Die Verpflegung und deren Organisation zu Zeiten der k.k. bzw. k.u.k. Armee

Begonnen von Adjutant, Mi, 01. August 2007, 07:18

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Adjutant

Die Verpflegung und deren Organisation zu Zeiten der k.k. bzw. k.u.k. Armee

Entstehungsgeschichte


Seit es Soldaten gibt, wird deren Verpflegung durch die militärische Führung aus gutem Grund besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Leistungsfähigkeit und Einsatzfreude des Soldaten hängt maßgeblich von der Versorgung mit Verpflegung ab.

Man erkannte schon in früherer Zeit, dass eine gute und ausreichende Ernährung eine vorbeugende Maßnahme gegen das Entstehen und Umsichgreifen von Krankheiten ist. Neben den großen Anstrengungen des militärischen Alltages hatte eine fehlerhafte Versorgung der Truppen (z.B. schlecht gekocht, unzureichend, Hygiene oder zu wechselnden Zeiten) einen nicht unwesentlichen Anteil an größeren Verlusten.

Im Mittelalter war es noch üblich, dass die Nachschubtruppe für die Dauer eines Krieges aus zivilen Teilen zusammengestellt wurde (Zwangsmaßnahmen). Für diese zivilen Teile bestand die Vorspannpflicht. Das heißt, die Bevölkerung hatte für die Dauer des Feldzuges Fuhrwerke, Zugpferde und das dazugehörige Personal zu stellen. Diese sogenannten Trossknechte wurden im späteren Mittelalter für diese Tätigkeiten entlohnt.
Diese zivilen Versorgungsteile waren des öfteren für eine Niederlage teilverantwortlich. Denn diese Versorgungsteile die neben Futter und Verpflegung auch die Artillerie, Munition und das Gepäck transportierten, waren unmittelbar hinter dem eigenen Heer. Neigte sich das Schlachtenglück dem Gegner zu, war es meist der Tross, welcher als erster das Weite suchte und Munition, Geschütze und Gepäck im Stich ließ, was die Niederlage erst vollkommen machte.

Mit dem Aufkommen von stehenden Heeren (in Österreich um 1648) wurden die Versorgungsteile systemisiert und militarisiert. Die Anzahl der Wagen wurde nach der Anzahl der Soldaten berechnet. Die Fuhrwerke mit den Pferden wurden in Verwalterschaften zusammengefasst. Eine Verwalterschaft hatte 200 vierspännige Wagen (800 Pferde) und 400 Knechte zu führen und zu verwalten.
Die erforderliche Verpflegung wurde in ortsfesten Magazinen eingelagert, welche sich meistens in der Nähe einer Festung befanden.
In diesem Kapitel soll das militärische Verpflegswesen in der k.k. und in der K.u.k. Zeit behandelt werden. Um diesen Abschnitt verständlicher zu gestalten, wird zuerst ein Überblick über die allgemeine Struktur der k.u.k Armee gegeben.

Der Aufbau des k.u.k. Heeres um 1889

Das Reichskriegsministerium, dem ein höherer General als Kriegsminister vorstand, gliederte sich im Frieden in das Präsidialbüro und 15 Abteilungen.
Die Fachbereiche der Abteilungen waren:
Personal
Organisation
Ausbildung
Bewaffnung
Remontierung
Mobilisierung, usw.
Dem Kriegsminister standen folgende Organe und Büros zur Verfügung:
1.   Chef des Generalstabes
2.   Generalkavallerieinspektor
3.   Generalartillerieinspektor
4.   Inspektor der Festungsartillerie
5.   Generalgenieinspektor (Festungswesen)
6.   Generaltraininspektor (Fuhrwesen)
7.   Generalpionierinspektor
8.   Generalinspektor für Militärerziehung und Bildungsanstalten
9.   Generalremontierungsinspektor (Pferdewesen)
10.   Sanitätstruppenkommandant
11.   Chef des militärischen Offizierskorps
12.   Generalbauingenieur
13.   Apostolisches Feldvikariat
14.   Militärsanitätskomitee
15.   Fachrechnungsabteilung
16.   Technisches Militärkomitee


Das Staatsgebiet war in 16 Militärterritorialkommanden (MilKdo) geteilt. Die 15 Korpskommanden waren auf diese 16 Militärkommanden aufgeteilt. Krakau, Wien, Graz, Budapest, Pressburg, Kaschau, Temesvár, Prag, Josephstadt, Przemysl, Lemberg, Hermannstadt, Agram, Innsbruck, Sarajewo.
Dalmatien war zu klein, darum befand sich dort nur ein Militärkommando.

Jeder Korpsbereich umfasste eine gewisse Anzahl von Ergänzungsbezirken.

