der Versuch Caen im ersten Anlauf zu erobern. Der alliierte Kommandeur Bernard Montgomery sah sich deshalb in den nachfolgenden Monaten zu mehreren Angriffen zur Eroberung der Stadt und zur Kontrolle ihres Umlandes gezwungen. Verteidigt wurde das Gebiet von Verbänden der Deutschen Wehrmacht und der Waffen-SS.

Darüber hinaus sollten die deutschen Befehlshaber mittels Vortäuschung eines Hauptangriffs auf Caen im britischen Sektor vom US-amerikanischen Sektor abgelenkt werden und die amerikanischen Truppen dadurch freien Handlungsspielraum für blitzkriegähnliche Operationen erhalten. Die folgenden Kämpfe um Caen entwickelten sich zu einer Materialschlacht und einem Stellungskrieg.

Am 9. und 10. Juli gelang es den Briten und Kanadiern, den Nord- und Westteil Caens zu erobern. Weitere neun Tage später, am 19. Juli 1944, war die gesamte Stadt unter alliierter Kontrolle. Daraufhin versuchten die Alliierten über die Straße Caen-Falaise nach Falaise durchzubrechen. Die nachfolgenden Kämpfe bezeichnet man als Kessel von Falaise.

Die wiederholten britischen Angriffe im Raum Caen banden wesentliche deutsche Truppenverbände. Dies ermöglichte den amerikanischen Landungstruppen den Westteil des Brückenkopfes zu erweitern und letztlich bei Saint-Lô den entscheidenden Durchbruch zu erreichen. Die Kämpfe um Caen waren zwar verlustreich, verhalfen den Alliierten schließlich aber zu einer festen Basis in Nordfrankreich, mit deren Hilfe sie erst Paris und später Deutschland besetzten.

Die mittelalterliche Stadt Caen sowie die umliegenden Dörfer, Städte und auch das Gelände wurden durch das alliierte Bombardement, den Artilleriebeschuss und die Kämpfe zum Großteil zerstört. Der Wiederaufbau des zerstörten Caen erstreckte sich von 1948 bis 1962.

Ausgangssituation

Bereits vor Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 war ein Engagement auf dem europäischen Kriegsschauplatz absehbar. In der Konferenz von Washington 1941 kamen Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill überein, dass eine Landung auf dem europäischen Kontinent über das Mittelmeer, von der Türkei aus auf den Balkan, oder in Westeuropa erforderlich sein würde. Einer Konfrontation mit der deutschen Wehrmacht wurde gegenüber dem Krieg im Pazifik gegen Japan Priorität eingeräumt.

Zur Entlastung der Roten Armee hatte Josef Stalin die Westalliierten zur Eröffnung einer zweiten Front gedrängt. Auf der Konferenz von Teheran im November 1943 wurden daher Landungen in Nord- und Südfrankreich, die Operationen Overlord und Anvil beschlossen. Im Gegensatz zu Winston Churchill, der angeblich aufgrund fehlender Transportmittel auf die Operation Anvil verzichten wollte, favorisierte Stalin die ursprünglich geplante Zangenbewegung. Die Rote Armee hatte diese Strategie schon öfter erfolgreich angewandt. Unterdessen hielten die Amerikaner eine Invasion in Südfrankreich ebenfalls für sinnvoll, da die Häfen von Toulon und Marseille gute Nachschub- und Versorgungsmöglichkeiten für die alliierten Truppen in Frankreich bieten würden. Schließlich wurde eine gleichzeitige Invasion in Südfrankreich verworfen und begann als Operation Dragoon schließlich zeitversetzt im August 1944.

