Siershahn Westerwald - Gedenkstätte Gefangenenlager "Am Berggarten"

Begonnen von Alter Fritz, So, 03. Februar 2013, 15:37

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Alter Fritz


Am 13. Mai 1945 begann der Ausbau des Gefangenenlagers ,,Am Berggarten" zwischen Siershahn und Ebernhahn durch die amerikanische Besatzungsmacht. Ca. 25 Hektar landwirtschaftlich genutztes Gelände zwischen Poststraße und Autobahn - einschließlich der Werksanlagen der Keramchemie - wurde mit zwei Meter hohen Stacheldrahtzäunen umgeben. In dem Lager wurden 25.000 bis 30.000 Gefangene (ehemalige Soldaten - darunter zahlreiche Versehrte, Amputierte - aber auch zahlreiche Zivilisten) unter freiem Himmel zusammengepfercht.

Die eingelieferten Gefangenen waren in den Augen der Amerikaner keine Kriegsgefangene, sondern sogen. Disarmed Enemy Forces (DEF) ... Männer, Frauen und Jugendliche, die nach der deutschen Kapitulation auf dem Weg in ihre Heimat von amerikanischen Patrouillen aufgegriffen und grundlos verhaftet wurden.

Am 8. Juli 1945 wurde das Lager der französischen Besatzungsmacht übergeben.

Wie die Außenwelt das Lager erlebte, zeigt ein Bericht des "Grafen Meran", der am 27. August 1945 die Werksleitung der Keramchemie aufsuchte: ,,Ein Blick in das kreuz und quer mit Stacheldraht umzäunte und mit Laufstegen durchsetze Gelände, das mit Wachtürmen umgeben war, war ein Blick ins Elend und in die Trostlosigkeit. Die Erde von den Bahngleisen bis zur Höhe des Berges bewegte sich von Menschen, die im Schlamm der Erde, die sich durch die häufigen Regengüsse in einen Sumpf verwandelt hatte, lagen. Ein Inferno, das derjenige, der es gesehen hat, niemals vergessen wird. Was durch Hunger, Krankheit und Verzweiflung Tausende damals auf nackter Erde erleben mussten, ist unvorstellbar, und viele Menschen haben das Lager nicht mehr lebend verlassen. Ununterbrochen fielen Schüsse, und es war lebensgefährlich, sich dem Stacheldraht zu nähern."

Das Leben in dem Schreckenslager war geprägt von vorsätzlichen Zwangsmaßnahmen, die zum Tode der Häftlinge führten: Wahlloses Erschießen von Häftlingen, Verweigerung ärztlicher Hilfe, vollkommen unzureichende Ernährung sowie katastrophale Unterbringung (unter freiem Himmel) und unzureichende Kleidung.

Anfang August 1945 begann die Auflösung des Lagers. Alle, die unter 17 und über 40 Jahre alt waren und nicht zu einer Waffen-SS- oder Polizeiformation gehörten, wurden entlassen. Alle anderen wurden in Marschblocks zu je 500 oder 1000 Mann eingeteilt und auf LKW getrieben und abtransportiert. Anfang September 1945 war das Lager zur Hälfte geleert, und täglich gingen die Lastwagentransporte in das nahe gelegene Rheinwiesenlager Andernach. Dort erfolgte bald darauf die Verladung in Viehwaggons zum Weitertransport nach Frankreich, wo sie u.a. zum Minenräumen eingesetzt wurden.

1961 richtete die Landesregierung in Zusammenarbeit mit dem Volksbund ,,Deutsche Kriegsgräberfürsorge" auf dem Siershahner Friedhof für die Toten des Lagers eine Kriegsgräberstätte ein, die am Volkstrauertag 1961 feierlich eingeweiht wurde. Wieviele Menschen dort zu Tode gekommen sind wird sich wohl nie klären lassen, da die Toten auf verschiedene Friedhöfe der Umgebung verteilt oder einfach in Massengräbern verscharrt wurden. Zum Glück hat das Lager nur wenige Monate bestanden und so hielten sich die Verluste einigermaßen in Grenzen.

Link: http://roncskutatas.hu/node/1466

Quelle: http://www.forum-historicum.de/militaerhistorische-sehenswuerdigkeiten-rund-um-koblenz.html