Der Korpskommandant war ein General (Feldmarschalleutnant, General der Kavallerie, Feldzeugmeister). Alle Korps waren im Frieden gleich organisiert.
Als Hilfsorgane für den Korpskommandanten gab es den Korpsgeneralstabschef, den Artilleriebrigadier (Generalmajor); den Geniechef (Generalmajor); den Justizreferenten, den Sanitätschef und den Militärpfarrer.

Nachstehende Skizze zeigt die Einteilung in die Militärterritorial(korps)bereiche

" Tradition ist die Flamme hüten und nicht die Asche bewahren "
Grüße aus Wien

Adjutant

Korpsgliederung im Frieden

Unterstellte Teile je Korps:

a) 2-3 Infanterietruppendivisionen:   1 Infanteriedivision = 2 Infanteriebrigaden
      1 Infanteriebrigade= 8 Infanteriebataillone
      1 Infanteriebataillon (1000 Mann)            + Sanitäts- und Pioniereinheiten

b) 1 Kavallerietruppendivision:   1 Kavalleriedivision = 2 Kavalleriebrigaden
   1 Kavalleriebrigade = 2 Kavallerieregimenter
   1 Kavallerieregiment (900 Mann)

c) 1-2 Artilleriebrigaden:   1 Artilleriebrigade: 1 Korpsartillerieregiment
   und 3 Divisionsartillerieregimenter

d) Trainformationen:   zu einem Korps gehörten alle in dem Korpsbereich/Militärkommandobereich befindlichen Kommanden, Truppen, Heeresanstalten und Militärbehörden, sowie alle dem Verbande angehörigen Personen.

Im Kriegsfalle dienten die Korps, die alle gleich strukturiert waren, als Baustein für eine Armee, deren Soldaten mit Miliz aufgefüllt wurde.

Die Militärverpflegsbranche

Das Militärverpflegswesen war für die Bereitstellung der jeweils notwendigen Lebensmittel für die Truppe verantwortlich. Aus diesem Grunde wurde die Monarchie in 51 Verpflegsbezirke (einschließlich Bosnien und Herzegowina) aufgeteilt. In jedem dieser Bezirke wurde ein Militärverpflegsmagazin errichtet. Wenn es erforderlich wurde, stellte man zusätzlich noch Militär-Filialverpflegsmagazine auf.
Die Aufgabe dieser Anstalten war das Ansammeln von Verpflegsvorräten. Diese setzten sich unter Anderem aus Konserven, Hafer, Heu, Mehl zusammen. Ferner war auch die Erzeugung von Brot und Zwieback bzw. die Verteilung dieser Konsumgüter an die Truppe eine weitere wichtige Aufgabe der stabilen Militärverpflegsanstalten.
Im Falle eines Krieges kam noch die Aufstellung von Feldverpflegsanstalten hinzu.
Die Verpflegsbranche versah ihren Dienst in den Verpflegsanstalten und setzte sich aus den Militärverpflegsbeamten und der Militärverpflegsmannschaft zusammen. Der Vorstand dieser so genannten stabilen Militärverpflegsanstalten war ein Oberverpflegsverwalter, ein Verpflegsverwalter oder ein Verpflegsoberoffizial.
Diese Militärverpflegsbeamten gingen aus Verpflegsaspiranten hervor. Verpflegsaspiranten waren jene Einjährig-Freiwillige, welche nach ihrer ersten militärischen Ausbildung die Reserveverpflegsbeamtenschule, welche in Wien, Graz, Budapest, Bozen oder Prag stationiert war, absolviert hatten.
Die Verpflegsmannschaft wurde vorwiegend aus Professionisten (Bäcker, Müller Fleischer, etc.) aus allen Militärterritorialbereichen zusammengestellt.
Als Bewaffnung diente der Verpflegsmannschaft ein Repetierstutzen mit Bajonett und 40 Patronen Kriegstaschenmunition.

Adjustierungen und Dienstgrade

Die Militärverpflegsbeamten waren erkenntlich an den dunkelgrünen Röcken mit den lichtblauen Aufschlägen und den weißen glatten Knöpfen.

Für sie gab es folgende Rangbezeichnungen:

      Oberverpflegsverwalter 1. Klasse      (Oberstenrang)
      Oberverpflegsverwalter 2. Klasse      (Oberstleutnantsrang)
      Verpflegsverwalter            (Majorsrang)
      Verpflegsoffizial 1. bzw. 2. Klasse      (Hauptmannsrang)
      Verpflegsoffizial 3. Klasse         (Oberleutnantsrang)
      Verpflegsakzessist               (Leutnantsrang)
Aussehen und Uniformen siehe auf der nächsten Seite.