Auf der Casablanca-Konferenz wurde in Abwesenheit Stalins die Gründung eines gemeinsamen Hauptquartiers, des Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force, beschlossen. Die Führung der Supreme Allied Commander übernahm Dwight D. Eisenhower. Sein Stabschef wurde, unter der Bezeichnung Chief of Staff to the Supreme Allied Commander, der Lieutenant-General (Generalleutnant) Frederick E. Morgan, der dann die Planungen für die Operation Overlord leitete. Den Oberbefehl über die Landeeinheiten erhielt Bernard Montgomery. Die Seestreitkräfte befehligte Admiral Bertram Ramsay und die Luftstreitkräfte Air Chief Marshall (Luftmarschall) Trafford Leigh-Mallory. Als Hauptziele war die Kontrolle der größeren Städte Caen, Bayeux, Saint-Lô und Cherbourg vorgesehen.

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#1
Die Operation Goodwood (18. bis 20. Juli)

Vorbereitung

Bei einem Treffen mit Generalfeldmarschall Bernard Montgomery am 10. Juli 1944, schlug der Kommandeur der 2. Armee, General Miles Dempsey, den Plan zur Operation Goodwood vor. Am selben Tag genehmigte Montgomery auch die Operation Cobra. Der kanadische Teil der Operation Goodwood wurde mit dem Codenamen Operation Atlantic bezeichnet.

Bis Mitte Juli 1944 hatten die Briten 2250 mittelschwere und 400 leichte Panzer in drei Panzerdivisionen und zahlreichen unabhängigen Panzerbrigaden in die Normandie gebracht. Da sich die zweite Armee leisten könnte Panzer zu verlieren jedoch keine Soldaten, wurde ein Plan erstellt, der vorsah die deutschen Positionen östlich der Orne und nördlich von Caen zu durchbrechen. Die Operation Goodwood sollte am 18. Juli, zwei Tage vor dem planmäßigen Beginn der amerikanischen Operation Cobra, anlaufen. Die Operation Cobra begann jedoch erst am 25. Juli.

Obwohl erwartet wurde, dass es eine verlustreiche Operation werden würde, glaubte Dempsey, dass die Briten gute Chancen hatten durchzubrechen. Als Hauptstreitkraft sollten die Panzerdivisionen des VIII. Britischen Korps unter dem Befehl von General Richard O'Connor eingesetzt werden. Etwa 700 Geschütze sollten vorher mit rund 250.000 Schuss den Angriff erleichtern. Des weiteren waren Bomberverbände der RAF für drei Ziele - Collombelles-Mondeville, Toufreville-Emiéville und Cagny - vorgesehen.

Das Ziel war, Bras, Hubert-Folie, Verrieres, Fontenay, Garcelles-Secqueville, Cagny und Vimont zu erobern. Ein weiteres Ziel war, die Deutschen von dem Bourgebus Bergrücken zurückzudrängen. Kanadische Verbände sollten die Ostflanke und britische Infanterie die Westflanke sichern.

Währenddessen wurde der Oberbefehlshaber der deutschen Heeresgruppe B, Erwin Rommel, am 17. Juli von alliierten Tieffliegern verwundet und zum Genesen nach Deutschland gebracht. Er wurde daraufhin am 19. Juli vom Generalfeldmarschall Günther von Kluge ersetzt.

Ausführung

Am 18. Juli 1944 wurde ein 942 Flugzeuge umfassender Verband der Alliierten, bestehend aus Bombern und Jägern, damit beauftragt fünf Dörfer im Bereich östlich von Caen anzugreifen, um der 2. Britischen Armee die Operation Goodwood zu erleichtern. Die Angriffe fanden bei Dämmerung am Morgen des Tages und bei guten Wetterverhältnissen statt. Vier der Ziele waren durch Pfadfinderflugzeuge ausreichend markiert, bei dem fünften Ziel mussten die Bombermannschaften auf anderem Weg das Ziel finden. Unterstützt von amerikanischen Bombern und Jägern warfen die britischen Flugzeuge rund 6800 Tonnen Bomben über den Dörfern und dem umliegenden Gebiet ab. Zwei deutsche Einheiten, die 16. Felddivision der Luftwaffe und die 21. Deutsche Panzerdivision, traf das Bombardement im Vergleich zu den restlichen deutschen Einheiten sehr hart. Insgesamt wurden sechs alliierte Flugzeuge von deutschen Flugabwehrgeschützen, sowie anderen Bodentruppen, abgeschossen.

