Wien, Österreich

Begonnen von Adjutant, Mo, 08. Januar 2007, 16:40

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Adjutant

NEUE  FREIE  PRESSE    Wien, Samstag  29.September 1906

DIE  ENTHÜLLUNG  DES  DEUTSCHMEISTER – DENKMALS

Um ein imposantes, charakteristisches Denkmal ist die Stadt Wien heute reicher geworden. – Ein neues, hoch emporragendes und weithin sichtbares Wahrzeichen, das mit der Bevölkerung der Stadt innig verknüpft ist, ist dem Straßenbilde Wiens neu eingefügt worden.

Die ehemaligen Mitglieder des Hausregiments der Stadt Wien,  die alten Hoch- und Deutschmeister, die in den Liedern so oft besungenen "Wiener Edelknaben" haben zu  Ehren des Regiments ein prächtiges Monument erstehen lassen. – Das Denkmal erhebt sich auf dem Deutschmeisterplatz, der am Schottenring gelegen, für das monumentale Werk einen würdigen Rahmen bietet

Das Denkmal ist von einer architektonisch ausgestalteten Anlage umgeben, zu der Stufen empor führen. – Im Hintergrund wird das prächtige Bild von dem Ziegelrohbau, der festungsartigen Roßauer Kaserne abgeschlossen. 
Bildhauer Johannes  BENK hat das Denkmal geschaffen und Architekt  WEBER  hat den architektonischen Rahmen entworfen.

Heute um 11Uhr vormittags wurde in Vertretung des Kaisers die feierliche Enthüllung durch den Oberstinhaber des Regiments Hoch- und Deutschmeister Erzherzog  EUGEN vorgenommen.  Der Feier wohnten fast alle offiziellen Persönlichkeiten der Stadt, Vertreter der Hof-, Militär- und Zivilbehörden und der Gemeindevertretung bei. Der Festplatz wies eine reiche Dekoration auf. – Flaggenmasten und Festons mit wehenden Fahnen markierten den Eingang. – Vor dem Festzelt war ein prächtig geschmücktes, mit rotem Samt drapiertes Kaiserzelt errichtet. – Auch die Häuser des Schottenrings hatten Flaggenschmuck angelegt. -  Von der Augartenbrücke bis zur Börsegasse  war der Schottenring für jeden Verkehr um halb 10 Uhr abgesperrt worden.

Bei dieser DEUTSCHMEISTER-DENKMAL-Einweihung (und Enthüllungsfeier) war das k.u.k. Infanterieregiment Nr.4 Hoch- und Deutschmeister in Parade anmarschiert, weiters waren auch das Deutschmeister-Schützenkorps, sowie auch der Militär-Veteranen-Verein Hoch- und Deutschmeister und auch ehemalige und bereits abgerüstete Soldaten des Hoch- und Deutschmeisterregiments bei dieser DEUTSCHMEISTER-DENKMAL-EINWEIHUNGSFEIER anwesend.
Auch darüber nun ein Zeitungsbericht.

Das Hoch- und Deutschmeister-Regiment selbst war in Parade ausgerückt, um dem Festakte beizuwohnen. – Auch das Deutschmeisterschützenkorps in seiner kleidsamen Uniform bot ein hübsches Bild. Die ehemaligen  Deutschmeister waren in bürgerlicher Kleidung, schwarzem Rock und Zylinderhut, gruppenweise gekommen.

Je näher die Stunde der Enthüllung heranrückte, desto mehr füllte sich der Festplatz, der auch von einer dichten Menschenmenge umdrängt war. --- Neben dem Kaiserzelt war ein Zelt für die Geistlichkeit errichtet, wo Feldvikar Bischof BELOPOTOCZKY die kirchliche Zeremonie der Denkmalweihe vornahm.

Fortsetzung folgt
" Tradition ist die Flamme hüten und nicht die Asche bewahren "
Grüße aus Wien

Adjutant

Der Habsburger Erzherzog EUGEN – der Obrist-Inhaber des Deutschmeisterregiments war auch der Hoch- und Deutschmeister des Deutschen Ritterordens – und dieser war am 29.September 1906 um 11 Uhr vormittags am Deutschmeister-Platz erschienen und wurde dort von den Mitgliedern des Deutschmeister-Denkmal-Komitees freundlich empfangen. – Danach begab man sich zum Kaiserzelt, wo Erzherzog Eugen vom Wiener Bürgermeister Dr.Lueger begrüßt wurde.

