Alte Gebràuche und Tradizionen in Ost und Westpreussen.

Begonnen von Arturo, Fr, 07. Dezember 2007, 17:13

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Arturo

 Seite  1.
Sitten und Bräuche zwischen
' Weihnachten und Neujahr
Zu diesem Thema schauen wir uns zuerst einmal bei
unserem Kolonistenpoeten Walter Braun um, dem
besten Kenner der alten Heimat und der Menschen,
die dort wohnten. In einer seiner vielen Schriften
fanden wir folgende Beiträge, die wir ungekürzt
wiedergeben möchten, damit durch Kürzung oder gar
Weglassung, wie Journalisten es gerne tun, nicht am
Ende ein falsches Bild entsteht.
Beim Glückgreifen in der Silvesternacht gab es die
folgenden 7 Zeichen: Geldbeutel, Ring, Mann (Frau),
Kind, Leiter, Brot und Totenkopf. Auf dem Lande schnitt
man sie aus dem Fleisch einer Rübe oder Wrucke, in der
Stadt konnte man sie als Glücksbeutel (,,värre Dittche
Glöck!") beim Bäcker und Konditor als mehr oder minder
zierliches Zuckerwerk erstehen. Das Glückgreifen ging so
vor sich, daß in der Stunde von 12-1 Uhr die auf dem
Tisch ausgelegten Figuren mit Tassen überdeckt und so
durcheinandergeschoben wurden, daß keiner mehr wußte,
wo dieses oder jenes Zeichen läge. Jeder hatte drei Griffe
frei. Was er dabei aufdeckte, wurde mit Hallo oder auch
mit Bestürzung gedeutet, je nachdem, was es eben war,
Totenkopf oder Ring, Geldbeutel oder Leiter.
Das Bleigießen war auch in Elbing verbreitet, es konnte
sich aber nie so recht durchsetzen. Dafür fand sich hier
und da noch das ,,Lebensschöffcheschwömmelosse" vor,
ein Symbolspiel hübscher Art von eigenem Reiz. Sein
Verschwinden ist zu bedauern. Jeder Spieler war Schiffseigner.
Sein Fahrzeug war eine halbe Walnußschale, die
er zuvor mit Stearin oder Wachs vollgeschmolzen und
darein einen Docht gelegt hatte. Eine ,.Ballje" (große
Holzwanne) stand schon bereit, zu drei Vierteln mit
Wasser gefüllt, die Lichtlein wurden entzündet und die
Schiffchen aufs Wasser gesetzt. Und siehe da, sie
schwammen! Schwammen ohne jegliches Zutun! Das
eben war das Merkwürdige! Wohl versuchte der eine oder
andere mit einem bißchen Blasen nachzuhelfen, aber das
wurde gleich am Flackern des Lichtleins merkbar. Das
Schwimmen ganz von selbst wurde natürlich als ein Mirakel
angesehen und bestaunt; denn in der Neujahrsnacht
war ja alles verwunschen , ,verhext und verzaubert. Eine
andere Merkwürdigkeit war die oft beobachtete Tatsache,
daß die Schiffchen niemals zusammenstießen. Wohl
fuhren manchmal zwei so aufeinander los, daß ein
Zusammenstoß unausbleiblich zu sein schien, kaum aber
hatten sie sich auf ,,Knebelbreite" genähert als ein
plötzlicher Ruck sie halten ließ. Sie drehten sich um sich
selber und entfernten sich wieder voneinander. Seltsam!