Ein walisischer Soldat beschrieb die Luftoperation:

    "Der gesamte nördliche Himmel war, so weit das Auge sehen konnte, von ihnen [den Bombern] gefüllt - Welle über Welle, eine über der Anderen, die sich nach Osten und Westen ausdehnten, so dass man dachte es ginge nicht mehr weiter. Jeder hatte jetzt sein Fahrzeug verlassen und starrte verwundert [in den Himmel] bis die letzte Welle von Bombern ihre Bomben abgeworfen hatte und den Rückflug antrat. Danach begannen die Geschütze mit einem immer lauter werdenden Geschützfeuer das Werk der Bomber zu vollenden."

Die drei alliierten Panzerdivisionen mussten Wasserhindernisse und ein Minenfeld überwinden, um in ihre Startposition zu gelangen. Der Fluss Orne und der Caen-Kanal verliefen über die britische Front und stellten somit ein Hindernis für das Vorankommen dar. Sechs kleine Brücken waren vorhanden, um die 8000 Fahrzeuge einschließlich der Panzer, der Artillerie, der motorisierte Infanterie, der Pioniere und der Nachschubfahrzeuge über die Flüsse zu bringen. Es lag auf der Hand, dass ein Verkehrschaos folgen würde. Dempseys vorgeschlagene Lösung war verhängnisvoll - er beauftragte seinen Korpskommandanten O'Connor die Panzer vorfahren zu lassen und alles andere, einschließlich der Infanterie, der Pioniere und der Artillerie, auf der anderen Seite zurückzulassen, bis alle Panzer den Fluss überquert hatten.

Nachdem die Brücken überquert waren, musste ein britisches Minenfeld, das nur Tage vorher durch die 51. Highland Division gelegt worden war, überwunden werden. Das Minenfeld bestand aus einer Mischung aus Panzer- und Antipersonenminen. Dieses Hindernis hätte durch massive Pionierunterstützung vor der Schlacht geräumt werden können. Da die Deutschen jedoch das Minenfeld vom Stahlwerk im deutsch besetzten Vorort Caens, Collombelles, aus beobachten konnten, hätte sie eine groß angelegte Minensäuberung auf den bevorstehenden Angriff aufmerksam gemacht.

Ein Fehler der Alliierten war, dass sie den Überraschungseffekt vergaben. Die vielen Panzer wurden durch die engen Brücken und das Minenfeld verlangsamt. Durch das Entschlüsseln von alliierten Nachrichten waren die Deutschen seit dem 15. Juli außerdem gut über die Zeit und den Ort des Angriffs informiert und verstärkten daraufhin ihre Verteidigung.

Außerdem war die Feuerunterstützung schlecht. Die Artillerieeinheiten blieben westlich der Orne, so dass die deutschen Hauptverteidigungsstellungen beim Bourgebus-Bergrücken nicht in ihrem Schussbereich lagen. Auch die Koordination zwischen der Feldartillerie und den Panzern war unzureichend.

Hinzu kam, dass das Gelände schlecht gewählt worden war. Im Gebiet befanden sich viele kleine Dörfer, in denen jeweils eine kleine deutsche Garnison stationiert war und die außerdem durch Tunnel verbunden waren. Im Angriffsbereich lagen außerdem viele Beobachtungsposten, welche die alliierten Fortschritte überwachen konnten. Der Bergrücken war zudem mit zahlreichen deutschen Widerstandsnestern, denen schwere Waffen wie Maschinengewehre zur Verfügung standen, bestückt, die freies Schussfeld hatten.

