Lager/GULag Perm-36

Begonnen von md11, Di, 20. Januar 2009, 20:47

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md11

Perm (Пермь) ist eine Binnenhafenstadt an der Kama in Russland nahe dem Gebirge Ural mit 1.037.700 Einwohnern (2008). Die Stadt liegt 1.385 km östlich von Moskau und ist damit die östlichste Millionenstadt Europas.


Geschichte des Lagers – von ITK-6 zu Perm-36

Das Lager Perm-36 existierte mehr als 40 Jahre. 1943 wurde es im Dorf Kučino im Bezirk der Stadt Čusovoj, im Permer Gebiet im Ural gegründet, seit 1946 befindet es sich an seinem heutigen Standort. Von 1946 bis 1972 trug es die Bezeichnung ITK-6 (Arbeitsbesserungsanstalt No.6 - исправительно-трудовая колония №6). ITK-6 war ein typisches Lager seiner Zeit. Während das Gulag-System in den 1930er Jahren aus großen, weit voneinander entfernten Lagern bestand, ging man Ende der 1940er Jahre dazu über, Lagernetzwerke mit kleinen Lagern (um die tausend Häftlinge), die sich unweit voneinander entfernt befanden, zu errichten. Diese Lager waren billig zu erbauen und meist von kurzer Lebensdauer: nachdem die Arbeistaufgaben erfüllt worden waren (Bau eines Kanals, Holzfällarbeiten), zogen die Häftlinge weiter und die Lager wurden entweder zerstört oder dem Verfall preisgegeben. ITK-6 wurde als Lager für Holzfällarbeiten gegründet. Auf Grund seiner für den Holzabtransport günstigen Lage, direkt am Fluss Čusovoj, wurde das Lager nach der Rodung der umliegenden Waldgebiete allerdings nicht verlassen, sondern aufgerüstet und technisiert, so dass mit Lastwagen und Traktoren auch weiter entfernt gelegene Waldstücke erreicht werden konnten. Außerdem wurden auf dem Lagergelände Abstellräume und verschiedene Werkstätten, so eine Schmiede und ein Sägwerk, erbaut. ITK-6 war das erste mechanisierte Lager der Region und eines der ersten des Landes. 1952 wurde eine der vier Wohnbaracken zum Küchengebäude mit Speisesaal umgebaut.

Nach Stalins Tod 1953 wurde ITK-6 auf Grund seiner guten Infrastruktur und Ausstattung im Gegensatz zu vielen anderen Lagern nicht geschlossen. Ab 1954 saßen in ITK-6 hochrangige Mitglieder verschiedener staatlicher Organe (Polizei, Geheimdienst, Gerichte) ein, die einst selbst Menschen in die sowjetischen Arbeitslager geschickt hatten. Diesen besonderen Gefangenen kamen eine Reihe Sonderrecht zu, wie bessere Verpflegung, aber auch das Kulturprogramm des Lagers wurde für sie ausgebaut, so bekamen sie sogar ausländische Filme zu sehen. Allerdings hielt die Verfolgung und Verurteilung der Verbrechen der Gehilfen Stalins nicht lange an, und schon bald saßen nur noch einfache Mitglieder dieser Organe für gewöhnliche Verbrechen in ITK-6 ein.

In dieser Zeit wurden die Sicherheitsmaßnahmen in ITK-6 deutlich verschärft. Der simple Grund dafür: die gute Kenntnis gewöhnlicher Sicherheitssysteme der neuen Häftlinge. Neben einer Verstärkung der Zäune wurden neue Alarm- und Signalisationssysteme installiert. In der Zeit von 1954 bis 1972 diente ITK-6 als einziges Lager der UdSSR für "besondere Zwecke". Im Zuge der neuen Repressions- und Isolationspolitik der Sowjetregierung gegen politische Dissidenten zu Beginn der 1970er Jahre wurde ITK-6 mit seinen hohen Sicherheitsstandards zum Lager für politische Gefangene. Zu diesem Zweck wurden die Sicherheitsvorkehrungen erneut verschärft: so wurde das alte Ofenheizsystem, das bis dahin die Möglichkeit zum Weiterleiten geheimer Nachrichten gab, durch ein Zentralheizungssystem ersetzt. Auch die Zäune und Alarmsysteme wurden erneut verschärft. 1972 erhielt ITK-6 entsprechend der verschärften Geheimhaltungspolitik eine neue Kodierung: VS-389/36. Daraus leiteten Menschenrechtsaktivisten den Namen ,,Perm-36 – Lager für politische Häftlinge" ab.

Neben dem strengen Regime in Perm-36 (in der UdSSR wurden vier Sicherheitsstufen unterschieden: einfaches, verstärktes, strenges und besonderes Regime) wurde in dieser Zeit der Sektor des besonderen Regimes von Perm-36 in Betrieb genommen, der sich einige hundert Meter vom Stammlager entfernt befand. Hier wurden von 1980 bis 1987 die "besonders gefährlichen Wiederholungstäter" der "besonders gefährlichen Staatsverbrecher" 24 Stunden am Tag in ihren Zellen eingesperrt gehalten. Diese Gefangenen hatten wegen "Verbrechen gegen den sowjetischen Staat" (Artikel 70 des Strafgesetzbuchs der UdSSR: ,,antisowjetische Agitation und Propaganda") Haftstrafen abgesessen und waren dann erneut wegen ähnlicher "Verbrechen" verurteilt worden. Bei den Gefangenen handelte es sich u.a. um Aktivisten nationaler Unabhängigkeitsbewegungen (Ukraine, Baltikum), um Menschenrechtler und Mitglieder der sog. ,,Moskauer Helsinki-Gruppe". Das besondere Regime von Perm-36 war das erste und einzige Lager in der gesamten Sowjetunion, das ausschließlich für politische Häftlinge bestimmt war. Dieser Lagerteil war wesentlich kleiner als der Teil des strengen Regimes: gleichzeitig saßen hier zwischen 35 und 40 Häftlinge ein. In seinem siebenjährigen Bestehen, durchliefen 56 Häftlinge das besondere Regime. In diesen sieben Jahren starben dort offiziell bestätigt sieben Menschen, der berühmteste unter ihnen: der auf Anregung Heinrich Bölls für den Literaturnobelpreis vorgeschlagene ukrainische Dichter Wassyl Stus, sowie drei weitere Mitglieder der ukrainischen ,,Helsinki-Gruppe": Jurij Litvin, Valerij Marčenko und Aleksa Tichij.

Bei der Schließung des Lagers 1987 wurden die meisten dieser politischen Gefangenen begnadigt. Nach der Schließung wurde der Teil des strengen Regimes des Lagers dem Gesundheitsamt übergeben, dass auf dem Gelände ein Heim für geistig Behinderte einrichtete. Im Zuge dieser Umfunktionierung, wurden die Sicherheitssysteme beseitigt und viele der Gebäude umgebaut oder zerstört. Nachdem 1989 ein ukrainisches Fernsehteam eine Reportage über das besondere Regime von Perm-36 gedreht hatte, wurden vom Permer Amt für Strafvollzug die sich dort noch befindenen Sicherheitssysteme demontiert.

Im Jahr 1994 eröffnete die russische Nichtregierungsorganisation "Perm-36" die Gedenkstättte der Geschichte politischer Repressionen "Perm-36" auf dem Gelände des ehemaligen Arbeitslagers.
Quelle:Wikipedia

Hier die Seite über das Museum/Gedenkstätte in Perm:

Gulag Perm-36

mfg
Josef

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