Darüber nun ein weiterer Zeitungsbericht:

Um 11 Uhr erschien Erzherzog EUGEN in Begleitung des Kammervorstehers Obersten Baron HENNINGER auf dem Festplatze und wurde mit den Klängen der Volkshymne begrüßt. Nebst Erzherzog EUGEN  war auch Erzherzog  RAINER in Begleitung des Obersthofmeisters GM, Grafen  ORSINI – ROSENBERG erschienen.

Erzherzog EUGEN wurde von den Mitgliedern des Denkmalkomitees empfangen und zum Kaiserzelt geleitet, wo Bürgermeister  Dr. LUEGER als Ehrenpräsident des Festkomitees an den Erzherzog eine Ansprache hielt, in der er an das vor 10 Jahren gefeierte 200-jährige Jubiläum der Hoch- und Deutschmeister erinnerte. – Damals hielt das Regiment anlässlich dieses Jubiläums wieder seinen Einzug in Wien. Damals sei die Anregung von der Gemeinde ausgegangen, dem Regiment ein würdiges Denkmal in Wien zu widmen.

Danach hatte der Wiener Bürgermeister  Dr. LUEGER die Eröffnungsrede zur Deutschmeister-Denkmal-Einweihung gehalten und folgendes gesagt:

"Nicht ausschließlich militärische Tugenden", sagte Dr. Lueger, "sollten durch das Denkmal verherrlicht werden,  sondern jene,  welche den Soldaten in gleicher Weise wie den Bürger auszeichnen: 
      die Liebe und Treue zu  Kaiser und Vaterland. –
Die kaiser- und vaterlandstreuen Bürger der alten Reichshaupt-und Residenzstadt haben jenen Helden, die für Kaiser und Vaterland bluteten, ein Denkmal gesetzt zum Zeichen ihrer glühenden nie vergessenden Dankbarkeit und als immerwährende Mahnung für kommende Geschlechter.
Das noch unter der Hülle verborgene Denkmal versinnlicht mehrere Marksteine in der Geschichte des Deutschmeister-Regiments. – Und wie wir mit Stolz der Heldentaten unserer Söhne gedenken,  so erinnern wir uns auch ehrfurchtsvollst jener,  die,  mit Weisheit und Treue die Geschicke ihrer Völker leitend, ihnen den Weg gewiesen haben;  der erhabenen Herrscher aus der Dynastie Habsburg. --- Und ich weiß die ganze Bevölkerung mit mir einig, wenn ich diese patriotische Feier zum Anlass nehme, um Se. Kaiserliche und königliche Apostolische Majestät und dem Allerhöchsten Kaiserhause neuerlich die Versicherung, unwandelbarer Treue und Ergebenheit zu Füßen zu legen."

Dr. Lueger schloss seine Rede mit einem Hoch auf den Kaiser und bat den Erzherzog, das Zeichen zur Enthüllung des Denkmals geben zu wollen.

Anschließend hatte Erzherzog  EUGEN  folgende Ansprache gehalten
Und darüber ein weiterer Zeitungsbericht:

REDE  DES  ERZHERZOGS  EUGEN

Erzherzog  EUGEN  erwiderte auf die Ansprache des Bürgermeisters  Dr.Lueger folgendes:
"Durch die Errichtung des Deutschmeisterdenkmals hat die Reichshaupt- und Residenzstadt Wien in würdigster Form eine Dankesschuld abgetragen, jenen ihrer Söhne,  welche in vergangenen Tagen, um die Fahne des glorreichen Hausregiments geschart,
FÜR  FÜRST  UND  VATERLAND  OPFERMUTIG  IHR  LEBEN  EINSETZTEN  und damit ein  ERHABENES   BEISPIEL  FÜR  KOMMENDE  GESCHLECHTER  gaben.