Die deutsche Artillerie auf dem Bourgebus Bergrücken bei Cagny und bei Emieville wurde weder durch Luft- noch durch Artillerieunterstützung geschwächt. Von diesen Orten hatten die Deutschen ein freies Schussfeld auf die alliierten Verbände. Die Deutschen hatten vor dem Bergrücken die 16. Luftwaffenfelddivision, sowie die 346. Infanteriedivision positioniert. Dahinter befanden sich, am abfallenden Hang, in massiven Steinhäusern Panzerabwehrgeschütze der 21. Panzerdivision, deren Schussfelder sich überschnitten und die von Infanterie unterstützt wurden. Auf dem Bergrücken waren 78 8,8-cm-FlaK, die einen Sherman mit einem Schuss zerstören konnten, postiert. Auf dem Hinterhang lagen drei Kampfgruppen, bestehend aus jeweils 40 Panzern und einem Panzergrenadierregiment und weiter hinten Artilleriereserven bereit. Die Pioniere der 51. Highland Division säuberten zwei Nächte vor dem Angriff das Minenfeld, so dass 17 Korridore von der Breite eines Panzers entmint waren.

Ein weiterer Grund für den alliierten Misserfolg war die Überforderung der Britischen 11. Panzerdivision: Obgleich sie die Einheit war, die den Angriff anführte, hatte die Division auch die Aufgabe die Dörfer an der Frontlinie zu säubern, nämlich Cuverville und Demouville. Diese sollten dann durch die nachfolgenden Einheiten gesichert werden. Die Panzerverbände der Division griffen schließlich den Bergrücken an, während die Infanteriebataillone die Dörfer säuberten. Dieses verlangsamte das Vorgehen und verhinderte eine sinnvolle Zusammenarbeit.

Der Großteil der alliierten Verbände errang nur langsam Geländegewinne. Die 29. Panzerbrigade der 11. Panzerdivision, der aktivste Verband der Alliierten an diesem Tag, hatte am Mittag jedoch schon fast 11 Kilometer erobert.

Als die Bahnstrecke Caen-Vimont am 18. Juli gegen 9.30 Uhr vormittags erreicht worden war, hatten sich die Deutschen von der Bombardierung erholt. Zwölf alliierte Panzer wurden zerstört, als eine 8,8-cm-FlaK mehrfach auf sie feuerte. Die Alliierten rückten langsam vor und überschritten die Bahnlinie, um sich dem Bourgebus-Bergrücken zu nähern, wo sie auf Verbände der 21. Deutschen Panzerdivision, der 1. SS-Panzerdivision und zahlreiche Geschütze trafen. Für die meiste Zeit des Tages griff nur die 29. Panzerbrigade der 11. Panzerdivision ohne Artillerieunterstützung die deutschen Stellungen an. Die Infanteriebrigade war damit beschäftigt, zwei Dörfer hinter der Panzerbrigade zu säubern. Die restlichen zwei Panzerdivisionen waren noch dabei, die Brücken oder das Minenfeld zu passieren. Bei Dämmerung kämpfte zusätzlich nur ein Panzerbataillon der Britischen 7. Panzerdivision, während die meisten der restlichen Panzerverbände bis um 10 Uhr nachmittags des 18. Juli an der Orne verharren mussten.

Einzelne Panzerbataillone kämpften ohne Unterstützung und nacheinander, anstatt zusammen zu kämpfen. Der größte Teil des Geländegewinns wurde am Morgen des 18. Juli erzielt. Bis zum 19. Juli war auch die Stadt Caen größtenteils unter alliierter Kontrolle.

Die Deutschen starteten am Nachmittag des 18. Juli einen Gegenangriff, der bis zum 20. Juli andauerte. Montgomery brach am 20. Juli die Operation ab, da bereits 6000 Soldaten gefallen und rund 400 Panzer verloren worden waren.


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Quelle :Wikipedia