Was man nun aus den einzelnen Abschnitten dieses
hübschen Spieles herausgetüftelt hat - das weiß ich im
einzelnen nicht mehr. Nur daran erinnere ich mich:
wessen Schiffslämpchen zuerst erlosch, der mußte auch
zuerst von allen Teilnehmern sterben. Daß gelegentlich
einer von den großen Bengels uns ,.kleene Prenters", die
wir unsere Nasen am tiefsten übers Wasser hingen, aus
Übermut ins Wasser "stuckte" - mit der Nase natürlich
nur -, wie hätte ich das vergessen können! - Ich entdeckte
den Brauch des Schwimmenlassens von Lebensschiffen in
der Rhön wieder, hier als Brauch am St.-Andreas-Tag
(30. November) und mit der Bedeutung, daß diejenigen
Liebenden sich zur Ehe finden, deren Schifflein zusammenstoßen.
Was zu Neujahr weiter geschah? Nun, die Hauptsache
war ja wohl das ,,Prost-Neujahr-Schreien". ,,Prost Neujoahr",,
so erscholl es beim Schlag der Mitternacht in
weiter nächtlicher Runde. In der Stadt ging das allgemeine
Rufen auf dem Alten Markt und vor dem Rathaus
unter dichten Massen vor sich und der Trubel war mit
seinem Getöse bis in die Vorstädte zu vernehmen. So laut
und grell dieser Krach aber auch war, die ,,Blauen",
damals auch ,,Spitzköppe" genannt, mußten dazu gemäß
einer Weisung von oben beide Augen zudrücken.
War ein solcher Radau und Krawall in der Neujahrsnacht
nun schön? Für die Possenmacher und Radaubrüder
wohl ja: die hatten ihr Vergnügen daran. Der Lärm entsprach
auch dem uralten Volksglauben, daß dadurch die
bösen Geister verjagt wurden. Schöner aber war es doch
draußen, wo sich die Stadt ins Ländliche verlief. Gewiß,
es wurde auch hier gerufen, ja, sogar geschossen, immer
aber übertönte der Hall der Glocken feierlich das Gewese
und Getue. Nur manchmal übernahmen junge Burschen
die Rolle der bösen Geister, deren Tun am ersten Morgen
des Jahres dann sichtbar wurde. Sie hakten Fensterläden
aus, vernagelten oder verschleppten Gartenpforten, und
was sich sonst noch an Gelegenheiten zum Schabernack
ergab. Waghalsige Jungkerle nahmen einem unserer Fuhrhalter
einmal sogar den Wagen auseinander, trugen die
Einzelteile aufs Dach und stellten den Wagen auf dem
First kunstgerecht wieder zusammen. Fachleute wollten
wissen, daß das Hinaufbringen längst nicht so schwer und
gefährlich gewesen sei wie das Hinunterbringen des
Gefährts.
,.Kinger, Kinger, watt so'ne Bengels doch bloß ajiere!"
schüttelte die Mutter den Kopf zu diesem Wippchen.
,,Nu soag' e Mensch doch bloß moal an!" pflichteten
wir ihr würdig bei. ,,So'ne Lapse oaber uch!"
Der Vater aber las eifrig im neuen Kalender, hatte dabei
aber so merkwürdig ,,'n Schnucker" oder schien sich mit
Husten zu quälen. Wahrscheinlich hatte er sich erkältet.
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Eine