Die Mannschaft hingegen trug als Paradekopfbedeckung eine Kappe aus hechtgrauem Tuch mit weiß passepoillierten Nähten samt Röschen. Bei Chargen waren die Distinktionsborten aus schwarz-gelber Wolle. Auch die Feldkappe war aus hechtgrauem Tuch, ebenso wie der Waffenrock, die Bluse und auch die Pantalons. Für sie waren ebenso lichtblaue Aufschläge und glatte weiße Knöpfe vorschriftsmäßig. Der Verpflegsakzessiststellvertreter, der auch zur Mannschaft zählte, trug wiederum einen dunkelgrünen Waffenrock und eine Bluse in der gleichen Farbe. Die Aufschläge wurden ebenfalls in hellblau gehalten, und dazu wurden blaugraue Pantalons getragen.


Die Chargendienstgrade der Mannschaft lauteten:
      Verpflegsakzessiststellvertreter
      Feldwebel
      Führer
      Korporal
      Verpflegssoldat 1. bzw. 2. Klasse


Die Verpflegung im Frieden

Die anfallenden Gebühren bestanden für Unteroffiziere, Gefreite oder für Soldaten aus folgenden Anteilen:

Löhnung:    Je nach Charge erhielt der Mann seinen Sold von 5 zu 5 Tagen in Bar auf die Hand.
(Bei der ungarischen Landwehr war dies von 10 zu 10 Tagen der Fall)

Kost:   Frühstück, Mittagmahl (Menage) und Nachtmahl. Die jeweils anfallenden Gebühren kamen zu der Unterabteilung, welche für die Zubereitung der Verpflegung verantwortlich war.

Brot:   Das Brot wurde entweder durch ein Militärverpflegsmagazin bereitgestellt, oder wenn dies nicht möglich war, wurde es durch vertraglich verpflichtete Firmen beschafft. Der einzelne Mann erhielt einen Wecken Brot, der die Ration für 2 Tage darstellte. Diese Gebühr an Brot war sowohl im Frieden als auch im Einsatz gleich. Teilweise wurde zum Brot auch Zwieback verabreicht.
Wenn die anfallenden Brotgebühr nicht ganz in Naturalien verabreicht wurde, dann wurde der Rest an den Soldaten in Bargeld ausbezahlt.

Quartier:   Massenunterkunft für Mannschaft/Mannschafts-unteroffiziere. Rest: Zimmer/Wohnung je nach Rang und Familienstand.

Limitorauchtabak:Es hatte jeder Mann die Möglichkeit, gegen Bezahlung von 8 Hellern, 100 Gramm Rauchtabak in Form von Briefen zu erwerben. Pro Monat konnten bis zu 8 Briefe bezogen werden.

Die Verpflegung selbst wurde in verschiedenen Variationen verabreicht. Diese waren:
Menagegeld:   Jener Verpflegstagessatz, um den im Frieden eingekauft und aufgerechnet wurde. Dieses Geld wurde gegebenenfalls auch ausbezahlt.
Durchzugsverpf.:   Jener Betrag, der während einer Marschbewegung bei der zivilen Bevölkerung für die anfallenden Kosten der Verpflegung entrichtet wurde. Nur anwendbar bei geringen Mannschaftsstärken.
Etappenverpf.:   Erhöhter Verpflegstagessatz, der nur bei außergewöhnlichen Ereignissen aufgerechnet wurde (z.B. Überflutungen)
Naturalkost:   Wurde nur in Militärspitälern und Militärbildungsanstalten verabreicht.
Bei den Pferden und Tragtieren, die ja auch verpflegt werden mussten, richtete sich die Gebühr danach, ob es sich um ein Reitpferd, ein Zugpferd oder um ein Tragtier handelte.
Im Durchschnitt berechnete man als Verbrauch pro Tier und Tag:
            4   bis   6,6 kg   Hafer
            3,6   bis   10 kg   Heu
            1,7   bis   6 kg   Streustroh

Der tägliche Bedarf für die Tiere wurde entweder seitens der Militärverpflegsmagazine beschafft, oder es wurden vertraglich verpflichtete Firmen dafür herangezogen.
" Tradition ist die Flamme hüten und nicht die Asche bewahren "
Grüße aus Wien

Adjutant

Die Verpflegung im Krieg

Grundsätzlich wurde es angestrebt, so lange als möglich von dem zu leben, was das Land bietet. Erst wenn dies nicht mehr möglich war, wurde erst ganz oder teilweise auf den Nachschub zurückgegriffen. Sollte auch diese Möglich nicht mehr bestehen, wurde auf die Reservevorräte zurückgegriffen.


