Autor Thema: Geraubte Kunstwerke!  (Gelesen 757 mal)

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Geraubte Kunstwerke!
« am: Mo, 29. Oktober 2007, 12:25 »
Vor 60 Jahren gab Nürnberg den Neptun-Brunnen zurück-Die letzte Reise einer langen Irrfahrt.

1947
Sollte für den  Neptun-Brunnen einmal ein neuer Name gesucht werden, so böte sich „Odysseus-Brunnen" an. Wie der homerische Held musste sich auch der Nürnberger Wasserspeier auf lange Irrfahrten begeben. Seine vorerst letzte Reise trat er vor 60 Jahren an.

Wenn vom Neptun-Brunnen die Rede ist, sollte man zuerst festhalten, welcher
denn gemeint ist. Es gibt die allseits bekannte Kopie im Nürnberger Stadtpark und es gibt das Original in der Sommerresidenz Peterhof vor den Toren St. Petersburgs. Was Irrfahrten anbelangt, so könnten beide viel erzählen. Das Original entstand in den Jahren 1660 bis 1668; der Bildhauer Georg Schweigger und der Goldschmied Christoph Ritter erschufen das barocke Werk. Neptun mit Dreizack und Hofstaat sollte an das Ende des Dreißigjährigen Krieges gemahnen. Doch als es ans Aufstellen gehen sollte, wurde der Rat der Stadt plötzlich zögerlich. Man befürchtete, dass die Wasserversorgung des Brunnens auf dem Hauptmarkt, dem geplanten Standort, sehr teuer käme. Also beschloss man, vorerst mit der „Aufrichtung in Ruhe zu stehen", was schlicht „Baustopp" bedeutete.

Bis 1702 harrte Neptun in Meister Schweiggers Werkstatt, dann wurden die Brunnenteile in den Peunthof (den heutigen Bauhof) geschafft und erstmals zusammengefügt. In all ihrer bronzenen Pracht begannen sie dort zu verstauben. Der wahre Wert des Kunstwerks wurde nur von Reisenden erkannt, denen man Neptun gegen ein geringes Trinkgeld vorstellte. „Prächtigster Springbrunnen in ganz Teutschland" urteilte ein Herr von Blainville, Joachim von Sandrart pries ihn in seiner „Teutschen Academie". Was Wunder, dass bald Kaufangebote eingingen. Den Zuschlag bekam 1797 der russische Zar Paul L: Für 66 000 Gulden wechselte der Meeresgott den Besitzer und zierte fortan den Schlosspark von Peterhof.

Zurück nach Nürnberg
Fast 150 Jahre blieb Neptun unbehelligt, dann kam der Zweite Weltkrieg. 1941 standen deutsche Truppen vor dem damaligen Leningrad. Peterhof wurde besetzt, geplündert und weitgehend zerstört. Neptun geriet in deutsche Gefangenschaft, der Brunnen wurde zerlegt und zurück nach Nürnberg geschafft. Nach dem erhofften Endsieg hätte er möglicherweise vor der Kongresshalle die Fluten des Dutzendteichs regieren sollen, doch vorerst war an eine Aufstellung nicht zu denken. Kaum zurück in der Noris, verschwand der Brunnen im Paniersbunker.

Nach Kriegsende machten sich die Alliierten daran, die von den Nazis geraubten Kunstwerke an die rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben. Auch Neptun war, obschon gebürtiger Nürnberger, natürlich Beutekunst. Die Russen wollten ihn zurück, denn Peterhof sollte in aller Pracht erstrahlen. Im August 1947 gab der amtierende amerikanische Kunstoffizier der Stadtverwaltung den Auftrag, den Brunnen zu„restituieren". Keine leichte Aufgabe für das Bauamt, denn „Bretter, Nägel und anderes Verpackungsmaterial waren so knapp wie die Fettmarken", notierten die Nürnberger Nachrichten. Alle Figuren wurden gereinigt, fotografiert, inventarisiert und in zwölf riesige Kisten verpackt. Am 24. Oktober 1947 begann Neptun seine zweite Reise nach Russland.
 
Der Noris blieb die Kopie.