Arturo

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Eine Mutprobe war das dreimalige Umgehen des
Gehöftes um Mitternacht. Aber allein und ohne sich auch
nur im geringsten umzusehen. Wer es fertig brachte, sah,
wenn im Hause einer im Lauf des kommenden Jahres
sterben sollte, auf dem Dach einen Sarg stehen. Zu jener
Zeit war es wirklich noch eine Mutprobe. Nicht ein jeder
bestand sie.
In den Abendstunden des Silvestertages ging - wie
überhaupt zwischen Weihnachten und Neujahr - in den
Außenbezirken der Stadt der Brummtopf um. Der
Brummtopf war ein Fäßchen, dessen einen Boden man
herausschlagen und durch eine glattgestrammte Lederscheibe
ersetzt und darein einen handvollen Roßhaarzopf
in Unterarmlänge angehängt hatte. Oft brachte man am
Fäßchenrand auch Schellen an. Einer der Brummtopffänger
hielt das Fäßchen im Arm, ein zweiter zupfte mit
angefeuchteten Händen wie melkend am Roßhaarzopf.
Dadurch wurde ein grunzendes Brummen laut, untermischt
vom Klirren und Klingeln der Glöckchen oder
Schellen. Zu diesen beiden Männern hatten sich noch
andere gesellt. und alle zusammen sangen die altbekannten
Brummtopflieder, dazu vom Brummen und Grunzen
des Brummtopfs begleitet.
Ein Brummtopflied war besonders bekannt und über
ganz Ost- und Westpreußen verbreitet:
,,Wir treten herein ohne allen Spott,
Einen schönen guten Abend bescher euch Gott!
Wir wünschen dem Herrn einen gold'nen Tisch
Auf allen vier Ecken 'nen gebrat'nen Fisch
Und in der Mitt' eine Kanne voll Wein
Damit Herr und Frau können lustig sein.
Wir wünschen der Frau eine gold'ne Kron'
Und übers Jahr einen kleinen Sohn.
Wir wünschen dem Knecht einen Sack voll Geld,
Damit er kann fahr'n um die ganze Welt.
Wir wünschen der Magd einen roten Rock
Und alle Tag' mit dem Besenstock..."
Dieses Lied schien endlos zu sein, denn es kam ein
jeder Hausgenosse heran, sogar ,,de Ohmche" wurde nicht
vergessen. Zwei ältere Brummtopflieder waren das
,,Räuberlied" vom volksverehrten Räuberhauptmann
Rinaldini und von dem Grafen und seiner Magd. Ferner
hörte man das bekannte: ,,Einst lebte ich im deutschen
Vaterlande bei treuer Arbeit meine Tage hin, da trieb die
Sehnsucht mich nach fernem Strande, die hohen Wellen
auf der See zu seh'n", dessen Melodie später im Horst-
Wessel-Liede verwandt wurde. Neuzeitlicher war das
Lied vom armen Fischerknaben. Den Brummtopffängern
waren schließlich auch die Lieder nur Mittel zum Zweck,
und er bestand in der ,,Verehrung", d.h. dem Schnapsgroschen,
den sie sich ersangen.
Der ,,Schimmel" war mehr im Ostpreußischen im
Umgang, trat aber auch in der Elbinger Gegend auf und
zwar vornehmlich auf dem Lande. ln die Außenbezirke
der Stadt verlief er sich nur gelegentlich. Unter großen
weißen Laken steckten zwei Männer oder Burschen. Der
Erste stellte die Vorderbeine und trug den Kopf, eine
mehr oder minder geratene Nachbildung, der Zweite ging
hinter ihm in der Rumpfbeuge, die Hände auf seinen
Hüften und stellte den hinteren Teil des Schimmels dar.
In der Begleitung des Schimmels befanden sich Storch
und Bär. Es war beachtenswert, wie besonders schön man
meistens die Nachbildung des Storches herausbekommen
hatte. Beim ,.Bär" war sie schon plumper, einfältiger; ein
Kerl mit tief ins Gesicht herabgezogener Pudelmütze,
angetan mit einem umgekehrten Schafspelz, um den
Bauch eine Holzkette, gab wüste Brummtöne von sich,
klirrte mit der Kette und vollführte tolle Sprünge. Er war
also mehr zum Fürchten, ein Kinderschreck auf alle Fälle.
Da waren die tolpatschigen Bewegungen des Schimmels
schon weit lustiger, besonders wenn der hintere Teil
anders wollte als der vordere. Dann konnten sich die
Kinder rein ausschütten vor Lachen. Im großen und
ganzen aber war der ,,Schimmel" (man nannte den ganzen
Zug so) nicht besonders gern gesehen; denn meistens
waren die Darsteller, die gewöhnlich schon dem Alkohol
zugesprochen hatten, nicht leicht loszuwerden. Auch
brachten sie zuviel ,.Rawoasch" ins Haus. So verschloß
man häufig vor dem ,.Schimmel" die Türe. Und doch
hatten wir es bei ihm mit einer alten Vorstellung zu tun;
denn er war Allvater Wodans Schimmelroß.
Auch die den Schimmel begleitenden Tiere - Storch und
Bär - gehörten zu Wodans Gefolge. Besonders der Storch
galt im allgemeinen Volksglauben als heiliges Tier, dem
kein Leid angetan werden durfte. Er bringt dem Hause
Segen, auf dessen Dach er nistet. Die Bauern sagten
sogar, das Gehöft sei durch den Storch vor Blitzschlägen
sicher. Deshalb lockten sie ihn denn auch mit einem auf
den First gelegten Wagenrade an. Seine Freundin in der
Gemeinde des heiligen Franziskus, den Vögeln, ist die
Bachstelze, genannt auch ,,Wöppzoagelche" oder ,.Quäkstörzche".
Nach der Meinung des Volkes bringt er dieses
,,Jungferche Zierlich" auf seinem breiten Rücken aus dem
Süden mit, wenn er zu Mariä Verkündigung (25. März)
eintrifft.
Zu Neujahr muß man etwas Rundes essen. Dazu
gehören Erbsen Linsen und allenfalls noch Bohnen. Das
Karpfenessen und der Brauch, eine Spiegelkarpfenschuppe
in den Geldbeutel zu tun, auf daß man das ganze
Jahr über Geld habe, war gleichfalls in Elbing zu Hause.
Andere Neujahrsbräuche gab es wohl nicht. Die
Neujahrsnacht war eine gute Gelegenheit zum Erzählen
von Spuk- und Gespenstergeschichten, von Schwänken,
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Arturo