Die Kriegsverpflegsportionen wurden pro Mann und Pferd in drei Größen festgelegt:
   Volle Portion (V)
Diese war die eigentliche Kriegsverpflegsportion, die anzustreben war und sollte verabreicht werden, wenn die Beschaffung vom Land möglich war. Es war jene Portion, die etwas mehr bot, als für den Soldaten zur Erhaltung seiner Kampfkraft nötig war.

Normalportion (N)
Die Normalportion war ein Teil der vollen Portion, bei der auch bei länger dauernder Verabfolgung eine ausreichende Ernährung gewährleistet war. Es war gleichzeitig auch jene Verpflegung, die von den Armeekörpern mitgeführt worden ist.

Reserveportion (R)
Auch diese Portionen wurden von den Armeekörpern mitgeführt, wobei diese Portionen ohne jegliche Ergänzungen bei täglicher Verabreichung nur für einen kurzen Zeitraum geeignet waren.

Im Falle der Verabreichung der Normalportion oder der Reserveportion wurden die Portionen, wenn immer es möglich war ganz oder zumindest teilweise durch Lebensmittel, die das Land am jeweiligen Ort bot ergänzt. Dies wurde angestrebt, um wie schon eingangs erwähnt, die Einsatzfreude und die Gesundheit des einzelnen Soldaten zu stärken.

Im Unterschied zum Feldkrieg wurden beim Gebirgskrieg bei den Normalportionen sehr oft entweder Konserven, oder andere haltbare Lebensmittel verwendet. Auch wurde anstelle des üblichen Rindfleisches häufig Ziegen- oder Schaffleisch verabreicht.

Es musste aber auch das Wasser, Holz, Beleuchtungsmaterialien und letztendlich auch das Heu für die Tiere mitgenommen werden.

Die Zusammensetzung der verschiedenen Kriegsverpflegsportionen

Volle Portion: mit cirka 2 kg Brot (bei Verwendung von Zwieback nur cirka 1,75 kg)

2 Kaffeekonserven à 46 g        92    g   eine davon als Frühstück
Rindfleisch               400    g
Gemüse                     140    g
Zubereitungserfordernisse:            
Salz                              30    g
      Pfeffer (Paprika)          0,5 g   als Mittags- und Abendkost
      Fett              20    g
      Suppengrün (getrocknet)       1    g
      Zwiebel (Knoblauch)       5    g
      Essig                2   cl
Brot (Zwieback)          700 (400)    g
Wein                      0,5  l   nach Bedarf und Möglichkeit
Tabak                    36    g          für den ganzen Tag
Offizieren 5 Zigarren oder 25 Zigaretten


Normalportion: mit cirka 1,75 kg Brot, mit Zwieback cirka 1 kg. Zusammenstellung wie die volle Portion, jedoch mit nur 100 g Gemüse und nur die Hälfte an Tabak d.h. 18 g. Auch gab es keinen Zwiebel, keinen Essig und keinen Wein.

Reserveportion: cirka 0,75 kg
                     Ergänzung auf eine volle Portion
                     200 g Fleisch
                     140 g Gemüse
2 Kaffeekonserven à 46       92 g      200 g Brot
Fleischkonserve 200 g            0,5  l  Wein
(mit Büchse und Brühe)      355 g      18 g   Tabak
Zwieback             200 g      5 g     Pfeffer (Paprika)
Tabak               18 g      20 g   Suppengrün (frisch)
Salz                 30 g      5 g     Zwiebel (Knoblauch)
                     2 cl    Essig
                     20 g   Fett


Verteilung und Transport der Kriegsverpflegsportionen bei der Infanterie

Die Grunddotierung an Verpflegung bestand im Kriegsfalle aus:
            1 Normalportion (NP)
            2 Reserveportionen (RP)
Diese Portionen wurden dem Soldaten nicht einfach übergeben, sondern aufgeteilt.
Ein Teil der Normalportion kam in den Brotsack, der zwei Fächer hatte. Im vorderen Teil war Tabak, Rauchutensilien und das Essbesteck verstaut. Im hinteren Fach verpackte man 1 Portion Brot und 1 Kaffeekonserve in der Feldflasche (1 Konserve wurde bereits zum Frühstück verzehrt).

Der restliche Teil der NP für einen Tag bestand aus:
      Fleisch in Stücken
      Ergänzung der NP auf die VP
Zubereitungserfordernisse         verladen auf dem
Gemüse                    Proviantwagen
NP für Pferde
0,5 Liter Wein pro Mann

Zusätzlich wurde die erste komplette Reserveportion auf dem Proviantwagen verladen. Dazu verstaute man auf dem Proviantwagen (für 250 Mann) zusätzlich auch noch die Offiziersfeldküche, Kaffeezubereitungsrequisiten, Grunddotierung für die Bespannung, die Tränkeimer für die Tiere und auch noch die eigene Bespannung.

