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Kreuz für Tote der letzten Weltkriegstage wurde am Sonntag nach langer Debatte eingeweihtELSHOLZ - „Sag mir, wo die Blumen sind, wo sind sie geblieben?“ Mit diesem Antikriegslied wurde am Sonntag offiziell ein Gedenkkreuz auf dem Elsholzer Friedhof eingeweiht, das an die Flucht von 120 000 Wehrmachtssoldaten in Richtung Elbe im Frühjahr 1945 erinnert. Auf zwei Gedenktafeln neben dem Kreuz sind die Namen der 110 Toten, die es bei der Schlacht zwischen den Truppen und der Sowjetarmee allein in Elsholz gab, eingraviert. Die Soldaten wollten sich rechtzeitig auf amerikanisches Territorium retten, um nicht in sowjetische Kriegsgefangenschaft zu geraten.„Die flüchtenden Armeen kamen von Schönefeld und Wittbrietzen nach Elsholz, wo ihnen der Durchbruch durch die sowjetischen Truppen gelang“, erklärt Ortschronist Günter Käbelmann die Bedeutung von Elsholz. Mit der Gedenkstätte soll keine Aufrechnung verbunden sein, wer welche Kriegsverbrechen begangen hat.Als Zeichen der Versöhnung war auch Andrey Isaev anwesend, ein Vertreter der Botschaft der Russischen Föderation. „Hier fand gemeinsame Geschichte statt. Initiativen wie diese sind wichtig, um die Geschehnisse zwischen den Völkern nicht in Vergessenheit geraten zu lassen“, so Isaev. Ins Leben gerufen wurde die Initiativgruppe „Ort der Erinnerung in Elsholz“ von Günter Käbelmann und – unter anderem – dem früheren Beelitzer Pfarrer Wolfgang Stammnitz, Vorrecherchen stammten von einer Interessengemeinschaft aus Ferch. Auch dort fanden Teile der Schlacht statt.Kritikern, die befürchten, man würde in Elsholz eine neue Stätte für nationalsozialistisches Gedenken schaffen, entgegnet Günter Käbelmann: „Wir ehren hier keine Kriegsverbrecher, diese hatten sich schon lange vorher abgesetzt.“ Die flüchtenden Soldaten waren größtenteils Jugendliche. Sie schafften es sogar, aus den Beelitzer Heilstätten noch 3000 Verwundete an die Elbe zu bringen.Allein im Beelitzer Umland starben in den letzten Kriegstagen 2200 Menschen, noch immer werden Leichen und Munition auf den Feldern gefunden. „Die Generäle zogen die Kapitulation lange hinaus, da sie so vielen Menschen wie möglich die Flucht aus den sowjetisch besetzten Gebieten ermöglichen wollten“, sagt der Ortschronist. Er selbst hat das Holzkreuz gebaut, vor einem Jahr begann die Planung des Denkmals. Ursprünglich sollte das Kreuz größer ausfallen und einen Sockel erhalten. „Das wollen wir in den nächsten Jahren noch nachholen“, so Käbelmann. (Von Enrico Bellin)