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leicht ausriß, verzichtete man auch auf diese
und verankerte den Ring im Holz des Faßbodens. Auch
irdene Töpfe oder gar Blechdosen wurden benutzt, was
aber schon fast an die Teufelsgeigen erinnert. Der
Brummtopf war ein ausgesprochenes Rhythmusinstrument,
mit dem man den Rhythmus eines Liedes
unterstrich. Das "Brummtopflied", wie es allgemein
genannt wurde, hatte 4/4-Takt, wobei der Brummton
jeweils auf den ersten und den dritten Schlag fiel und
diese beiden Schläge besonders heraushob.
Da die Brummtopfjungens für das Instrument Spucke
oder auch Aschenwasser benutzten und es in unserer
Heimat ja manchmal klirrend kalt war und sie in den
Stuben ob des Aschenwassers nicht gerne gesehen waren
und sie vor der Haustür spielen mußten, wobei ihnen bald
bei starkem Frost die Finger schmerzten, kam man zuerst
in der Danziger Gegend auf die Ersatzlösung mit den
Rasselketten, zu denen man ja kein Wasser brauchte.
Allerdings war das Instrument damit völlig seiner eigentlichen
Funktion beraubt, den Rhythmus zu unterstreichen.
Dieser Typ war ein reines Lärminstrument, zu dem man
kein Lied singen konnte und mit dem man nur ein Dauergerassel
vollführte.
In manchen Gegenden unserer Heimat traten diese
Brummtopfspieler auch in Gruppen von drei oder vier
Mann auf, manchmal sogar verkleidet oder maskiert, was
man wohl von den Schimmelreitern übernommen hatte.
Um das Orchester zu verstärken, nahm man meistens
noch eine Teufelsgeige dazu. Sie bestand aus einem
Besenstiel, einer Zigarrenkiste oder offenen Blechdosen,
worüber Drähte oder Bindfäden gespannt als Saiten
gespannt waren. Zusätzlich konnten noch Glöckchen aufgehängt
oder genagelt werden. Auch runde Blechscheiben
oder Schuhcremedosen an der Geige verstärkten die
Rasselgeräusche.
Die Lieder, die gesungen wurden, waren manchmal
bereits von Dorf zu Dorf unterschiedlich, nicht nur im
Text, sondern auch im platten Dialekt, hochdeutsch wurde
seltener gesungen.
Es waren aber nicht nur Lieder mit guten Wünschen für
Herrschaften und Gesinde, sondern auch Bettellieder, bei
denen manche Gruppe sogar ein extra "Bettelweib" mit
einem Korb für die Gaben dabei hatte. In einigen
Gegenden Ostpreußens traten Brummtopfsänger auch
zusammen mit den Sternsingern bzw. den Heiligen Drei
Königen auf.
Zum Abschluß noch ein überliefertes Brummtopflied,
das zur Weihnachtszeit gesungen wurde, sowie ein
zweites Lied, das bereits in Mundart übergeht.
Hans Preuß
Wie auf dieser Zeichnung bliesen unsere Musiker in der
Silvesternacht vom Markttor aus das Neue Jahr ein. ln
Überraschung
Kingersch, stellt die Stiebels raus,
morgen kommt der Nikolaus,
her mit Schlorren und Gamaschen,
morgen gibt es was zu naschen!
Dick und dünn und groß und klein,
alle sollen glücklich sein,
raus mit Bottkes und Babuschen
und dann ab ins Bett zum Schuschen.
Kingersch, stellt auch Pitschen hin,
jede Wusche bringt Gewinn,
Marzipan und Mandelecken
werden sicher köstlich schmecken.
Wenn das Herz auch noch so pocht:
Alle Kingersch ön de Bocht,
seid nicht gnaddrig und voll Sorgen,
freut euch lieber schon auf morgen.
In der Früh', ihr werdet's seh'n,
könnt ihr diesen Brauch versteh'n:
Wahres Glück im Erdenleben
liegt im Schenken und im Geben.
37

zirkulon

Hallo Arthur,
das ist ein sehr interessantes Thema und wenn man zwischen den Zeilen liest
kann man sogar manchen Begriff in´s Hochdeutsche übersetzen.

Kingersch = Kinder (Kinners)
Lebensschöffcheschwömmelosse = Lebensschiffchen schwimmen lassen

Bräuche die ich nicht kannte, woher auch.

Gruß
Michael
Bei allen von mir erstellten Beiträgen berufe ich mich auf :
Artikel 5, GG der BRD.
Artikel 11, Charta der Grundrechte der EU.
Artikel 19, Menschenrechtscharta der UN.

Was Du nicht willst dass man Dir tu,
das füg´ auch keinem Andern zu

adrian

#4
Hallo Arthur,
Hallo Mods, die hier was einrichten können,

vielleicht sollten wir für die Bräuche eine Extrarubrik einrichten. Ich finde es überaus interessant,
die Bräuche aus den einzelnen Teilen der Welt aufzuzeigen und zu sammeln. Ich kenne aus meiner
Heimat auch einige, die im Rahmen unserer technisierten Zeit wohl so langsam in Vergessenheit geraten
werden, das könnten wir verhindern und vielleicht kommt so mancher Historiker und lauscht sich hier
bei uns noch das eine oder andere ab. Was meint Ihr.