Die zweite Reserveportion wurde im Tornister verbracht. Dieser Tornister wurde von den Kavalleriereitpferden getragen. In diesem befand sich zusätzlich:
   1 Leibbinde (bei Gebirgsausrüstung überdies Baumwollleibchen)
   1 Handtuch
   1 Kamm
   1 Zahnbürste
   Nadel, Zwirn, Kleiderbürste
   Seife, Schmierbüchse
   1 Garnitur Wäsche auf Rückwand
   1 Paar Fußbekleidungen
   tragbare Zeltausrüstung

Anhand dieser Grafiken soll der Transport der Grunddotierung bei anderen Verbänden veranschaulicht werden.

Bild oben links und rechts:
      Fortbringung bei Feldkanonenregimentern und Feldhaubitzdivisionen
Bild unten links und rechts:
      Transport bei der Divisionskavallerie


" Tradition ist die Flamme hüten und nicht die Asche bewahren "
Grüße aus Wien

Adjutant

Leitung und Durchführung des Verpflegsdienstes

Die Leitung des Vepflegsdienstes bei den Armeekörpern obliegt deren Kommanden

Höhere Kommanden sind:

   Operier. Armeekommando          (500 Mann, 300 Pferde)
   Armee-Etappenkommando         (530 Mann, 280 Pferde)
   Korpskommando            (400 Mann, 220 Pferde)   Infanterietuppendivisionskommando   (300 Mann, 110 Pferde)
   Kavallerietruppendivisionskommando   (330 Mann, 130 Pferde)

Jeder Operation (Einsatz) muss ein Vergleich der vorhandenen und aufbringbaren Verpflegsmittel je nach Einsatzart, Einsatzort und Einsatzdauer vorhergehen.
Dabei sind die Ressourcen des Einsatzraumes, die erforderliche Verpflegsausrüstung sowie die Transportmittel in Erwägung zu ziehen.
Alle Maßnahmen zur Sicherstellung der Verpflegung erfordern meistens viel Zeit, sie müssen frühzeitig erwogen und angeordnet werden.

Das Operierende Oberkommando weist den operierenden Armeekommanden  und Etappenoberkommanden grob die Räume zur Ausnützung der Ressourcen zu und gibt auch grob die Richtung für alle anderen Planungen vor.

Das Etappenoberkommando hat auf Grund der Befehle des Operierenden Oberkommandos alle jene Maßnahmen zu treffen, welche für die Einheitlichkeit des Verpflegsdienstes erforderlich sind. Es disponiert auch die Personalreserven, Vorräte, und Transportmittel.
Das Armee-Etappenkommando weist, wenn von oben nichts anderes befohlen ist, die Verpflegsanstalten (Armeekolonnen oder Teile davon) den Korps zu, und stellt diesen die Vorräte zur Verfügung. Das Armee-Etappenkommando ist die höchste Kommandostelle im Etappenbereich der betreffenden Armeen und regelt dort den gesamten Betrieb, insbesondere den Zu- und Abschub, weil es über die Eisenbahn und sonstige Transportmittel verfügt.


Verpflegszubereitung
(Auszüge aus einem Original Kochbuch; Kriegsarchiv Wien)

Die bei der Truppenverpflegung üblicherweise zubereiteten Gerichte wurden nach ihrer Art und der zur Verfügung stehenden Mittel, der jeweiligen Zubereitungsart und ihrer Form nach in fünf Arten unterteilt.

I.   Suppen
   Fleischsuppen
         Wassersuppen
II.   Zuspeisen
Grünes Gemüse und Kartoffeln
Hülsenfrüchte
III.   Saucen und Salate
IV.   Mehlspeisen
V.   Fleischspeisen

Den Hauptbestandteil der Mannschaftskost bildete das Rindfleisch. Nur ausnahmsweise, wenn der Preis für Schweinefleisch oder Selchfleisch besonders günstig war, wurde dieses gekauft und verkocht.
Haltbar gemacht wurde im Großen und Ganzen nur das Fleisch indem man die Tiere spätestens am zweiten Tag schlachtete, ausbluten und auskühlen liess, und in cirka 5 kg schwere Stücke schnitt. Danach wurden die Stücke eingesalzen (40 Gramm Salz per Kilogramm Fleisch) und abschließend im Rauch eines mit z.B. feuchtem Holz betriebenen Feuers geräuchert.
Zusätzlich musste es noch vor Hitze, Staub, Feuchtigkeit etc geschützt werden.