Diese Zweitausfertigung war 1901/1902 geschaffen worden. Erst kurz zuvor hatte man sich in Nürnberg wieder an den einst verschmähten und verscherbelten Brunnen erinnert. Ein Rückkauf war unmöglich, doch eine Kopie müsste machbar sein. Dies forderte der Kunstprofessor Friedrich Wanderer, der Stadtrat zog
mit und schickte einen Gipsformer nach Peterhof. Die Kosten für den teuren Bronzeguss übernahm 1901 der jüdische Hopfenhändler und Mäzen Ludwig Gerngroß. Seine einzige Bedingung war, die Kopie auf dem Platz aufzustellen, für den das Original geschaffen worden war: auf dem Hauptmarkt.

Mit großem Pomp
Und so geschah es auch, am 22. Oktober 1902 wurde der Brunnen mit großem Pomp enthüllt. Dort stünde er vielleicht noch heute, wäre er den Nazis bei ihren Aufmärschen nicht im Wege gewesen.

Doch auch die Kopie wurde zum Wanderbrunnen. 1934 musste der Meeresgott den braunen Horden weichen und zog nach kurzem Zwischenlager 1937 an den Marienplatz. Wundersamerweise überstand er alle Bombenangriffe ungeschützt im Freien. Die 50er Jahre hindurch thronte er stolz inmitten einer gepflegten Rasenfläche, bis er wieder einmal im Wege stand. Diesmal begehrten die Verkehrsplaner sein bescheidenes Reich, ein Omnibusbahnhof sollte entstehen.

Ab in den Stadtpark hieß es 1962. Die nächste Etappe hätte 1981 der Jakobsplatz sein sollen, der im Zuge des U-Bahn-Baus neu gestaltet wurde. Eine denkwürdige Koalition von CSU, Grünen und DKP verhinderte diesen Plan jedoch, und Neptun II. könnte am Stadtparkweiher bleiben, wo er bis heute residiert.

Bild:Im Jahr 1942 demontierten deutsche Soldaten den Neptun-Brunnen im russischen Peterberg.
Quelle-Sonntagsblitz 28.10.2007 (Bericht vom K.Lehnberger)

mfg
Josef
« Letzte Änderung: Fr, 02. Juli 2010, 19:59 von Ulla »

Offline adrian

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Re: Geraubte Kunstwerke
« Antwort #1 am: Mo, 29. Oktober 2007, 18:08 »
Hallo Josef,

gibt es Bild von heute, vielleicht von Dir gemacht?

Gruß Werner
Suche alles zur 60. Inf.Div. (mot.) (Danziger Division) bis Stalingrad

Offline md11

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Re: Geraubte Kunstwerke !
« Antwort #2 am: Di, 25. Dezember 2007, 16:40 »
Hallo,
hier sind paar Bilder !Der Neptun Brunnen (Kopie) befindet sich im Stadtpark Nürnberg.

mfg
Josef
« Letzte Änderung: Sa, 14. April 2012, 08:17 von md11 »

Offline md11

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Re: Geraubte Kunstwerke
« Antwort #3 am: So, 23. November 2008, 08:54 »
Stumme Zeugen 
In deutschen Bibliotheken stehen geschätzt eine Million Bücher, die in der Nazi-Zeit geraubt wurden. Während manche Bibliothekare wie Detektive nach ihnen suchen, interessieren sich viele nicht für das schwierige Erbe in ihren Beständen.
Hier zum weiterlesen:

Artikel
mfg
Josef
« Letzte Änderung: Sa, 14. April 2012, 08:02 von md11 »

Offline md11

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Re: Geraubte Kunstwerke!
« Antwort #4 am: Sa, 14. April 2012, 08:03 »
Aus der Westfalenpost 13.04.2012

Offline md11

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Re: Geraubte Kunstwerke!
« Antwort #5 am: Mo, 08. Oktober 2012, 06:04 »
was alles so gibt!!!
aus der Bildzeitung 28.09.12

Offline md11

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Re: Geraubte Kunstwerke!
« Antwort #6 am: Sa, 12. Januar 2013, 09:55 »
Guten Morgen,
hab hier einen alten Artikel noch gefunden : "Der Reichsmarschall möchte alles haben"

mfg
Josef

 


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