Seine Majestät, unser Allergnädigster Kaiser und Herr vereinen am heutigen Tage den Ausdruck Allerhöchstener  DANKBARKEIT  FÜR  DIESE  HELDENHAFTEN  ANGEHÖRIGEN DES  HOCH- und DEUTSCHMEISTER-REGIMENTS  mit jenem der WIENER  BÜRGER  in dem aufrichtigen Wunsche, daß die ruhmvollen Taten und die selbstlose Hingabe der Vorfahren,  denen dieses Monument geweiht ist, auch in der Zukunft den Wienern ein Ansporn zu ebensolchen dem Vaterlande zur Ehre und zum Wohle gereichenden Leistungen seien.

Möge die göttliche Vorsehung über diesem Denkmale walten, auf daß es auf immerdar für die Wiener Stadt ein unvergängliches Wahrzeichen loyaler, echt patriotischer Gesinnung und zielbewußter Betätigung derselben bleibe.
Und  nun  falle die Hülle !"

Danach senkte sich die Hülle und das Deutschmeister-Denkmal wurde sichtbar. Und zeigte nun seine schöne, wohlgestaltete Form mit dem Fahnenträger des Hoch- und Deutschmeisterregiments auf der Denkmalspitze.
Bei der Enthüllung hatte das Deutschmeisterregiment einen Ehrensalut mit den Gewehren abgegeben und die Musikkapellen hatten danach die österreichische Volkshymne erklingen lassen.

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#32
Auch darüber nun folgender Zeitungsbericht:

DIE  ENTHÜLLUNG  DES  DENKMALS

Der Erzherzog gab das Zeichen; langsam senkte sich die Hülle, und als das hochragende Denkmal in seinem Glanze den Blicken sichtbar wurde, gab die ausgerückte Truppe des Hoch- und Deutschmeister-Regiments den Ehrensalut, und alle ausgerückten Musikkapellen intonierten die Volkshymne.
Nachdem die Musikklänge verrauscht waren, nahm Feldvikar BELOPOTOCZKY die kirchliche Weihe des Denkmals vor und hierauf trug der Wiener Sängerverband unter Leitung des Ehrenchormeisters KIRCHL   eine Festhymne vor. -  Der Obmann des Denkmalkomitees Stadtrat  HRABA, übergab nun das Denkmal dem Bürgermeister in die Obhut der Gemeinde und überrechte ihm die Widmungsurkunde.
Auf dieser Widmungsurkunde für das Deutschmeister-Denkmal ist folgender Text
niedergeschrieben:
"Unter der glorreichen Regierung Sr. K. u.  k. Apostolischen Majestät unseres allergnädigsten Kaisers und Herrn  FRANZ   JOSEF   I.  und unter dem Bürgermeister  Dr. Karl  LUEGER wurde das Deutschmeisterdenkmal errichtet."
An der  ERRICHTUNG  des   DEUTSCHMEISTER-DENKMALS  hatten mitgewirkt –
der Architekt Anton  WEBER, der für das Fundament verantwortlich war,  von den KONOPISCHTER  GRANITWERKEN  wurden die Sockelsteine geliefert,  die Steinmetzarbeiten wurden von der Firma  FRANCINI  durchgeführt,  von der Kunstgießereifirma Johann  FRÖMMELS  SÖHNE  erfolgte die Eisenherstellung und der Bildhauer Johannes  BENK  formte die Figuren und die Gestaltung des Deutschmeister-Denkmals.

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#33
Für die  STADT WIEN  ist das  DEUTSCHMEISTER-DENKMAL  am  DEUTSCHMEISTER-PLATZ   ein wertvolles, künstlerisches  BAUWERK  und eine schöne  SEHENSWÜRDIGKEIT im  STADTBILD  und für das  HOCH- und DEUTSCHMEISTER-REGIMENT  ein bedeutendes und sichtbares  WAHRZEICHEN, wo sich die treue, innige VERBUNDENHEIT  MIT DER  WIENER BEVÖLKERUNG (mit dem Schriftzug: DIE  WIENER  IHREN  DEUTSCH-MEISTERN ) deutlich sichtbar ausdrückt.