Zuspeisen sollten die nötige Abwechslung bringen und den Soldaten auch wirklich sättigen. Es wurde daher darauf geachtet, das die Zubereitung in der nationalen Geschmacksrichtung der Mannschaft gestaltet wurde, damit das Gemüse auch gerne angenommen wurde.
Obwohl sich die Verpflegszubereitung im Felde schwieriger erwies als in Garnisonen, wurde unter Maßgabe der vorhandenen Mittel trotzdem auf eine abwechslungsreiche Verpflegung nicht verzichtet.
Im nachfolgenden Teil werden einige Beispiele für die damalige Truppenverpflegung angeführt.


I   SUPPEN

Fleischsuppe

Um eine Fleischsuppe zubereiten zu können, wurde das Fleisch mit der dementsprechenden Menge Wasser und unter Beigabe von Suppengrün abgekocht.
Die Röhrenknochen wurden aus dem Rindfleisch ausgelöst und anschließend wurde das Fleisch in 1 – 2 kg schwere Stücke zerschnitten, gereinigt und etwas gesalzen. Die Knochen wurden zerhackt und zusammen mit dem Fleisch in den Kessel gegeben. Danach übergoss man das Fleisch mit kaltem Wasser. Pro Kilogramm Fleisch wurden cirka 3 Liter Wasser verwendet. Nach dem Garkochen sollten in etwa 36 cl an Fleischbrühe pro Mann übrig bleiben. Der sich bildende Schaum wurde nicht abgeschöpft.
Von dem gut gereinigten Suppengrün, bei dem pro Mann 10 – 15 Gramm berechnet wurden, gab man die eine Hälfte sofort und den Rest nach etwa einstündiger Garzeit in den Kessel. Kurz vor Schluss wurde die Brühe gesalzen, wobei sich der Koch durch Probieren zu versichern hatte, dass er die Suppe nicht versalzte.
Das sich ergebende überflüssige Fett wurde abgeschöpft, und am selben oder am nächsten Tag dazu verwendet, um entweder das Gemüse geschmacklich zu verbessern oder zum Beispiel das Mehl für die Einbrenn zu rösten.

Konserven – Einbrennsuppe

Diese Art der Suppe wurde in die Kategorie der Wassersuppen gereiht.
Die Konserven – Einbrennsuppe war den meisten Truppen schon bekannt und wurde besonders zur Zeit der Herbst Manöver bei von Firma Ignaz Eisler & Comp. gekauft.
Eine Konserve bestand aus einem Gemenge von geröstetem Kochmehl, Schmalz, Kümmel und Salz und war in zwei verschiedenen Arten erhältlich. Die erste Art wurde in Wurstform, die zweite Art in Mehlform erzeugt, wobei die erstere vor der Verwendung zerkleinert und in Mehlform gebracht werden musste.
Der große Vorteil dieser Suppe war die einfache Zubreitung. Man gab 0,5 kg von dem Extrakt in 7 Liter kaltes Wasser. Dieses wurde so lange erhitzt und umgerührt, bis sich das Extrakt vollständig im Wasser aufgelöst hatte. Es wurde noch bei großer Hitze 10 Minuten weitergekocht und anschließend für einige Minuten stehen gelassen.
Diese Suppe konnte unter Beigabe von mehr oder weniger Wasser je nach Belieben der Mannschaft dünner oder dicker gestaltet werden.

Ähnlich wie das Einbrenn – Suppenextrakt konnte auch Erbsen-, Bohnen- oder Linsensuppen – Extrakt bei der oben angeführten Firma bezogen werden.


II   ZUSPEISEN ZUM FLEISCH

Spinat

Der Spinat wurde geputzt, gewaschen, mit heißem Wasser zugesetzt und weich gekocht. Anschließend aus dem kochenden Wasser genommen, in ein Sieb gegeben und mit kaltem Wasser abgespült und dadurch nochmals von allen anhaftenden Verunreinigungen bereinigt. Auf einem Hack- oder Schneidbrett wurden die Spinatblätter zu einem Brei verhackt.
Das Wasser wurde weggeschüttet, und der Kochkessel ausgespült. Der Spinat wurde, wenn immer nur möglich, mit vorher erhitzter Fleischbrühe, vermischt und eineinhalb Stunden lang gekocht.
Wenn der Spinat zu dick wurde, so wurde durch Nachgießen von heißer Fleischbrühe so weit verdünnt, dass der Rührstiel (Kochlöffel) gerade noch aufrecht in der Zuspeise stehen blieb.