Vielen Dank Arthur, ich finde die Berichte aus Ost- und Westpreußen so spannend, dass es Lust auf mehr macht.
Und ich will mal nachdenken, welche Bräuche ich zusammen bekomme.

Gruß Werner

Habe einen xtra Bereich angelegt für diese Themen. Gruß Michael
Suche alles zur 60. Inf.Div. (mot.) (Danziger Division) bis Stalingrad

Arturo


Hallo  Werner,  bitte  fangen  wir an.


Geschichte  der Vergangenheit.

Warum  die Juden  an  der Börse sind.


Es entstanden im Mittelalter die ersten
Handelsvereinigungen (z.B. die Hanse . und Hansestädte
waren nicht nur an der Küste) und auch die Zünfte und
Handwerker fingen an sich in Verbindungen zu
organisieren. Glaubensrichtungen die nicht der oft
staatlichen oder königlichen angehörten wurden vor
allem innerhalb der Handwerkszünfte aus diesen
ausgeschlossen. Dies galt sowohl für Juden, als aber
auch für Jakobiner, Hugenotten, Zigeuner u.a..
Um sich und Ihre Familien ernähren zu können, mußten
sie sich an Berufen orientieren, die die breite Masse
nicht wahrnehmen konnte oder wollte.
Juden waren da etwas im Vorteil, denn schon vor vielen
hundert Jahren wurde in Synagogen Schreiben, lesen und
rechnen für alle Gemeindemitglieder gelehrt.
Dies war in der Kirche aber noch sehr verpönt und ich
weiß von meinem Urgroßvater, das um die Wende des
18/19 Jahrhunderts kaum jemand lesen oder schreiben
konnte in den Dörfern.
So entstanden vor allem in den Hafen- und
Handelsstädten Schreibstuben, Kantore- und
Wechselstuben und Handelskreditbüros die unter
jüdischer Leitung standen. Schon damals gab es
Risikokapital, Warenkredite, und vor allem
Schreibdienste zum kopieren, Verfielfäligen, führen
von handelskladden usw.. Viele Schreiber verdingten
sich in den Häfen und schrieben Briefe für die
Matrosen oder verlasen den Angehörigen Briefe.
Diese Berufe waren sehr wichtig und erforderten ein
hohes Maß an Seriosität und gutem Leumund und wurden
dementsprechend honoriert. So verdienten diese
Randgruppen sehr gutes Geld - was natürlich auch den
Neid anderer erweckte.
Das wertvolle Bild des Schreibers und Geldwechslers
wurde einst von Rembrandt gemalt und vielfach kopiert.
Ich weiß leider nicht mehr wo es hängt.
Es war viele Jahrzehnte üblich - eigentlich bis heute -
Kopien guter Werke zu erstellen und in der Wohnung
aufzuhängen, oder meint ihr vielleicht das die Mona
Lisa in vielen Häusern hängt, weil die Herren sich
einen nie ausgehenden Mädchenpulk erhoffen.
mfg
Dirk

Arturo


              Erinnerungen der Gebräuche  in Danzig zur  Jahreswende.

Wir die Lorbasse, (Böse Buben)  wussten  ja, dass  Alle  um  Mitternacht  sich  auf die Hauptstrasse  begaben, um dort das  Neue Jahr  zu  begruessen  und so bereiteten  wir uns  vor, um  denen die  wir  auf den  Kicker  hatten  einen  Schabernack, einen Streich  zu spielen. Wir hatten schon  die lehren  Marmeladendosen  gesammelt, eine mit Asche die andere mit  Wasser gefuellt, so  wurden sie  einer auf der Anderen an der Wohnungstuere  gelehnt. So wie die Tür  geöffnet wurde, ergoss  sich der  Segen in die  Wohnung. Von weiten  beobachten   wir das  Fluchen der  Gesegneten. Um  Mitternacht, trafen  sich dann  Alle auf  der Hauptstrasse, die Polizeistunde  war  aufgehoben. Es trafen sich
maskierte und  unmaskierte  mit Scherzartikel  und   puderte sich  gegenseitig mit Russbeutel  und  grölten  Prost – Neujahr, scheiss  aufs  alte Jahr. Um  1 Uhr  war der  Spuck  vorbei, und  Einige  bemerkten ,dass beim  Anfassen  des  Haustuerdrueckers, die Hand  daran kleben blieb. Wieder waren  die Lorbasse
mit ihrem  Schabernack am  Werk.

Arthur.