Darüber nun folgender Zeitungsbericht:

Um ein imposantes, charakteristisches Denkmal ist die Stadt Wien heute reicher geworden. – Ein neues, hoch emporragendes und weithin sichtbares Wahrzeichen, das mit der Bevölkerung der Stadt innig verknüpft ist, ist dem Straßenbilde Wiens neu eingefügt worden. Die ehemaligen Mitglieder desHausregiments der Stadt Wien, die alten Hoch- und Deutschmeister, die in den Wiener Liedern so oft besungenen "Wiener Edelknaben", haben zu Ehren des Regiments ein prächtiges Monument erstehen lassen. – Das Denkmal erhebt sich auf dem Deutschmeisterplatz, der am Schottenring gelegen, für das monumentale Werk einen würdigen Rahmen bietet. Das Denkmal ist von einer architektonisch ausgestalteten Anlage umgeben, zu der Stufen empor führen. Im Hintergrund wird das prächtige Bild von dem Ziegelrohbau der festungsartigen Roßauer-Kaserne abgeschlossen. Bildhauer Johannes  BENK  hat das Denkmal geschaffen und Architekt  WEBER  hat den architektonischen Rahmen entworfen.
Heute um 11 Uhr vormittags wurde in Vertretung des Kaisers die feierliche Enthüllung durch den Oberstinhaber des Regiments Hoch- und Deutschmeister Erzherzog  EUGEN  vorgenommen. – Der Feier wohnten fast alle offiziellen Persönlichkeiten der Stadt, Vertreter der Hof-, Militär- und Zivilbehörden und der Gemeindevertretung bei.
Bürgermeister  Dr.  LUEGER  versprach, daß die Stadt Wien und ihre Bewohner das Denkmal treulich bewahren werden als Zeichen patriotischer Gesinnung.
Hierauf erfolgte die Besichtigung des Denkmals durch den Erzherzog, der sich über die Schönheit des Monuments mit Worten lobendster Anerkennung äußerte.

Später wurde das Deutschmeister-Denkmal besichtigt und eine Defilierung der ausgerückten Truppen, des HOCH- und DEUTSCHMEISTER-REGIMENTS und auch der anderen Deutschmeister-Vereine (=Militär-Veteranen-Verein Hoch- und Deutschmeister und  DEUTSCHMEISTER  SCHÜTZENKORPS)  beendete dann am DEUTSCHMEISTER - PLATZ diese DEUTSCHMEISTER-DENKMAL-  EINWEIHUNGSFEIER:

Eine weitere festliche Veranstaltung zu diesem Anlaß waren dann am Samstagnachmittag die Konzerte der Musikkapellen in der Rotunde  im Prater.
Über die Defilierung der ausgerückten Truppen beim  DEUTSCHMEISTER-DENKMAL nun folgender  (kurzer) Zeitungsbericht:
Mit der Defilierung der ausgerückten Truppe, des Veteranenvereines Hoch- und Deutschmeister, des Deutschmeister-Schützenkorps und aller anderen Vereine schloß die Feier.
Am Samstagnachmittag wurden in der Rotunde Konzerte mit sechs Musikkapellen veranstaltet und die Schlußfeier erfolgte dann am Sonntag (30.September 1906) mit einem Mannschaftsfest des Hoch- und Deutschmeisterregiments in der Rotunde.

Ende
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Adjutant

Österreichisches Heldendenkmal im Äußerern Burgtor der Wiener Hofburg

Geschichte und Neukonzeption
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bücherwurm

Weitere Infos:

http://www.bmlv.gv.at/organisation/beitraege/heldendenkmal/index.shtml

Forschungsprojekt: Die Gedenkstätten des Österreichischen Heldendenkmals im Äußeren Burgtor der Wiener Hofburg. Dokumentation und Analyse staatlicher Gedenkkultur: http://www.oeaw.ac.at/ikt/forschungen/heldendenkmal/

Adjutant

Hallo Bücherwurm,

Danke für die Infos

LG
Wolfgang
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bücherwurm

Aktuell gibt es eine Debatte um die Gedenktafeln in der Stiftskirche, besonders um die Tafel für Generaloberst Alexander Löhr. Die Tafel für Löhr hat der Wiener Aero Club gestiftet.

Siehe dazu Standard, 25.9.2014: http://derstandard.at/2000006039971/Kritik-an-Gedenktafel-Der-unvergessliche-Kamerad

Adjutant

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Adjutant

#39
Gedenktafel im Haus der Begegnung in 1210 Wien, Angererstrasse 14

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