III   SAUCEN UND SALATE

Zwiebel - Sauce

An Zubereitungserfordernissen war pro Portion folgendes erforderlich:
   15 g   Mehl
     8 g   Schweinschmalz
   12 g   Zwiebel
   30 ml   Essig


Mit der einen Hälfte vom Schmalz wurde das Mehl geröstet, mit der anderen Hälfte wurde der fein geschnittene Zwiebel geröstet.
Die Einbrenn (das geröstete Mehl) wurde mit der entsprechenden Menge an heißer Fleischbrühe oder heißem Wasser aufgegossen, ununterbrochen umgerührt (um Klumpenbildung zu vermeiden) und zum Kochen gebracht. Danach wurde der geröstete Zwiebel in die siedende Sauce beigemengt und 15 Minuten lang weitergekocht. Abschließend wurde der Essig beigemengt, das Ganze noch gesalzen und noch weitere 15 Minuten gekocht.

Kartoffel- oder Bohnensalat

Hiezu sind per Portionen erforderlich:
   250 bis 300 Gramm Kartoffeln oder
   70 g   Bohnen
   20 g   Tafelöl
     8 g   Zwiebel
   80 ml   Essig
Die Kartoffeln wurden weich gekocht, geschält und in Scheiben geschnitten. Bohnen waren weich zu kochen und abzuseihen.
Sobald das eine oder andere Gemüse lauwarm geworden, das heißt nicht vollständig abgekühlt war, wurde es gesalzen, mit Tafelöl begossen und mit dem fein geschnittenen Zwiebel vermengt. Zum Abschluss wurde der Salat mit dem Essig gesäuert und wieder gut vermengt, damit der Salat in allen Teilen gleichmäßig gewürzt und sehr schmackhaft war.


IV   MEHLSPEISEN

Mehl Sterz

Hiezu wird zunächst in einem Kessel das Wasser in der Menge von etwa 0,5 Liter per Portion zum Sieden gebracht und dann das Mehl, 180 bis 200 Gramm pro Portion auf einmal hineingeschüttet, so das es einen Klumpen bildet. Sobald das weiter kochende Wasser über den Klumpen steigt und stark aufwallt, wird der Klumpen seiner Dicke nach so oft wie möglich mit dem Stiehl des Kochlöffels durchstoßen, damit das heiße Wasser in die entstandenen Löcher hineinfließen und den Mehlklumpen gut durchkochen kann.

Das Garkochen erkennt man daran, dass beim Aufreissen der Masse (des Mehlklumpens) an den verschiedenen Stellen kein rohes Mehl mehr sichtbar ist.
Danach ist das Wasser aus dem Kessel zu entfernen und der Klumpen im Kessel mit einem Kochlöffel zu zerkleinern. Der zerkleinerte Klumpen wird gesalzen und nochmals gut verrührt.

In einer Röstpfanne wird das nötige Schmalz (per Portion mindestens 20 Gramm) und wenn vorhanden 20 Gramm Grammeln pro Portion erhitzt. Wenn das Schmalz heiß ist, wird der Sterz hineingeschüttet und unter ständigem Umrühren mit dem Schmalz und den Grammeln vermischt.






V   FLEISCHSPEISEN

Rindsgulasch

Für diese Speise waren per Portion mindestens 300 Gramm Rindfleisch erforderlich, daher wurde bereits beim Einkaufen auf eine tadellose Qualität geachtet.
Das Fleisch wurde in frischem Wasser gewaschen, würfelförmig geschnitten und ohne Zugabe von Schmalz mit dünn geschnittenem Zwiebel (8 bis 10 Gramm per Portion) in einer zugedeckten Pfanne gedünstet, sodass sich der nötige Saft daraus ergab.
Nach etwa einstündigem Dünsten wurde das Fleisch gesalzen und mit eventuell vorhandener Fleischbrühe aufgegossen. Nach Belieben wurde mit Mehl gestaubt, und nach ungefähr zweistündigem Dünsten würzte man das Gulasch, je nach Geschmack, mit mehr oder weniger Paprika.
Ausgegeben wurde dieses Gericht mit weich gekochten und geschälten Kartoffeln.

Zwiebelfleisch

Zutaten:
   190 bis 200 Gramm Rindfleisch
   10 Gramm Zwiebel
   je 5 Gramm Mehl und Schmalz
   0,01 l Essig
Das Fleisch wurde mit soviel Wasser, als zum Sieden und für die erforderliche Menge an Saft notwendig war, zugesetzt und gargekocht. Danach wurde es aus dem Kessel genommen und in Portionen geschnitten. Der Zwiebel wurde geschnitten, in einer tiefen Pfanne angeröstet, anschließend die Fleischportionen zugegeben und mit etwas Fleischbrühe übergossen. Danach wurde gesalzen, mit dem Essig gesäuert und mit dem Mehl gestaubt. Das Ganze wurde gut ausgedünstet, mit dem Rest der Fleischbrühe aufgegossen und noch einige Zeit nachgegart.
Als Beilagen wurden z.B. Semmelknödel, Nudeln, Fleckerln aber auch gekochte und geschälte Kartoffeln verabreicht.



Quelle:
"Ohne Mampf kein Kampf"
Hans Urbaner
Heeresversorgungsschule
Breitenseerstraße 61
1140 WIEN
" Tradition ist die Flamme hüten und nicht die Asche bewahren "
Grüße aus Wien

Adjutant

Köche bei der Arbeit
" Tradition ist die Flamme hüten und nicht die Asche bewahren "
Grüße aus Wien

Dieco

Hallo Adjutant

zum Thema Verpflegung im ersten Weltkrieg habe ich folgendes gefunden:
     
                                     Kriegsbrot kommt auf den Markt

Das einstige Armeleutegericht, sprich Brot und Salzheringe , werden immer knapper. Man spricht schon von Luxusware.
Nachdem die Engländer im November 1914 die Nordsee zum Kriegsgebiet erklärt haben, fährt kein Fischkutter mehr raus auf die See.Es gibt keinen Hochseefisch mehr auf dem deutschen Markt zu kaufen. Und Ersatz für die verlorenen Fanggebiete gibt es auch nicht . Die Ostsee kommt nicht in Frage da ihre Fischbestände zu niedrig sind.
Ja und die Käuferschlangen vor den Bäckereien und Fleischereien werden auch von Tag zu Tag länger aber das Angebot nimmt ab. Im November wurde ein Erlass zum Brotsparen vom preussischen Innenminister herrausgegeben.
Die staatliche Kriegsgetreidegesellschaft beschlagtnahmt alles gehortete Getreide. Die Getreidevorräte reichen trotzdem nicht aus.
Deshalb wird im Januar 1915 das " Kriegsbrot " auf den Markt gebracht. Es ist ein Roggenbrot mit Kartoffelmehlzusatz.

Gruss Conny

Dieco

Hallo Adjutant,


Wie war das noch mit Fleisch und Wurst im 1. Weltkrieg?

Fleisch und Wurst werden auch immer teuerer und vor allem seltener. Die Schlachthöfe müssen ja nicht nur für die Daheim- Gebliebenen sondern vorab erstrangig  die Frontsoldaten versorgen.
Aus diesem Grund wird ein grosser Teil des geschlachteten Viehs an die Konservenfabrik abgegeben. In Braunschweig ist das Zentrum der Konservenindustrie um die Versorgung des Heeres zu bestreiten. In den Hallen in denen vor Kriegsbeginn Spargel, Bohnen und Erbsen in Dosen abgepackt wurden , stehen nun Frauen und verarbeiten das Fleisch von 250 bis 300 Rindern pro Tag. Das Rindfleisch wird gewaschen und sofort in Salzwasser abgekocht. Ein sehr guter Vorgang um es schön saftig zu behalten . Aus den Knochen wird eine schmackhafte Bouillon gekocht und dann wird das Fleisch mit der Bouillon in Blechdosen abgefüllt und fest verschlossen.
Der Inhalt einer Dose ist die Tagesration für zwei Soldaten .   

Na wem es geschmeckt hat ,wohl bekommts!

Gruss Conny

Dieco

Es geht weiter......

Fleisch wird knapp

Es gibt kein Frischfleisch mehr zu kaufen, ebenfalls fehlen Milch und Butter.
Das wilde Abschlachten von Rindern und Schweinen im Herbst 1914 hat die Viehbestände fürchterlich dezimiert. Fleisch wird knapp. Daraufhin verbietet die Regierung die Herstellung von Fleischkonsereven und drosselt die Wurstherstellung,  um dem Markt zumindest wieder ein kleines Angebot an Frischfleisch zuzuführen.
Die Konservenindustrie hat bislang alles verfügbare Fleisch aufgekauft. Angesicht der hohen Preise, die für Schlachtvieh erzielt wurden und auch wegen des rapiden Preisanstieges für Futtermittel haben die Bauern  Ende 1915 über 50 Prozent mehr Vieh geschlachtet als zur gleichen Zeit vor dem Krieg.
Das Berliner Schlachthaus meldet für November 1915 53 000 geschlachtete Rinder und Färsen. Im gleichen Zeitraum 1914 sind es 36 000 gewesen und 1913 nur 32 000. Die Verbote der Regierung kommen zu spät. Angesichs der Knappheit klettern die Preise sprunghaft nach oben. Im Januar kostet am Schlachthof Berlin ein Zentner Ochsenfleisch 132,50 Mark, im November lag der Preis noch bei 107,70.

Gruss Conny